Ein würdevolles Grab für Arme in Kitzingen

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Heute besuchen Christen die geschmückten Gräber ihrer Verstorbenen, um ihrer zu gedenken. Es gibt aber auch Gräber ohne Schmuck, an denen niemand stehen bleibt.

Umsonst ist nur der Tod, lautet ein Sprichwort. Dabei kann eine Bestattung ganz schön ins Geld gehen. Was aber, wenn man keines hat? In Kitzingen bekommen auch Menschen, die mittellos und ohne Angehörige sterben, ein würdevolles Begräbnis. Dafür sorgt Uwe Plomitzer von der Friedhofsverwaltung.

"Wenn im Stadtgebiet jemand stirbt, dessen Nachlass nicht für die Beerdigung reicht und bei dem keine Angehörigen ausfindig gemacht werden können, zahlt die Stadt", erklärt Plomitzer. Ausnahme sind Bewohner von Seniorenheimen, hier trägt die Regierung von Unterfranken die Kosten - die Organisation ist trotzdem Plomitzers Sache. Zunächst sucht er in so einem Fall mit Nachdruck nach Angehörigen.

"Die haben eine Bestattungspflicht - egal, ob sie das Erbe antreten, oder nicht." Sind keine aufzufinden, kümmert er sich um den Termin, um Sarg oder Urne, den Eintrag in die Totentafel, einen Aushang im Friedhof und um kirchlichen Beistand. "Man kann mit der Bestattung ja nicht ewig warten."

Ganz normales Begräbnis


Es mache keinen Unterschied, ob jemand arm oder reich war, oder wie groß die Trauergemeinde ist, betont der katholische Stadtpfarrer Manfred Bauer. "Jeder bekommt eine würdige Trauerfeier, für jeden wird gebetet." Außerdem soll an jeden sein Name auf dem Friedhof erinnern.
"Ich hätte ein ungutes Gefühl, wenn die Bestattungen anonym wären, nur weil sich jemand kein teures Grab leisten kann."

Sein evangelischer Kollege, Dekan Hanspeter Kern, ist ebenfalls dankbar für die Sorge der Stadt. "So viel Würde muss sein. Jeder Mensch ist in den Augen Gottes wertvoll." Von anonymen Bestattungen hält auch er nichts - es sei denn auf Wunsch. Schließlich waren die Menschen Teil der Gemeinschaft - wenn sie vielleicht auch nicht viel Teilhabe hatten. "Ich hatte schon Beerdigungen, bei denen außer mir und den Bestattern gerade mal zwei Trauergäste da waren." Es komme aber auch vor, dass überraschend viele Leute mitgehen: Nachbarn, Betreuer, Mitarbeiter des Altenheims. "Das freut mich dann immer - man merkt, dass der Verstorbene eben doch irgendwo gelebt hat."

Es kommt laut Plomitzer auch immer wieder vor, dass sich irgendwann später doch noch Verwandte finden. Dann stellt ihnen die Friedhofsverwaltung die Kosten in Rechnung. Oder es stellt sich heraus, dass der Verstorbene ein gewisses Vermögen hatte. In diesem Fall meldet die Stadt Forderungen beim Nachlassgericht an, die, soweit möglich, beglichen werden. "Wenn noch andere Schulden da sind, müssen Bestattungskosten vorrangig behandelt werden", weiß Plomitzer.

Schmucklos - oder doch nicht?


Bestattet wurden Sozialfälle in Kitzingen bisher auf einem eigenen Grabfeld im Neuen Friedhof, wo jeder Verstorbene ein Holzkreuz, aber keinen Blumenschmuck bekam. "Wenn niemand da ist, der sich um die Pflege kümmert, müssen das die Stadtgärtner machen, weshalb es mit möglichst wenig Aufwand verbunden sein muss", begründet Plomitzers Kollege Dieter Borawski. Es kommt aber vor, dass trotzdem im Nachhinein jemand Blumen bringt oder eine Kerze aufstellt, manchmal legt jemand sogar ein richtiges Grab an. "Das sind doch schöne Gesten - gerade zu Allerheiligen", findet Hanspeter Kern.

Trotzdem ist dieser Bereich im Laufe der Jahre unansehlich geworden, weshalb die Stadt diese Praxis jetzt auslaufen lässt. Sozialfälle werden inzwischen auf der Friedwiese bestattet. "Das ist günstiger, der Bereich ist leichter zu pflegen, die Beerdigung und der Ort aber trotzdem pietätvoll", sagt Borawski. Hat jemand zu Lebzeiten ausdrücklich eine Erdbestattung gewünscht, bleibt die Möglichkeit, ihn in einem der neuen Reihengräber beizusetzen.

An die Stelle des Grabfeldes wird eine Grünfläche treten - allerdings erst 2022, da dann die Ruhezeit für das letzte Grab ausgelaufen ist. Danach wird der Platz für Gräber voraussichtlich nicht mehr gebraucht. "Die Nachfrage nach Urnenbestattungen wird immer größer", begründet Borawski.
Er befürchtet, dass auch die Zahl der Sozialbegräbnisse steigen wird. "Immer mehr Menschen leben allein und Altersarmut ist ein großes Thema - auch bei uns."