Aus Martinsheim kommt Gegenwind

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Die Stadt- und Gemeinderäte aus Seinsheim, Obernbreit, Martinsheim und Marktbreit bei ihrer gemeinsamen Sitzung in Sachen Windkraft. Foto: G. Bauer
Die Stadt- und Gemeinderäte aus Seinsheim, Obernbreit, Martinsheim und Marktbreit bei ihrer gemeinsamen Sitzung in Sachen Windkraft. Foto: G. Bauer

Es wird erst einmal nichts mit dem gemeinsamen Flächennutzungsplan von Marktbreit, Obernbreit, Martinsheim und Seinsheim in Sachen Windkraft. Die Martinsheimer Räte lehnten den Entwurf am Dienstagabend einstimmig ab.

Der Versuch, in der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit über eine gemeinsame Sitzung des Stadtrats Marktbreit, der Marktgemeinderäte Obernbreit und Seinsheim sowie des Gemeinderats Martinsheim einen gemeinsamen Flächennutzungsplan mit Sondergebieten für Windkraftanlagen zu schaffen ist zunächst gescheitert.

"Ich bin nicht enttäuscht, ich habe das fast erwartet", zog der Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft (VG) und Marktbreiter Bürgermeister Erich Hegwein Bilanz. Sein Seinsheimer Kollege Heinz Dorsch sprach von Zufriedenheit in Seinsheim, eine andere Lösung sei an diesem Abend nicht möglich gewesen. Vom Tisch sei der Flächennutzungsplan allerdings nicht.

Zunächst hatte Verwaltungsleiterin Kerstin Ebert als Moderatorin darauf hingewiesen, dass jede Gemeinde eine eigene Sitzung abhalte und in alphabetischer Reihenfolge zu Wort komme. Die VG-Gemeinden hatten das Planungsbüro Wegner mit einer Standortanalyse beauftragt, die Bertram Wegner vorstellte. Daraus wurde ersichtlich, dass in den vier Gemarkungen insgesamt neun Standorte für Windkraftanlagen denkbar sind. Drei könnten nordwestlich Gnodstadt entstehen, je eine nördlich und südlich Obernbreit, eine am Lerchenberg östlich Enheim und Martinsheim sowie drei am Südrand der Gemarkung Martinsheim.

Mit einem gemeinsamen Flächennutzungsplan für alle vier Gemarkungen wollen die Gemeinden verhindern, dass es zu Anträgen für privilegierte Windkraftanlagen kommt, die ohne einen Flächennutzungsplan mit ausgewiesenen Sondernutzungsgebieten nur schwer zu verhindern sind. Ein Sondergebiet hebe die Privilegierung auf.


Nur zwei Standorte kommen in Frage



Die weiteren Betrachtungen des Büros Wegner ergaben jedoch, dass lediglich der Standort östlich Enheim/Martinsheim sowie südlich Unterickelsheim als Standorte denkbar seien. Die anderen schieden wegen vermuteter Bodendenkmäler, Konfliktsituationen mit vorhandenen Photovoltaikanlagen oder Schutzgebieten für Wohnansiedlungen, Aussiedlerhöfe sowie kollissionsgefährdeter Vogel- und Fledermausarten sowie Feldhamster aus.
Für das vorhandene Windrad nördlich Marktbreit gelte Bestandsschutz. Eine Verhinderungsplanung, wie sie Martina Michel (Marktbreit, CSU) ausgeschlossen wissen wollte, schloss Wegner bei zwei Standorten aus.

Unerwartete Reaktionen kamen aus dem Gemeinderat Martinsheim, der monierte, dass Vogelschutzbereiche und Grünanlagen, die von der Flurbereinigung angelegt wurden, zu wenig berücksichtigt seien. Die Ausweitung des bereits ausgewiesenen Sondergebietes Windkraft stehe außerdem nicht zur Debatte. Bedenken hinsichtlich der Abstände zur Autobahn erklärte Harry Schneider (Martinsheim, FWG Gnötzheim). Herbert Nagler (Martinsheim, FW Martinsheim) äußerte die Besorgnis, dass Flächen der Martinsheimer Gemarkung ausgewählt werden sollten, damit nirgends anders Windräder zu stehen kommen.

Wegner wies darauf hin, dass ein gemeinsamer Flächennutzungsplan nur zustande komme, wenn sich alle beteiligten Gemeinderäte dafür aussprechen. Nur so sei eine Konzentration planerisch zu steuern und verteilt aufgestellte Einzelanlagen zu verhindern.


Die Martinsheimer wollen nicht noch mehr Windräder



Die Martinsheimer Gemeinderäte rechneten jedoch vor, dass in der Nachbargemarkung Herrnberchtheim bereits sieben Windräder stehen und zwei weitere genehmigt seien. Dass jetzt auf der eigenen Gemarkung noch drei Anlagen hinzu kommen könnten, sei nicht tragbar.

In der eigenen Gemarkung sahen die Obernbreiter Räte zu viele Stolpersteine. Aus der Seinsheimer Ratsrunde vermisste Thomas Blaß (Wählergemeinschaft Tiefenstockheim) viele nähere Angaben zu den möglich Standorten, Höhenangaben eingeschlossen.

In den Abstimmungen gab es aus Marktbreit eine Gegenstimme. Als Martinsheim den Entwurf einstimmig ablehnte, kam es zu raunen in der Kulturhalle Lagerhaus. Während Obernbreit den Flächennutzungsplanentwurf einstimmig befürwortete, gab es auch aus Seinsheim eine Gegenstimme. Verwaltungsleiterin Ebert musste bilanzieren, dass kein gemeinsames Ergebnis zustande kam und kündigte eine Besprechung der Bürgermeister über das weitere Vorgehen an.

Die weiteren Entscheidungen fielen hingegen eindeutig aus. Die bisherige Höhenbegrenzung für Windkraftanlagen auf 130 Meter wurde aufgehoben. In der Anhörung zur Änderung des Regionalplans mit dem Ziel, Windkraftanlagen auch in den Landschaftsschutzgebieten der Naturparke Spessart und Steigerwald zu erlauben, waren sich die Ratsmitglieder einig. Sie folgten dem Argument, dass zwei Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen geeignet seien, aber nur 0,2 Prozent benötigt werden, sowie der besonderen Schutzwürdigkeit der Landschaftsschutzgebiete, sie lehnten die Änderung ab.