Das ganze Dorf feiert mit

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Fotos: Dominik Berthel
Fotos: Dominik Berthel
"Schwestern" im Gespräch über alte Zeiten. Im Hintergrund die Organisatorin des 90. Geburtstagsfestes, Schwester Margit Herold.
"Schwestern" im Gespräch über alte Zeiten. Im Hintergrund die Organisatorin des 90. Geburtstagsfestes, Schwester Margit Herold.
 
Acht Ordensfrauen sind noch im Kloster in Kirchschönbach. Sie und viele der Schwestern, die einst dort wirkten, feierten zum Jubiläum des Marienhauses ein Wiedersehen. Zusammen mit Graf Paul von Schönborn (links) stellten sie sich fürs Erinnerungsfoto auf.
Acht Ordensfrauen sind noch im Kloster in Kirchschönbach. Sie und viele der Schwestern, die einst dort wirkten, feierten zum Jubiläum des Marienhauses ein Wiedersehen. Zusammen mit Graf Paul von Schönborn (links) stellten sie sich fürs Erinnerungsfoto auf.
 

Seit mittlerweile 90 Jahren sind die "Dienerinnen von der Heiligen Kindheit Jesu" in Kirchschönbach. Derzeit werden in den Räumen im Schloss die Kirchschönbacher Kindergartenkinder beherbergt.

Seit 90 Jahren gibt es schon die "Schwestern" in Kirchschönbach. Offiziell nennen sie sich "Die Dienerinnen von der Heiligen Kindheit Jesu". Dass ihr Weg sie ausgerechnet nach Kirchschönbach führte, verdanken sie dem Hause der Grafen von Schönborn. Viele ehemalige Schwestern kamen jetzt zum Festgottesdienst zurück ins Kirchschönbacher Marienhaus.

Die Ehe des Grafen Friedrich-Karl von Schönborn und seiner Frau Julie von Schönborn, damals Besitzer des Areals samt Kirchschönbacher Schloss, blieb kinderlos. Sie beschlossen schon bald, das Schloss einer "klösterlichen Genossenschaft" für caritative Zwecke zu schenken. Im Kloster Oberzell bei Würzburg war 1855 die Kongregation der Dienerinnen von der Heiligen Kindheit Jesu gegründet worden. Hier lebten und arbeiteten Schwestern mit Frauen und Mädchen, die in Not geraten sind, zusammen.

Die Not der Frauen und Mädchen war im 19.
und beginnenden 20. Jahrhundert sehr groß. Sie hatten kaum Rechte und waren sozial nicht abgesichert. In ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Mädchenvereine in der Diözese Würzburg, hatte Gräfin Julie von Schönborn die Arbeit der Oberzeller Schwesterngemeinschaft kennen- und schätzen gelernt. So bot sie ihr Kirchschönbacher Anwesen der damaligen Generaloberin, Schwester M. Bonaventura Frank an. Die Übergabe sollte zu geeigneter Zeit stattfinden. Doch es kam schneller als erwartet.

Anwesen wird zur Last

Durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Gräfin viel Geld und Pensionsan-sprüche. Ihr Mann, Graf Karl-Friedrich, konnte ihr zu diesem Zeitpunkt leider nicht mehr helfen, er war bereits im Dezember 1913 verstorben. Der Unterhalt des Schlosses und der Dienerschaft war für die Gräfin alleine nicht mehr aufzubringen. Das Anwesen in Kirchschönbach war plötzlich zur großen Last geworden.

Am 19. Oktober 1922 wurde die notarielle Schenkungsurkunde zwischen der Gräfin und Thaddäus Stahler, Domprobst und Direktor der Kongregation, beglaubigt. Die Gräfin behielt als Leibgeding (eine Verpflichtung, Naturalleistungen gegenüber einer Person bis zu deren Ableben zu erbringen) das Wohnrecht für sich und die Familie des damaligen Gärtners vor. Außerdem wurde auf Wunsch der Gräfin die Vereinbarung getroffen, dass die Oberzeller Schwestern die "Kinderbewahranstalt" und die Krankenpflege des Ortes übernehmen.

Am 9. Juni 1923 erfolgte die feierliche Übergabe des Schlosses vom Hause Schönborn an die Schwestern aus Oberzell. Bis 1992 konnten rund 1500 junge Mädchen im Mädchenheim ihre Schul- und Berufsausbildung vorwiegend als Hauswirtschafterinnen vervollständigen. Seitdem steht das Schloss weitgehend leer, wird als Haus der Stille genutzt und immer wieder an Gruppen oder Verbände vermietet.

Aktuell werden die Kinder des Kirchschönbacher Kindergartens im Schloss beherbergt, da der Kindergarten saniert wird. Gleich nebenan, im Nachbarhaus der ehemaligen Marienschule, sind aktuell acht meist ältere Ordensfrauen zu Hause.

Zum Jubeltag trafen viele ehemalige Schwestern in Kirchschönbach ein. Schwester Margit Herold begrüßte die ehrwürdigen Schwestern und die zahlreichen Gäste. Die bisherige Generaloberin, Schwester Veridiana Dürr, lobte unter anderem die gute Zusammenarbeit mit den Kirchschönbacher Bürgerinnen und Bürgern.
An einer Schautafel im Schlossgarten konnten sich die vielen Gäste über die 90 Jahre Arbeit der Oberzeller Schwestern informieren.