Erste Asylbewerber in Mainbernheim angekommen

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Berater: Helmut Römpp vom Arbeitskreis Asyl hilft Asylbewerbern wie der armenischen Familie, die in Mainbernheim wohnt. "Oft sind es kleine Dinge, die weiterhelfen", sagt er. "Ein Gespräch zum Beispiel." Foto: Ralf Dieter
Berater: Helmut Römpp vom Arbeitskreis Asyl hilft Asylbewerbern wie der armenischen Familie, die in Mainbernheim wohnt. "Oft sind es kleine Dinge, die weiterhelfen", sagt er. "Ein Gespräch zum Beispiel." Foto: Ralf Dieter
Übersichtlich: ein Bad für alle. Sechs Leute, vielleicht sogar mehr, werden sich dieses Bad teilen. Foto: Ralf Dieter
Übersichtlich: ein Bad für alle. Sechs Leute, vielleicht sogar mehr, werden sich dieses Bad teilen. Foto: Ralf Dieter
 

Die Zahl der Asylbewerber in Unterfranken steigt seit Monaten. Die Häuser in Kleinlangheim und Kitzingen sind voll. Neben den beiden Gemeinschaftsunterkünften gibt es jetzt auch eine dezentrale Unterkunft im Landkreis Kitzingen.

Die Familie bietet Kaffee an, die Jacken behalten wir lieber an. Es ist kalt in der ersten dezentralen Asylbewerberunterkunft im Landkreis Kitzingen. Die Heizungen im ersten Stock funktionieren jedenfalls nicht. Seit einer Woche wohnt die dreiköpfige Familie aus Armenien in Mainbernheim.

Helmut Römpp hat die Familie und einen weiteren Asylbewerber aus Georgien am Donnerstag letzter Woche begrüßt. Zusammen mit Maruschka Hofmann-Sircelj und Sieglinde Schrauth betreut und berät er die Asylbewerber, die im Landkreis Kitzingen untergebracht werden. So gut es zu dritt eben geht. Mehr aktive Helfer kann der Arbeitskreis Asyl derzeit für diese Aufgabe nicht vorweisen. Ein Problem, denn die Zahl der Bewerber steigt und steigt.

Die Zahl der Asylbewerber steigt seit Monaten

Zwei Gemeinschaftsunterkünfte gibt es schon seit längerem im Landkreis Kitzingen.
Die Häuser in Kleinlangheim beziehungsweise Kitzingen sind voll. Rund 135 Asylbewerber. In Mainbernheim kommen maximal 15 unter. "Das Haus wird sich füllen", sagt Römpp. Kein Wunder: Die Zahl der Bewerber steigt seit Monaten. 50 bis 60 kommen pro Woche alleine nach Unterfranken. "Und die müssen wir zeitnah unterbringen", erklärt der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke. Keine leichte Aufgabe. Zum einen mangelt es an ausreichenden Unterkünften. Zum anderen geht es manchmal sehr schnell. So wie bei der Familie aus Armenien.

Über Litauen, Finnland, Norwegen und Schweden sind die drei nach Deutschland gekommen. In einem Lkw versteckt. In Moskau, wo sie die letzten Jahrzehnte lebten, haben sie keine Zukunft gesehen. "Während der Sowjetunion war es okay", sagt Vater Karo in gebrochenem Englisch. "Danach nicht mehr." Keine Arbeit, keine Anerkennung. Nur Hass und Verachtung. Als Armenier seien sie wie Abschaum behandelt worden. Die Hoffnung: Westeuropa, ein Leben in Würde. Zwei Schwestern wohnen seit längerem in München, haben Arbeit gefunden.

Der Weg ist allerdings steinig. "Asyl erhalten die wenigsten", erklärt Helmut Römpp. Nur Flüchtlinge, die nachweisen können, dass sie von der Regierung ihres Landes verfolgt werden. Der ehemalige Leiter der Realschule in Kitzingen schätzt, dass dies auf weniger als drei Prozent der Antragsteller zutrifft. Eine Duldung wird häufiger ausgesprochen. Innerhalb von drei Jahren müssen die Asylbewerber dann allerdings nachweisen, dass sie eine eigene Existenz aufgebaut haben. Sonst gibt es keine Verlängerung.

"Ohne Sprachkenntnisse geht gar nichts."

Also heißt es: Deutsch lernen. Zwei Ehrenamtliche stehen dem Arbeitskreis Asyl derzeit für diese Aufgabe zur Verfügung. "Ohne Sprachkenntnisse geht gar nichts", sagt Römpp, der seit ungefähr 25 Jahren für den Arbeitskreis Asyl tätig ist. In dieser Zeit hat sich viel getan. Besonders erfreulich für Römpp: Die Akzeptanz der Bevölkerung ist größer geworden, das Verständnis gewachsen.

In Mainbernheim hatten das Landratsamt und der Arbeitskreis Asyl die Anlieger zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. "Wir wollten Ängste abbauen", berichtet Römpp. Bedenken seien an diesem Treffen geäußert worden. "Aber es gab auch eine ganze Reihe von positiven Rückmeldungen."

Das kann Bürgermeister Karl Wolf nur bestätigen. Mindestens zehn Bürger haben sich bei ihm gemeldet, weil sie helfen wollen. Mit dabei Vertreter der Kirchen, des CVJM, des Sportvereins. "Das sind gute Voraussetzungen", freut sich Wolf. "Wir bringen das hin und werden die Neuankömmlinge schon integrieren."

Entscheidend dafür ist nach den jahrelangen Erfahrungen von Helmut Römpp, dass eine Verbindung zwischen den Mainbernheimern und den Asylbewerbern hergestellt wird. "Dass die Neuankömmlinge ein Gesicht erhalten." Unterstützer sind jederzeit willkommen, Ansätze für Hilfestellungen gibt es genug. Die armenische Familie musste beispielsweise am Montagvormittag schon wieder zu einer Anhörung nach Zirndorf. Termin: 8 Uhr. Wie die Familie mit öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich von Mainbernheim nach Zirndorf kommt, war der Behörde egal. Helmut Römpp nicht. Er hat sie zum Bahnhof gefahren.


Hintergrund


Die Zahlen: Die Zahl der Asylbewerber, die in Unterfranken untergebracht sind, betrug zum 31. Dezember 2701. Das sind 836 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der neu angekommenen Asylbewerber verdoppelte sich fast auf 1831.
Die Hauptherkunftsländer: Russische Föderation, Serbien, Iran, Äthiopien.
Unterkunft: Die Regierung von Unterfranken rechnet mit einem Bedarf von 1200 weiteren Unterkunftsplätzen in Unterfranken.
Landkreis Kitzingen: Es gibt Gemeinschaftsunterkünfte in Kitzingen (45 Plätze) und Kleinlangheim (90 Plätze). Der Landkreis muss allerdings eine Quote von 6,5 Prozent erfüllen. Rund 100 weitere Plätze müssten also in 2014 vorgehalten werden.
Mithilfe: Ansprechpartnerin beim Arbeitskreis Asyl ist Katrin Anger, Tel. 09321 / 2203 - 0