Der große Vorlesetag in Kitzingen

2 Min
Feuerwehrkommandant Markus Ungerer hat es sich auf dem Führerhaus des Leiterwagens bequem gemacht.
Feuerwehrkommandant Markus Ungerer hat es sich auf dem Führerhaus des Leiterwagens bequem gemacht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kirche, Rathaus, Feuerwehr in Kitzingen: Ungewöhnliche Orte und das gleiche Ziel. Lesen!

Markus Ungerer behält auch in dieser Situation den Überblick. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kitzingen ist ganz nach oben geklettert und sitzt jetzt auf dem Führerhaus des knallroten Feuerwehrautos. Auf dem Anlieger haben sich rund 15 Kinder aus der St.Hedwig-Schule verteilt. Es ist gemütlich, beinahe kuschelig im Feuerwehrgerätehaus. Genau richtig zum Vorlesen.

Der zehnte bundesweite Vorlesetag hat gestern Rekorde gebrochen. 80.000 ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser hatten sich angemeldet. Die Initiatoren ging von insgesamt mehr als 100.000 Teilnehmern aus.

Vorlesen und Lesen spielt an der St.Hedwig-Schule in Kitzingen nicht erst seit gestern eine wichtige Rolle. Der Arbeitskreis Buch hat sich vor rund einem Jahr gegründet. Sichtbare Ergebnisse folgten schnell: Die Bücheroase und der Büchertempel wurden eröffnet.
"Aus vielen Buchspenden ist eine sehr einladende kleine Bücherei entstanden", erklärt Barbara Lehnert vom Arbeitskreis. Gerade in den Schulpausen würde das Angebot gut angenommen. Und im Büchertempel organisieren die Klassen selbstständig die Ausleihe. "Das funktioniert prima", sagt Lehnert.

Auch der große Vorlesetag am Freitag ging reibungslos über die Bühne, obwohl eine ganze Menge Helfer involviert waren: Die Schüler der benachbarten Paul-Eber-Mittelschule haben den Grundschülern als Erste etwas vorgelesen, dann kamen Lesepaten, Eltern oder Lehrer an die Reihe. Manche Dritt- und Viertklässer machten sich kurz vor 10 Uhr auf den Weg, um neue Geschichten an etwas ungewöhnlichen Orten vorgelesen zu bekommen. Im Rathaus hatte sich Hauptamtsleiter Ralph Hartner zur Verfügung gestellt, im Feuerwehrhaus wartete Markus Ungerer schon auf die Kinder. Und der freute sich sichtlich auf die etwas andere Herausforderung.

"Bei uns daheim war das immer ein Ritual", erzählte der Vater zweiter Kinder. Am Abend, vor dem Einschlafen, hat er seinen Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Manchmal hat Ungerer sogar eine Geschichte erfunden. "Kinder, die nicht vorgelesen bekommen, die tun mir leid", meinte der Feuerwehrkommandant. "Und deren Eltern auch." Denn von den gemeinsamen Stunden profitieren Vorleser und Zuhörer gleichermaßen.

Einen Vorlese-Tipp für alle Eltern hat Kaplan Alexander Berger parat. Erst einmal die Geschichte selber durchlesen. "Dann ist man selber nicht so überrascht von den Ereignissen." Er hatte die Kinder in die katholische Kirche eingeladen, um ihnen die Geschichte von Simson vorzulesen, der die Phillister bezwungen hatte. Die Handlung barg natürlich keine Überraschung für den Kaplan, der aus einem ganz besonderen Buch vorlas. "Diese Bibel haben mir meine Eltern zum achten Geburtstag geschenkt", erzählte er. Und von da an hat er nicht nur selbst gelesen, sondern auch seinen Eltern vorgelesen.

"Lesen regt die Fantasie an", meinte er. "Anders als im Film macht man sich selbst ein Bild von dem Geschehen."
Mit einer Buchstabenrallye durch die Stadt und einem Malwettbewerb endete der Vorlesetag. Beim Bücherflohmarkt konnten sich die Kinder gleich mit neuen Schätzen eindecken. Für die gemütlichen Stunden daheim.


Info:

Die St.Hedwig-Schule ist froh über Bücherspenden. Wer geeignete Bücher für Grundschüler hat, kann sich im Sekretariat, Tel. 25444 , melden.