Im Kloster fasten: Heilsamer Verzicht

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Richtig Fasten mit Pater Maximilian Grund
Pater Maximilian Grund aus Münsterschwarzach gibt Tipps zur Fastenzeit.
FotoS: Barbara Herrmann
Fasten-Tipps von Schwester Ruth Meili
Für Schwester Ruth Meili von der Communität Casteller Ring ist die Fastenzeit voller Chancen.
Barbara Herrmann
So ergeht es den Geistlichen in der Fastenzeit vor Ostern.
Fastenzeit im Kloster
Congerdesign/pixabay

Fasten hat religiöse oder spirituelle Hintergründe, dennoch stellt es auch für Ordensleute eine Herausforderung dar. Was kann die Zeit des Verzichts bis Ostern für den Körper und Geist bewirken?

  • Pater und Ordensfrau erzählen von ihren Erfahrungen beim Fasten 
  • näher zu sich selbst finden mit Fasten 
  • wie bewältigt man die herausfordernde Zeit vor Ostern 

Auf Dinge zu verzichten, die normalerweise nicht aus dem Alltag wegzudenken sind, ist hart. Das macht die Fastenzeit zu einer anstrengenden Zeit im Jahr. Diese ist oft aber lohnenswert. Im Folgenden erfährst du, wie eine Ordensfrau und ein Pater damit umgehen und was man sich als Resultat für das eigene Leben erhoffen darf. 

Was treibt eine Ordensschwester zum Fasten an?

Schokolade. Der Klassiker. Sie wegzulassen fällt vielen schwer – auch Schwester Ruth Meili. Die Ordensfrau von der Communität Casteller Ring auf dem Schwanberg (Lkr. Kitzingen) hat es sich trotzdem vorgenommen für die Fastenzeit. Oder gerade deswegen. Nicht aber, um abzunehmen oder gar „den Alltag zu vergrauen“, wie sie betont. Dahinter stecke eine zentrale Frage: „Worauf will ich verzichten, um mehr innere Freiheit zu gewinnen?“

Wenn die Schwester über das Fasten spricht, tut sie es voller Begeisterung. Man ahnt, dass dahinter viel mehr stecken sollte als die Hoffnung auf etwas weniger Hüftspeck. Das wichtigste Thema sei vielmehr, der Sehnsucht Raum zu geben in diesen 40 Tagen. Wahrzunehmen, was die verborgenen Träume zudeckt. Dieses Zudecken könne Essen sein, Einkaufen, noch ein Film abends oder der ständige Gebrauch des Smartphones. Da gehe es den Ordensleuten nicht anders als allen anderen. Trotz des klösterlichen Lebens lagere sich viel ab. „Wir sind als Ordensfrauen auch nicht gefeit vor Alkohol oder davor, zu viele Bücher zu kaufen.“ Auch Meili sitzt abends oftmals noch zu lang am Computer oder greift bei Stress zur Schokolade.

Die evangelisch-lutherischen Ordensschwestern des Schwanbergs leben nach den Regeln des Heiligen Benedikt. Darin heißt es, der Mönch solle immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit. Allerdings erkannte schon der Ordensgründer im 6. Jahrhundert: „Doch dazu haben nur wenige die Kraft.“

Ablenkung durch neue Medien – auch im Kloster

Da nimmt sich auch Pater Maximilian Grund von den Benediktinern in Münsterschwarzach nicht aus. Die Ablenkungen im Alltag, auch durch die neuen Medien, seien groß. Die Fastenzeit diene dazu, sich zu fokussieren, etwas Überflüssiges abzulegen, um sich besser aufs Gebet konzentrieren zu können. Für ihn persönlich bedeutet das, auf Fleisch zu verzichten. Fällt ihm das schwer? Der Pater hält kurz inne – und sagt dann mit Nachdruck: „Ja.“ Dennoch ist er überzeugt: „Das Fasten soll mir dienen, nicht mich kasteien.“

In dem katholischen Kloster verfolgen die Mönche unterschiedlichen Alters bis Ostern kein gemeinsames Ziel, doch die Woche sei anders gestaltet. An den Freitagen hält der Abt einen geistlichen Vortrag als Impuls, danach folgt eine „geschützte Zeit“ von einer Stunde, um das persönliche Gebet zu pflegen. Zudem tragen die Benediktiner violette Gewänder und der Gottesdienst ist schlichter gestaltet. Beim Ein- und Auszug bleibt es stumm in der großen Abteikirche. „An Ostern darf die Orgel dann wieder brausen“, sagt Pater Maximilian voller Vorfreude.

Fehlende Nachspeise trübt die Stimmung im Kloster 

Auch in der St. Michaelskirche auf dem Schwanberg wird die Fastenzeit sichtbar: Das schlicht gehaltene Gotteshaus hat bis Ostern keinen Blumenschmuck und das Passionskreuz ersetzt das normale, sogenannte Hostienkreuz. Zudem ertönt für die Besucher und 32 Schwestern der Communität weder Gloria noch Halleluja. Jede der Ordensfrauen sucht sich ein Buch aus, das sie dann den anderen vorstellt.

In einem Jahr haben sie auch mal alle auf den Nachtisch verzichtet. Doch das war für einige nicht sinnvoll – und verschlechterte die Stimmung.

Denn, betont Meili, man müsse wissen: „Wozu mache ich das Ganze?“ Sonst komme die Gewohnheit hinterher mit Macht zurück. Wichtig sei es, auf ein Ziel hinzuarbeiten, das Zukunft habe. Sie rät dazu, sich für die Fastenzeit einen Ansprechpartner zu suchen, um einmal pro Woche darüber reden, was man in den Blick nehmen möchte. Was man wieder aufdecken, sprudeln lassen will.

Aus dem Fasten neue Kraft schöpfen 

Ruth Meili hat ein schönes Bild für diese zugedeckte Sehnsucht, eines aus ihrer Kindheit in der Schweiz. In ihrer Erinnerung war sie im Winter mit einem Almhirten auf den zugeschneiten Wiesen unterwegs.

Der Hirte lauschte der Stille, räumte dann mit einem gezielten Griff Schnee und Schmodder weg, und legte so eine zugedeckte Quelle frei. Das Glucksen des Wassers unter der Oberfläche sei wie unsere verborgene Sehnsucht, sagt die Ordensschwester. Gelingt es uns, ihr Raum zu geben, kann sie wieder sprudeln. Kann sie Kraft geben für neue Aufgaben, Beziehungen oder gar die Beendigung eines Streits.

Mit neuer Energie und aufgetankten Akkus schmeckt dann an Ostern die Schokolade, zusammen mit einem Freund genossen, umso besser.