Aus dem Gericht: Die geprellte Taxifahrerin

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Justitia (Symbolbild)
Justitia (Symbolbild)
Stephan Jansen (dpa)

Die Zeugin ist sauer. So richtig geladen. Weil sie auch nach einem viertel Jahr immer noch auf ihr Geld wartet.

Die Zeugin ist sauer. Richtig geladen. Weil sie auch nach einem viertel Jahr immer noch auf ihr Geld wartet. Anfang Dezember hatte sie mit dem Taxi eine junge Frau von Volkach nach Würzburg gebracht – doch die Rechnung von 52,70 Euro wurde an jenem Abend nicht beglichen. Und auch nicht in den Monaten danach. Was die Zeugen einigermaßen sprachlos macht und fassungslos den Kopf schütteln lässt.

Die Angeklagte erweckt dagegen den Eindruck, als gehe sie das alles nichts an. Seinerzeit war sie bei einer Party an der Mainschleife gewesen, als ihr ein Kumpel in Würzburg angeboten habe, dort eine weitere Feier zu besuchen. Die Taxifahrt habe der Kumpel übernehmen wollen. In Würzburg angekommen, war jedoch von dem vermeintlich edlen Spender so gar nichts zu sehen gewesen.

Völlig blank

Weil die 20-Jährige selber völlig blank war, bestand die Taxifahrerin auf Aushändigung von Smartphone und Personalausweis. Während die geprellte Geschäftsfrau bis heute den Personalausweis hat, nahm sich die Polizei bei Anzeigenerstattung des Smartphones an – das ebenfalls bis heute in Obhut der Gesetzeshüter ist.

Jetzt, vor Gericht, beschäftigt die Angeklagte nur ein Gedanke: Wie sie denn wieder an ihre Sachen kommt? Das Thema Schadenswiedergutmachung scheint jedenfalls keine Rolle zu spielen. Angeblich habe sich ihre Mutter zwischendurch mal um die Begleichung der Rechnung kümmern wollen, aber irgendwie versandete das Thema dann umgehend wieder.

Dass die 20-Jährige kein Geld in der Tasche hat, ist alles andere als Zufall: Die junge Frau schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Sie wuchs bei den Großeltern auf, die jedoch bald überfordert waren – ebenso wie die Mutter. Das Jugendamt spricht von einem „schwierigen Start ins Leben“. Was folgte, waren durch und durch unstete Zeiten. Wechselnde Wohnorte, wechselnde Freundschaften, teilweise Obdachlosigkeit. Irgendwann waren auch Drogen im Spiel. Jeder Ansatz von Struktur fehlt bis heute im Leben der Angeklagten.

Immerhin: Sie hat es trotz der unsteten Lebensweise bisher geschafft, straffrei zu bleiben. Was sich allerdings gerade zu ändern scheint: Neben dem jetzt angeklagten Betrug wartet bereits ein weiteres Verfahren, wie die Staatsanwaltschaft ankündigte. Was insofern bedenklich ist, als genau jetzt, mit fast 21, „das Ruder rumgerissen werden müsste“, so das Gericht.

40 Sozialstunden

Wie sich Struktur anfühlt, darf die junge Frau jetzt erstmals erleben: Für die erschlichene Taxifahrt muss sie 40 Sozialstunden ableisten. Völlig offen ist dagegen weiterhin, ob die Taxifahrerin jemals das ihr zustehende Geld sehen wird.