Buchbrunner investieren in ihren Dorfladen

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158 Bürger beteiligten sich in der Gründungsversammlung Dorfladen Buchbrunn. Viele von ihnen erklärten sich sofort bereit, sich auch finanziell an dem Projekt zu beteiligen. Foto: G. Bauer
158 Bürger beteiligten sich in der Gründungsversammlung Dorfladen Buchbrunn. Viele von ihnen erklärten sich sofort bereit, sich auch finanziell an dem Projekt zu beteiligen.  Foto: G. Bauer

Um wieder einen Dorfladen zu bekommen, greifen in Buchbrunn auch die Bürger in die Tasche: 84 erklären sich spontan bereit, mit mindestens 150 Euro in das geplante Gemeinschaftsprojekt einzusteigen.

Der Dorfladen Buchbrunn nimmt Gestalt an. Nach langwierigen Vorbereitungen luden Arbeitskreis und Gemeinde zur Gründungsversammlung in die Sporthalle. Mitinitiator Wilhelm Erhard war sichtlich beeindruckt, als er die Teilnehmerliste vorgelegt bekam: 158 stimmberechtigte Bürger waren gekommen.
"Mit etwa der Hälfte hatten wir gerechnet, das war heute für Buchbrunn ein sehr positives Signal", bekannte er. Die Teilnehmer waren durch eine permanente Öffentlichkeitsarbeit mit Arbeitstreffen, Vorträgen und zuletzt beim Kirchweihumzug zur Teilnahme an der Gründungsversammlung animiert worden.
Bis am Donnerstag zu später Stunde der Gesamtvertrag mit nur einer Gegenstimme verabschiedet werden konnte, war es ein langer Weg.
Der Arbeitskreis hatte - wie schon im Frühjahr - den Wirtschaftsberater für Dorfläden und Nahversorgung Wolfgang Gröll aus Starnberg kommen lassen, der den Teilnehmern die Vorzüge und Nachteile möglicher Genossenschaftsverträge auseinandersetzte.

Die Form steht noch nicht fest

Eine Unternehmergesellschaft würde sich Dorfladen Buchbrunn UG nennen und von einem Unternehmer mit stillen Teilhabern und treuhänderisch verwalteten Anteilen geführt. Eine weitere Rechtsform wäre eine Kooperativgesellschaft. Erst noch in der Vorbereitungsphase beim Gesetzgeber befindet sich die Minigenossenschaft als neue Geschäftsform - die eleganteste Lösung. Für die Teilnehmer war wesentlich, dass es in einer Kooperativgesellschaft keine Nachschubpflicht gibt, in der Unternehmergesellschaft kann sie keine, eine begrenzte oder eine volle Nachschubpflicht (aus der Mitgliedschaft sich ergebende verpflichtende Nachzahlung) enthalten.
Der Arbeitskreis ging davon aus, einen Gründungsbetrag von 50 000 Euro als Eigenkapital zu erreichen, nicht durch wenige hohe, sondern viele kleinere Einlagen, um so viele Bürger wie möglich zu beteiligen.
Um den ursprünglichen Vorschlag mit einer Zeichnung von 200 Euro-Anteilen, die in 50-Euro-Schritten ohne weitere Stimmrechte angehoben werden können, entspann sich eine längere Debatte. Bürger störten sich an dem für manch weniger gut betuchten Teilhaber hohen Betrag, auch wenn er in zwei Raten zu bezahlen gewesen wäre. Schließlich einigte sich die Versammlung nahezu einstimmig auf eine Mindesteinlage von 150 Euro, auf die jeder beliebig in 50-Euro-Schritten draufsatteln kann. Es bleibt jedoch bei einem einzelnen Stimmrecht. Die Anteile sind erstmals nach zwölf Jahren zum Jahresende kündbar. Wird mehr als die Mindesteinlage gezeichnet, ist auch eine Teilkündigung möglich.
Gröll wies darauf hin, dass die Löhne für die Mitarbeiter im Dorfladen über dem Tarif liegen sollen und auch Vor- und Nacharbeiten bezahlt werden. Nach Möglichkeit sollen Buchbrunner Einwohner im Laden beschäftigt werden.
Dass sich die Buchbrunner für ihren entstehenden Dorfladen begeistern, wurde aus dem ersten Zeichnungsergebnis ersichtlich. Gröll druckte die aktualisierte Form der Zeichnungserklärung aus und 84 Bürger unterschrieben spontan, darunter auch einige Auswärtige. Auf Anhieb kam der stolze Betrag von 20 050 Euro zusammen, für weitere 2800 Euro gibt es Optionen von Bürgern, die nicht an der Versammlung teilnehmen konnten. Andere nahmen die Zeichnungserklärung mit nach Hause und reichen sie später nach. Zeichnungserklärungen können jederzeit im Rathaus, bei Wilhelm Erhard oder Günther Schmidt abgegeben werden; eine Zeichnungsfrist wurde nicht festgelegt.
Bürgermeister Hans Friederich sprach am Donnerstag von einem Zug, der in Buchbrunn angehalten habe und auf den man jederzeit noch aufspringen könne. Es könne aber nur mitreden, wer auch dabei sei. Nachdem das bisherige Geschäft am 30. Juni 2011 die Ladentüre endgültig zusperrte, bildete sich bald ein Arbeitskreis, der ein Dorf ohne Ladengeschäft nicht hinnehmen wollte. Es wurden Dorfläden besucht, um sich über Möglichkeiten der Selbstversorgung zu informieren und die Einschaltung eines Fachmannes wie Wolfgang Gröll als sinnvoll erachtet.
Für Wilhelm Erhard steht im Vordergrund, gemeinsam etwas für Buchbrunn zu schaffen. Wer sich einen Gewinn aus der Geldanlage erhoffe, sei fehl am Platz. Jede der noch zu wählenden Rechtsformen schließe eine höhere Rückzahlung als die Einlage aus.

Fördermöglichkeiten suchen

Nun will sich die Gemeinde zusammen mit dem Arbeitskreis beim Amt für Ländliche Entwicklung nach Fördermöglichkeiten umsehen. Nach Kenntnis Erhards müssten noch Geldmittel aus der Dorferneuerung verfügbar sein. Danach kann auch geklärt werden, ob die Gesellschaft das Gebäude für den Dorfladen mit hoher Eigenleistung selbst errichtet oder die Gemeinde, die den Dorfladen dann als Mieter unterkommen lässt. Daraus ergibt sich dann auch die Beteiligung der Gemeinde.
Fest steht, dass ein Lebensmittelladen mit Tagescafé betrieben werden soll, der mit Nahrungsmitteln insbesondere aus der Landwirtschaft handelt oder als Kommissionsgeschäft betreibt.