Die Gartenbaubetriebe im Landkreis Kitzingen sind besonders hart von den Geschäftsschließungen wegen der Corona-Pandemie betroffen. Viele bieten jetzt einen Lieferservice an.
Alexander Lauk macht sich Sorgen. „Die Zeit von März bis Mai ist für uns die absolut wichtigste im Jahr“, erklärt er. Seit Samstag letzter Woche ist der Verkauf auch in seiner Gärtnerei eingestellt. Die Betriebe in Bayern bleiben auf ihren Zierpflanzen sitzen. Sie hoffen auf ein Entgegenkommen der Politik – und ein schnelles Ende der Corona–Krise.
Jörg Freimuth weiß um die Nöte der Betriebe. Beim Geschäftsführer des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes stehen die Telefone seit Tagen nicht still. „Gerade im Zierpflanzenbau herrscht eine besondere Betroffenheit“, weiß er. 50 bis 70 Prozent des Jahresumsatzes werden innerhalb von acht Wochen gemacht. Doch jetzt müssen die Betriebe ihre Türen für mindestens zwei Wochen schließen. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Lebensmitteleinzelhändler ihre Aufträge stornieren. Und die Baumärkte, als wichtige Abnehmer, sind ebenfalls zu. Zumindest in Bayern.
„Die Stimmung ist
total im Keller.“
Dr. Andreas Becker, Leiter Abteilung Gartenbau
Tatsächlich haben benachbarte Bundesländer andere Regelungen. In Baden-Württemberg, in Hessen und in Sachsen sind die Baumärkte weiterhin geöffnet. Das sorgt für Unverständnis in einer Branche, die auf gute Geschäfte im Frühjahr angewiesen ist. Anders als mancher Einzelhändler können die Gärtner ihre Waren nicht einlagern, um sie im Sommer oder im Herbst loszuwerden. „Jetzt müssen wir unsere Waren verkaufen können“, betont Lauk.
Seit dem Herbst produziert er Ranunkeln, Stiefmütterchen und Co. für die jetzige Verkaufssaison, die aufgrund der Einschränkungen größtenteils entfällt. Er hat in die Samen, die Bewässerung und den Strom investiert. „Und jetzt stehe ich da und muss mit Umsatzeinbußen zurecht kommen.“ Dr. Andreas Becker steht in ständigem Kontakt mit den Betrieben vor Ort und dem Landwirtschaftsministerium in München. „Die Stimmung ist total im Keller“, berichtet der Leiter der Abteilung Gartenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Kein Wunder: Die allermeisten sind Direktvermarkter, sie bleiben auf ihren Erzeugnissen sitzen. Dabei müssten die Frühjahrsblüher jetzt verkauft werden. Nicht nur, weil sie in Kürze verwelken. Die Betriebe müssen auch Platz schaffen für die Sommerware, die jetzt eingetopft werden sollte. „Wenn diese Produkte auch nicht verkauft werden können, dann gute Nacht“, sagt Becker.
Vorerst gilt die Schließung der Gärtnereien bis zum 3. April. Betriebe, die Gemüse anbauen, dürfen öffnen, um ihre Kartoffeln oder ihren Kohl zu verkaufen. „Aber keine Zierpflanzen“, betont Becker. Viele Betriebe bieten deshalb auf die Schnelle einen Lieferservice an. Und der zeitigt erste Erfolge. Frank Schunke und seine Mitarbeiter decken von Hüttenheim aus den Landkreis Kitzingen, Teile des Landkreises Würzburg und die Region um Uffenheim ab, um Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht oder Primeln auszuliefern. „Die müssen jetzt raus“, betont er.