Depot liegt bei Baader, Castell investiert
Als Depotbank dient die Baader Bank (Unterschleißheim bei München), mit der Castell beim neuen Online-Angebot zusammenarbeitet. Die Einnahmen aus den Gebühren werden untereinander aufgeteilt, sagte Klein.
In welche Werte – also etwa Anleihen oder Aktien – das Geld der Insight-Kunden dann konkret gesteckt wird, entscheiden laut Klein die Vermögensverwalter der Castell-Bank. Mit ihnen komme der Online-Kunde nur dann in Kontakt, wenn er es wünsche.
Castell will an die jungen Kunden ran
Mit „Castell Insight“ will das Traditionshaus einen weiteren Effekt erzielen: neue Kundenkreise bekommen. Im Blick von Klein sind junge Menschen, die Geld zur Vermögensanlage übrig und das Internet im Blut haben. Einfach mal ausprobieren, mit offenem Ausgang – das ist für den Castell-Vorstandsvorsitzenden die Devise für das neue Angebot.
Was ein Experte dazu meint
Einfach mal ausprobieren – „das ist gut so“, urteilt Bankenexperte Harald Bolsinger von der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) in Würzburg. Ob Plattformen wie Castell Insight auf lange Sicht Erfolg haben werden, „weiß ich nicht“. Dieser Markt sei momentan sehr in Bewegung. „Man erreicht damit eher junge Zielgruppen“ mit „ein bisschen Geld zum Anlegen“, ist sich der Wirtschaftswissenschaftler sicher. Jene Kunden mit den ganz großen Summen würden hingegen auch weiterhin die persönliche Beratung in der Bank suchen.
Bolsinger kennt in der Region keine Bank, die in Sachen Fintechs ähnliches tut wie Castell. Er sei aber überzeugt, dass man derlei Schritte „jetzt öfters sehen wird“.
Verband: Es tut sich schon länger was
Davon geht der Bundesverband deutscher Banken in Berlin schon länger aus. Unter den 200 dort angeschlossenen Banken klassischer Art befindet sich seit geraumer Zeitz auch ein Dutzend Fintechs. Castell-Partner Elinvar gehört dazu. Dass die traditionellen Geldhäuser mit den Fintechs Berührungsängste haben, „das ist schon lange nicht mehr so“, sagte Bankenverbandssprecherin Kerstin Altendorf auf Anfrage. „Gerade kleine Banken sind hier sehr agil.“
Diese Beobachtung hat auch FHWS-Professor Bolsinger gemacht. Für die Fintechs seien kleine Geldhäuser besser zu handhaben als große, bei denen meistens noch Verbände mitzureden hätten.
Castell: Stellenabbau ist kein Thema
Dass „Castell Insight“ dem angestammten Geschäft Kunden wegnimmt, davon geht Vorstandsvorsitzender Klein nicht aus. „Vor einer Kannibalisierung habe ich keine Angst.“ Auch nicht davor, dass „Castell Insight“ Berater überflüssig machen und für einen Stellenabbau in der Bank sorgen könnte. Das sei in den zwei Jahren der Planung nie Thema gewesen. Außerdem bleibe Castell Castell: „Wir ändern ja unser Produkt nicht.“
Castell, Fintechs und Trends
• Die Fürstlich Castell'sche Bank Credit Casse AG ist ein nicht börsennotiertes Geldhaus, das seit der Gründung im Jahr 1774 im Eigentum der ehemaligen Adelsfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen ist. Vermögensanlagen und das Firmenkundengeschäft sind die Säulen der Bank, die 240 Mitarbeiter, zehn Filialen in Franken sowie Niederlassungen in München, Nürnberg, Heilbronn, Mannheim und Ulm hat. Bilanzgewinn 2016: 4,6 Millionen Euro (2015: 3,5).
• Als Fintechs werden Finanzdienstleister bezeichnet, die mittels Onlineplattformen im Bankenbereich unterwegs sind. Sie haben keine Filialen und sind oft Jungunternehmen (Start-ups). Wie viele Fintechs es in Deutschland gibt, ist nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht genau klar. Schätzungen gehen von 250 aus. Auch im Bereich Versicherungen gibt es solche Tech-Unternehmen.
• Um die Digitalisierung des Bankenwesens gelenkt vorantreiben zu können, hat der Bundesverband deutscher Banken im Oktober 2017 einen speziellen Ausschuss gebildet. In ihm sitzen auch Fintechs. aug