Die Kultur der Christbäume lebt

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Nachwuchs: Zwei Jahre ist diese Nordmanntanne. Sie braucht noch rund acht Jahre, bis sie geschlagen werden kann.
Nachwuchs: Zwei Jahre ist diese Nordmanntanne. Sie braucht noch rund acht Jahre, bis sie geschlagen werden kann.
Gefällt: Sebastian und Wilfried Hack holen eine Tanne aus der Kultur.
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Ein Christbaum steht bald in beinahe jedem deutschen Wohnzimmer. Kaum einer ahnt, wie viel Arbeit so ein Baum macht.

Wenn Wilfried Hack erzählt, dann gibt es kein Halten mehr. Dabei scheint sein Thema auf den ersten Blick nicht all zu viel herzugeben: Christbäume. Unglaublich, was der Mann aus dem Geiselwinder Stadtteil Ebersbrunn alles über diese Bäume weiß. Aber irgendwie auch kein Wunder.

Vor 60 Jahren, da nahm die Verbindung der Familie Hack mit den Christbäumen ihren Anfang. Vater Willi, heute stolze 80 Jahre alt, merkte schnell, wie interessant und attraktiv die Aufzucht ist. Und dass man mit dem Verkauf der Tannen Geld machen kann. "Die ersten Bäume hat er fahrenden Schrotthändlern verkauft", erinnert sich Wilfried Hack. "Für zwei Mark das Stück." Dann zog Willi Hack, an dem nach den Worten seines Sohnes ein Botaniker verloren gegangen ist, mit einem Ladewagen durch die umliegenden Ortschaften und verkaufte seine gezüchteten Tannen. "Das ging bestimmt zehn Jahre so", sagt sein Sohn.

Den hat der Christbaumvirus längst selbst erwischt. Insgesamt bewirtschaftet er, zusammen mit seinem Sohn Sebastian, rund vier Hektar mit den Bäumen. Und die machen jede Menge Arbeit, bevor sie am familieneigenen Steigerwaldhof an private Kunden oder eben direkt an Großhändler verkauft werden.

800 Arbeitsstunden pro Hektar hat Wilfried Hack ausgerechnet. Und die müssen erst einmal aufgebracht werden. Hauptberuflich ist er Geschäftsleiter des Marktes Geiselwind. Sein Sohn arbeitet als Land- und Baumaschinenmechaniker. Die Aufzucht der Tannen bewältigen die beiden nebenberuflich. "Wir wollen ökologisch anbauen", sagt Wilfried Hack. "Deshalb ist hier fast alles Handarbeit."

Hier, das ist eine "Kultur", rund 80 Meter über dem Ort Ebersbrunn gelegen. "Die Höhenlage ist gar nicht so unwichtig", sagt Hack. Es ist lange kalt im Frühjahr, der Austrieb erfolgt relativ spät. Im Ort können die Fröste schon eher Unheil anrichten. Gerade die Spätfröste im Mai.

Zehn Jahre dauert es im Schnitt, bis eine Nordmanntanne geschlagen werden kann. Zehn Jahre voller Sorge und Arbeit für den Ebersbrunner. Jedes Frühjahr müssen Unkräuter wie Hirse oder Nachtschattengewächse bekämpft werden, vor Schädlingen wie der Tannentrieblaus sind die Kulturen auch nicht gefeit. Ab dem fünften Jahr erfolgt der Formschnitt. Denn auch bei Christbäumen gibt es Modeerscheinungen. "Die Tendenz geht eindeutig von breit zu schmal", sagt Hack. Will heißen: Schon bei der Auswahl der Sorte muss er auf den Wuchs des Baumes achten. Kein leichtes Unterfangen bei rund 80 Tannensorten.

"Die Nordmanntanne hat sich bei den Verbrauchern durchgesetzt", sagt Hack und seiner Stimme ist anzuhören, dass es ihn selbst ein wenig wundert. Ihm gefallen die Küstentannen besser. Die haben flachere Nadeln und wachsen schneller. Außerdem riechen sie intensiv nach Tanne. "Dem Großhandel ist sie halt nicht bekannt", bedauert er. Für seine Stammgäste hat er einige Küstentannen auf dem Steigerwaldhof parat.

Nicht zu breit soll der Christbaum werden, aber auch nicht zu hoch. Die Stoppzange hilft, das Wachstum zu minimieren. "Ab 1,60 Meter Höhe kommt die Zange zum Einsatz", erklärt der gelernte Landwirt. Ein Schnitt in den Stamm und der Safttrieb wird unterbrochen, die Tanne wächst von da an langsamer.

Von Kranzreihe zu Kranzreihe sollte der Abstand 45 Zentimeter betragen. Dazwischen ein paar Knospen und die Tanne entspricht dem Idealbild der Deutschen.

Etwa 2000 Tannen pflanzt Hack Jahr für Jahr. Sein Absatz: rund 80 Prozent. "Der Rest wird gemulcht, geschreddert und wieder eingepflügt", erklärt er.

Nach zehn Jahren werden die Tannen geschlagen und verkauft, ganz frisch. In diesen Tagen sind Wilfried Hack und sein Sohn in der Kultur, um die Bäume, die ausreichend gewachsen sind, zu schlagen. Etwa 80 sind am heutigen Samstag auf dem Kitzinger Marktplatz zu erwerben, wenn Tourismusleiter Walter Vierrether zur Christbaumversteigerung einlädt. Wer mehr über Christbäume wissen will, der sollte einfach Wilfried Hack ansprechen. Aber Vorsicht: Wenn der Mann am Erklären ist, gibt es kein Halten mehr.

Info:
Christbaumversteigerung: An diesem Samstag, 14. Dezember, ab 11 Uhr auf dem Marktplatz. Zu jedem Weihnachtsbaum gibt es eine Überraschung, beispielsweise Gutscheine von Geschäften. Die Kitzinger hat drei Gutscheine a 20 Euro für ihre Geschäftsstelle zur Verfügung gestellt.