Erste Hilfe für den Hund

2 Min
Die Maulschlinge wird angelegt. Fotos: Ralf Dieter
Die Maulschlinge wird angelegt. Fotos: Ralf Dieter
Experten: Sigrid Höfer und Christoph Faul hielten den Kurs.
Experten: Sigrid Höfer und Christoph Faul hielten den Kurs.
 
Übungsgsobjekt: Ein Teilnehmer hat seinem Hund vorblldlich die Maulschlinge angelegt. Im Vordergrund liegt "Kasper", die Übungspuppe.
Übungsgsobjekt: Ein Teilnehmer hat seinem Hund vorblldlich die Maulschlinge angelegt. Im Vordergrund liegt "Kasper", die Übungspuppe.
 

Wer für Notfälle bei seinem Vierbeiner gerüstet sein will, der sollte den Kurs "Erste Hilfe am Hund" des Roten Kreuzes in Kitzingen besuchen.

18 Menschen, 10 Hunde. Es ist eng im Schulungsraum des Roten Kreuzes in Kitzingen. Aber es ist keine bedrückende Enge. Friedlich geht es zu und hoch konzentriert. Alle Teilnehmer wollen sich schließlich fortbilden. Zumindest die Zweibeiner.

Erste Hilfe am Hund heißt das Angebot von Sigrid Höfer und Christoph Faul. Ein Angebot, das gerne angenommen wird. Zum vierten Mal führen die beiden Mitglieder der Rettungshundestaffel den rund vierstündigen Kurs durch. Die Teilnehmer kommen aus Kitzingen, Volkach und sogar aus Würzburg. Und sie kommen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Sorgen.

Harald Nieser hat beispielsweise seit 20 Jahren Hunde. Im Moment hat er zwei. "Und die haben sich schon öfter ineinander verbissen", erzählt er. Zwei bis drei Mal war er allein in diesem Frühjahr beim Tierarzt. Jetzt will er wissen, wann ein Besuch beim Tierarzt angesagt ist und was er alleine bewältigen kann.
Und was bei Vergiftungen zu tun ist.

Erste Lektion: Die Erste Hilfe bei Hunden unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Ersten Hilfe bei Menschen. "Es sind schließlich Säugetiere", sagt Sigrid Höfer. Aber: Bei verletzten Hunden spielt auch immer die Angst eine Rolle. Vor allem, wenn es sich nicht um das eigene Tier handelt. Der eigene Schutz spielt deshalb eine große Rolle. Und so üben die Menschen im BRK-Lehrsaal, ihren Hunden eine so genannte Maulschlinge zu verpassen. Ganz einfach ist das nicht. Manch ein Hund schaut jedenfalls verdutzt aus der Wäsche, als Herrchen mit einer weißen Stoffschlinge auf ihn zukommt.

Trotz mancher Gemeinsamkeiten: Es gibt natürlich schon Unterschiede bei der Ersten Hilfe am Hund und am Menschen. Den Puls finden die Teilnehmer bei ihren Hunden beispielsweise nicht am Hals oder am Handgelenk. Also knien sie sich nieder und befühlen eine Stelle am Hinterfuß. Und der Hundepuls fühlt sich ganz anders an als beim Menschen. "Er ist nicht so regelmäßig", erklärt Höfer. Beim Einatmen geht er schneller und beim Ausatmen langsamer. Außerdem hängt er von der Größe des Tieres ab. Faustregel: Je kleiner der Hund, desto größer die Pulsfrequenz.

Die Hunde im Lehrsaal sind in der Regel groß. Schäferhunde sind dabei, aber auch Border Collies oder Labradore. Manche Besitzer haben Erstaunliches mit ihnen erlebt. Ein Hund hat eine halbe Flasche Shampoo leergesoffen, ein anderer ein Pfund Hefeteig gefressen. Ein Hund lebt mit vier Katzen in einem Haus. "Er ist öfter mal verkratzt im Gesicht", berichtet sein Frauchen. Was alle menschlichen Teilnehmer des Kurses eint: sie wollen für den Notfall gerüstet sein. Und so erklären Höfer und Faul, wie Blutungen gestillt und Verbände angelegt werden (jeder Zeh einzeln), wie Bisswunden behandelt werden und was bei einem Hitzschlag zu tun ist. Auch die Wiederbelebung wird geübt. Sehr hilfreich ist dabei "Kasper", die Hundepuppe, an der sich gefahrlos eine Mund-zu-Nase Beatmung durchführen lässt. Denn natürlich wäre eine Mund-zu-Mund Beatmung beim Atemstillstand des Hundes nicht gerade ratsam. Die üblichen Handgriffe sind aber genauso wie beim Menschen: Hund in die rechte Seitenlage bringen, Kopf überstrecken und dann Luft in die Nase blasen, bis sich der Brustkorb wieder deutlich hebt und senkt.

Gerade bei größeren Hunden kann es zum Phänomen der Magendrehung kommen. "Wenn die Tiere zu viel gefressen haben und dann wild herumhüpfen, kann sich ihr Magen sprichwörtlich drehen", erklärt Höfer. Gefährliche Gase bilden sich. "Hier ist schnelle tierärztliche Hilfe unumgänglich", warnt Höfer.

Häufiger sind kleinere Verletzungen oder Durchfall und Erbrechen. Der Kurs soll den Zweibeinern vor allem Sicherheit vermitteln. Wann ist ein Besuch beim Tierarzt dringend nötig, wann kann der Besitzer selbst eingreifen und Erste Hilfe leisten? Die 18 Zweibeiner wissen mittlerweile Bescheid. Und wer jetzt selber neugierig geworden ist, der bekommt im nächsten Frühjahr bestimmt eine Gelegenheit, die Erste Hilfe am Hund zu erlernen.