Artenschutz geht nur gemeinsam, findet der LBV-Vorsitzende im Landkreis Kitzingen, Klaus Sanzenbacher. Da ist der einzelne Bürger genauso gefragt wie die Kommune.
Manches hat sich getan. Aber noch lange nicht genug. „Zum Schutz der heimischen Vogelwelt sind weiterhin erhebliche Anstrengungen nötig“, heißt es im Vogelschutzbericht 2019, den Deutschland im Dezember an die Europäische Kommission übermittelt hat. Auch Klaus Sanzenbacher, Kitzinger Kreisvorsitzender beim Landesbund für Vogelschutz, sieht weiterhin großen Handlungsbedarf und stellt dabei klar: „Es geht nur gemeinsam.“
Alle sechs Jahre müssen die Mitgliedsländer der Europäischen Union einen Bericht nach der Vogelschutz-Richtlinie vorlegen. Darin geht es um Bestandsgrößen, Vorkommen und Trends der Vogelarten. Über 20.000 Einzeldaten zu 251 Brutvogelarten, 68 überwinternden und 34 durchziehenden Vogelarten wurden übermittelt. Die Zahlen zeigen: In einigen Bereichen bessert sich die Situation, doch in vielen herrscht weiterhin Alarmstimmung. Laut Bericht nimmt bei einem Drittel der Brutvogelarten der Bestand zu, beim Storch beispielsweise. Bei einem weiteren Drittel dagegen nimmt der Bestand weiterhin ab, und das teils bedrohlich.
Ein Beispiel dafür ist der Kiebitz. In den letzten zwölf Jahren hat der Bestand in Deutschland dem Bericht zufolge um 31 bis 50 Prozent abgenommen und der Langzeittrend (seit 1980) fällt mit bis zu minus 93 Prozent noch alarmierender aus. Maßnahmen seien erforderlich und würden ergriffen, heißt es im Bericht, über den das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz kürzlich gemeinsam informierten.
Auch der Kreisvorsitzende des LBV Klaus Sanzenbacher zählt den Kiebitz zu den Sorgenkindern in der Vogelwelt. „Er braucht Feuchtflächen, daher macht ihm die zunehmende Trockenheit zu schaffen, aber auch die Drainagen in der Landwirtschaft.“ Bedenklich ist die Entwicklung bei einer ganzen Reihe weiterer Arten. Sanzenbacher nennt die Feldlerche, den Ortolan, die Schafstelze sowie den Vogel des Jahres, die Turteltaube. „Die habe ich selbst noch nie gesehen“, bedauert er.
Gerade in der freien Feldflur sei ein starker Rückgang des Vogelbestandes zu verzeichnen. „Die Hecken zwischen den Feldern, die Feldraine mit Blumen, die gibt es nicht mehr“, so Sanzenbacher. Alles werde bis zum Rand bewirtschaftet. Die Zahl der Streuobstwiesen, die besonders vielen Tierarten eine Heimat bieten, geht zurück. „Sie sind der Biotoptyp mit dem höchsten Artenvorkommen. Wie ein Korallenriff an Land.“
Die Blühstreifen, die infolge des Volksbegehrens Artenvielfalt angelegt wurden, seien oft nur fünf Meter breit und damit zu schmal. „Unter zehn bis 15 Metern Breite bringt das nicht viel. Außerdem müssen heimische Pflanzen genommen werden.“ In der Nähe von Würzburg sei eine acht Hektar große Blühfläche angelegt worden, berichtet Sanzenbacher. 83 Vogelarten wurden dort über fünf Jahre gezählt. „Auf einer Vergleichsfläche waren es nur sechs.“
Sanzenbacher erkennt das Bemühen der Landwirte an, meint aber: „Das könnte insgesamt noch viel besser laufen“. Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch bei den einzelnen Bürgern. „Jeder sollte in seinem Garten eine wilde Ecke haben“, fordert er. Nötig sei ein Mosaik an verschiedenen Lebensräumen. Je mehr Mosaiksteine es gebe, desto mehr Arten könnten existieren. „Varietas delectat“, zitiert er lateinisch. „Die Vielfalt erfreut – auch in der Natur.“