Eine Krippenlandschaft in Segnitz erzählt vom einst kargen Leben im Frankenwald.
Walter Frank nimmt die Figur in die Hand und strahlt. "So viel Arbeit, so viel Liebe zum Detail." Der 71-Jährige hat in den letzten zwölf Tagen seine alte Familienkrippe wieder aufgebaut. Mit genau so viel Liebe zum Detail, wie sein Großvater bewiesen hat, als er die Krippe vor mehr als 100 Jahren bastelte.
Walter Frank und seine Familie laden in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel wieder in die Falksscheune in der Hans-Kesenbrod-Straße in Segnitz ein. Die Besucher werden staunen über die Häuser, die Tiere und die Figuren, die eine Ecke der gemütlichen Scheune ausfüllen.
Franks Großvater hat die eindrucksvolle Krippenlandschaft vor mehr als 100 Jahren in Oberfranken gebastelt. Sein Vater, Erich Frank, brachte das Kunstwerk dann mit nach Segnitz, als er sich dort vor rund 85 Jahren ansiedelte.
Mehr als 200 Figuren veranschaulichen das einst karge Leben im Fichtelgebirge, wo die Kunst des Krippenbaus eine lange Tradition hat. Die handbemalten Tonfiguren stammen aus einer Töpferei in Marktredwitz. Die Landschaft mit den typischen Frankenwaldhäuschen, einer Windmühle und allerlei detailgetreuem Zubehör aber hat Großvater Frank an langen Winterabenden im Fichtelgebirge selbst angefertigt. So manche Zigarrenkiste musste herhalten und ziert nun als Bauernhaus, Kapelle oder als Berghütte die lebendigen Szenen.
Da blickt zum Beispiel der volkstümliche Prinzregent Luitpold als Jäger von einem Felsen auf das fast 15 Quadratmeter große Landschaftsbild herab. Ein Holzfuhrwerk, beladen mit schweren Baumstämmen, erinnert an den einst wichtigsten Rohstoff und Broterwerb dieser Gegend.
Daneben wird gerade eine arme Frau vom Förster beim Holzdiebstahl erwischt.
Eine Figurengruppe in der Tracht der Tiroler, die das Töpferhandwerk als Emigranten in das Fichtelgebirge gebracht haben sollen, belebt die Szenerie ebenso wie ein frommer Einsiedler, eine Treibjagd oder die Menschen bei ihrer täglichen Arbeit. Eher als Nebensache steht die eigentliche Krippe mit der heiligen Familie am Rand des Geschehens.
Walter Frank weist aber auch auf den sozialen Aspekt dieser Tradition aus der Heimat seiner Vorfahren hin. So kommen noch heute, bereits lange Zeit vor Weihnachten, die Familien zusammen um den Aufbau der Krippe vorzubereiten, sich beim "Krippen schauen" in der Nachbarschaft Anregungen zu holen oder auch nur um Vergleiche anzustellen.
Die Frankenwälder Krippe mit ihrer Gebirgslandschaft und den Tiroler Trachten passt nicht ganz an den Main.
Die Franks würden sich deshalb über etwas Konkurrenz freuen, vielleicht mit einem Modell des Maintales, mit Schelchen und natürlich mit Segnitzer Gewächshäusern. Einen fränkischen Mini-Weinberg hat der 71-Jährige in diesem Jahr für die Krippe gebastelt. "In der gleichen Zeit hätte ich einen echten Weinberg anlegen können", sagt er und lacht.
Info: Eröffnung Die Krippe in der Falksscheune in der Hans-Kesenbrod-Straße 17 kann erstmals am 22. Dezember besichtigt werden. Von 14 bis 17 Uhr gibt es zur Einstimmung auf die Festtage auch kleine Konzerteinlagen mit weihnachtlicher Hausmusik.
Öffnungszeiten: 25.12. (10.30 bis 12 Uhr), 26.12. und 29.12. (14 bis 17 Uhr), 27.12. und 28.12. (17 bis 19 Uhr), 3. und 4. 1. (17 bis 19 Uhr), 5. und 6.1. (14 bis 17 Uhr). Der Eintritt ist frei.