Geht es nach Michael Glos jun., steht vor den Toren von Prichsenstadt bald ein weiteres Windrad - mit 185 Metern deutlich höher als das bestehende. Der Stadtrat hat das Vorhaben am Donnerstag abgelehnt. Ganz vom Tisch ist die Anlage damit allerdings noch nicht.
Der Antrag für den Bau einer neuen Windkraftanlage kurz vor den Toren Prichsenstadts hat das Dauerthema Schul- und Kindergartenneubau am Donnerstagabend fast komplett von der Tagesordnung der Stadtratssitzung geweht.
Der Sitzungssaal im Prichsenstädter Rathaus war nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Da fiel es gar nicht auf, dass einige Stadtratsmitglieder samt erstem und drittem Bürgermeister fehlten. So musste das stellvertretende Stadtoberhaupt Alfons Saugel die Sitzung leiten. Grund für das starke Interesse war der Antrag von Michael Glos jun. zur Errichtung einer neuen Windkraftanlage zwischen Prichsenstadt und Neuses am Sand im sogenannten Gebiet WK 47. Der Antrag wurde zur Freude vieler anwesender Bürger vorerst einmal einstimmig abgelehnt.
Die geplante Anlage, mit einer fast doppelten Nabenhöhe wie sein bereits bestehendes Windrad bei Brünnau, hätte eine Gesamthöhe von knapp 185 Metern.
Grund für diese notwendige Vergrößerung seien die besseren und konstanteren Windverhältnisse in solchen Höhen. Gerade aber die Höhe der Anlage ist Stadtrat Herwig Hinney (FBG) ein Dorn im Auge, da das bereits bestehende Windrad zwischen Neuses und Brünnau aus manchen Blickwinkel quasi auf Augenhöhe ist mit den beiden Stadttürmen und das bei einer Gesamthöhe der Windkraftanlage von rund 100 Metern. "Was würden dazu unsere Gäste sagen, die unser Städtchen besuchen? Das können wir vergessen", so Hinney.
Rat zeigt sich überrascht Sehr überrascht von diesem Antrag zeigte sich auch Hans-Dieter Kern (SPD), der Glos daran erinnert, er habe selbst vor einigen Wochen bei der Gemeinderatssitzung erst ein Plädoyer gegen weitere Windkraftanlagen im Gemeindegebiet gehalten, und jetzt so etwas.
Nachgerechnet kam dann auch noch heraus, dass bereits zu dieser Zeit, Mitte Mai, als sich Glos mehr oder weniger gegen weitere Anlagen stark gemacht hat, sein Antrag auf eine weitere Windkraftanlage bereits beim Landratsamt eingegangen war. "Wo bleibt da die Moral und der Charakter den Kollegen des Stadtrates gegenüber?", zeigte sich Kern enttäuscht und verärgert.
Grundlage der Diskussion war auch die Tatsache, dass Mitte Mai beschlossen worden war, jegliche neue Anträge zurückzustellen, solange vom regionalen Planungsverband keine eindeutige Ausweisung an Flächen für Windkraftanlagen vorhanden ist. Dies müsse auch heute noch gelten, erinnerte Kern an den Beschluss von vor einem Monat. Alternative wäre, den Flächennutzungsplan für die in Frage kommenden Gebiete WK 46 und WK 47 zu ändern.
Dies würde rund 23 000 Euro kosten, "doch dann hätten wir klare Verhältnisse, was möglich ist und was nicht", so Stadtrat Helmut Hümmer (FBG).
Herwig Hinney (FBG), nach eigenen Worten keinesfalls Windenergiegegner, wünscht sich aber ein kontrolliertes und gezieltes Auswählen der möglichen Windrad-Standorte. Aus diesem Grund befürworte er nach wie vor das Vorantreiben eines Flächennutzungsplanes im Bezug auf Ausweisung geeigneter Flächen für Windkraftanlagen. Er stellte den Antrag, die Stadtverwaltung solle solch eine Änderung des Flächennutzungsplanes möglichst schnell auf den Weg bringen. Dieser Antrag wurde einstimmig vom Gremium abgesegnet.
Was will Prichsenstadt? "Waren die anwesenden Windkraftgegner erstmal beruhigt, dass vorerst kein weiteres Windrad die Landschaft beeinträchtigen wird, stellte sich der Antragsteller Michael Glos, der in der ganzen Diskussion nur als Bürger das Rederecht hatte und nicht als Stadtrat, die Frage, was Prichsenstadt überhaupt wolle. "Ist Prichsenstadt pro oder contra der alternativen Windenergie?".
Er habe so die Meinung, eigentlich wolle man keine weiteren Windräder, man wolle aber auch nicht zu öffentlich zeigen, dass man gegen Windenergie vor der Haustür sei, um nach außen gut dazustehen. Glos fordert vom Stadtrat eine eindeutige Haltung zum Thema alternative Energien. Es bleibt jetzt abzuwarten, ob und wie schnell es eine Änderung des Flächennutzungsplanes geben wird.