Ein Leben ohne Fleisch, Milch und Ei? Sulzfelderin sagt ja!

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Antipasti, Soja-Bolognese und sogar Kuchen: Veganerin Daniela Heard verzichtet auf keine Genüsse. Foto: Brock
Antipasti, Soja-Bolognese und sogar Kuchen: Veganerin Daniela Heard verzichtet auf keine Genüsse.  Foto: Brock

Daniela Heard ist Veganerin aus Überzeugung - und ihr fehlt dabei nichts. Muss auch nicht sein, bestätigt Ernährungsberater Andreas Kaiser zum heutigen Welternährungstag.

Ein Tiertransporter hat bei Daniela Heard den Schalter umgelegt. "Wir standen auf dem Weg in den Urlaub im Stau - die ganze Zeit neben diesen Kälbern." Die Sulzfelderin fasste den Entschluss, Vegetarierin zu werden. "Ich habe mich mitverantwortlich gefühlt und wollte das nicht mehr." Das ist jetzt etwa fünf Jahre her und Heard hat seitdem nicht nur kein Fleisch mehr gegessen, sondern lebt inzwischen sogar vegan. Das heißt, sie nimmt keine tierischen Produkte zu sich und trägt auch kein Leder mehr.

Schleichender Prozess


Auf dem Weg von der Vegetarierin zur Veganerin gab es kein so einschneidendes Erlebnis mehr, das war eher ein schleichender Prozess. "Ich habe mich viel mit Ernährung, aber auch mit Tierschutz beschäftigt." Dadurch, dass sie weiterhin Milchprodukte und Eier verzehrte, sei sie immer noch "ein Teil dieser lebewesenverachtenden Industrie" gewesen. Auch Biohöfe oder Demeterbetriebe sind in ihren Augen nicht viel besser als andere Tierhalter. Sie wollte "dabei nicht mehr mitmachen" und da es ohnehin schon Tage oder ganze Wochen gab, in denen sie sich unbewusst vegan ernährt hatte, habe sie es eben beibehalten.

"So eine Ernährung ist nicht unbedingt nachteilig", sagt Andreas Kaiser, Ernährungsberater aus Kitzingen. "Wir essen ohnehin alle zu viele tierische Produkte." Allerdings müssten Veganer auf eine ausgewogene Ernährung achten, damit sie ausreichend Kalzium und Eisen über nicht-tierische Lebensmittel aufnehmen. "Das sind die wichtigsten Stoffe, die wir aus tierischen Lebensmitteln gewinnen", erklärt der staatlich geprüfte Diätassistent. Und das sei gar nicht so einfach, da der menschliche Körper Eisen aus Fleisch besser aufnehmen könne, als aus Gemüse. "Die Schwarzwurzel zum Beispiel ist eine sehr eisenhaltige Pflanze. Trotzdem muss man davon viermal so viel verzehren, wie von Fleisch, um die gleiche Menge an Eisen zu sich zu nehmen."

Es gibt Alternativen


Bei Kalzium verhalte es sich ähnlich: 200 Gramm Brokkoli enthalten 200 Milligramm Kalzium - 30 Gramm Käse jedoch über 300 Milligramm. "Dafür hat Käse aber natürlich wesentlich mehr Fett." Alternative "Milchprodukte" wie Soja-, Reis- oder Hafermilch seien dafür zum Teil mit Vitamin D und Kalzium angereichert. "Das oder bestimmte Mineralwasser sind auch Möglichkeiten, genug Kalzium zu bekommen." Es sei auf jeden Fall möglich, die Nährstoffe über die Nahrung zu sich zu nehmen - und auch der beste Weg, da Ergänzungsmittel oft zu hoch dosiert seien oder sich gegenseitig behindern würden.

Daniela Heard hat das im Griff. "Ich lasse mich regelmäßig durchchecken. Meine Blutwerte sind absolut in Ordnung - ohne Ergänzungsmittel." Ihr Mann, der sich vegetarisch ernährt, habe sogar mehr Energie, seit er kein Fleisch mehr isst - obwohl er körperlich arbeitet. "Es stimmt einfach nicht, dass man tierische Lebensmittel unbedingt braucht." Fleisch sei lediglich ein Genussmittel, auf das die Familie aus Überzeugung verzichtet - wegen der Tiere, der Umwelt, dem Hunger in der Welt. "Es geht mir dabei nicht um gesündere Ernährung oder den Geschmack - ich habe Käse und Bratwürste geliebt." Inzwischen habe sie aber auch die Vielfalt der veganen Küche kennen gelernt und möchte sie nicht mehr missen. "Ich verzichte auf keine Genüsse - im Gegenteil!"

Früher habe sie etwa 30 Gerichte im Repertoire gehabt, die sie abwechselnd auf den Tisch brachte. Heute koche sie eigentlich jeden Tag etwas anderes. "Es gibt so unglaublich viel Gemüse und die verschiedensten Fleisch-ersatzprodukte - und noch viel mehr Zubereitungsarten." Man dürfe aber auch nicht dem Irrglauben verfallen, vegan sei gleich gesund. Ebenso, wie bei Fleischessern komme es darauf an, "das Richtige" zu essen: "Zuckerhaltige Getränke, Pommes, Alkohol oder Chips sind von Haus aus vegan", so Heard.

"In der Regel setzen sich Veganer aber intensiv mit ihrer Ernährung auseinander und essen daher meist ausgewogener und abwechslungsreicher als Normalverbraucher", weiß Kaiser. Wer darauf achte, für den spreche nichts gegen eine vegane Ernährungsweise - und für Leute mit Adipositas, Bluthochdruck oder zu hohen Cholesterinwerten sei sie sogar empfehlenswert. "Wobei man sich als Vorstufe vielleicht zunächst vegetarisch ernähren sollte", schlägt Kaiser vor.

Menschen mit Organ- oder ernährungsbedingten Erkrankungen sollten vor einer Ernährungsumstellung einen Arzt konsultieren. "Und wer unsicher ist, kann sich ebenfalls beim Arzt oder bei Fachleuten Rat suchen." So gerüstet stehe einem Leben ohne Fleisch, Milch und Eier in der Regel nichts im Weg.