Der Nationalen Verzehrsstudie II (2005 – 2007) zufolge nehmen in Deutschland Männer im Schnitt täglich 78 Gramm und Frauen 61 Gramm freie Zucker auf. Auch wenn die Studie schon älter ist, sei das "das Repräsentativste, was wir für Deutschland haben", sagt Kabisch. "In der Größenordnung wird es auch heute noch sein, inklusive anderer Zuckerquellen 90 bis vielleicht 100 Gramm pro Tag." Wenn du zu viel Zucker gegessen hast, kannst du so gegenwirken.
"To-go"-Gerichte können eine Gefahr sein
Egal wie wenig Zeit man fürs Kochen hat: Bei jeder Mahlzeit, die jemand anderes zubereitet, fehlt die Kontrolle darüber, was drinsteckt. Das kann auch bei vermeintlich gesundem Essen wie einer Bowl oder einem Salat der Fall sein. Zucker versteckt sich nämlich auch in Dressings und Dips.
Die Verbraucherzentrale Bayern etwa hat im Frühjahr 2024 beliebte To-go-Gerichte unter die Lupe genommen. Ergebnis: Einige der vorgeblich gesunden Snacks lieferten einen erheblichen Teil der empfohlenen Tageshöchstmenge an zugesetztem Zucker. Manche Bowl kam in der Stichprobe auf mehr als 25 Gramm, ein Salat sogar auf 34 Gramm.
Wer wenig Zeit hat, greift auch gern zu Fertiggerichten. Sie sind praktisch, verzehrfertig und lange haltbar. Doch viele solcher hoch verarbeiteten Lebensmittel, die teils durch umfangreiche industrielle Prozesse hergestellt werden, enthalten neben Salz, ungünstigen Fetten sowie diversen Zusatzstoffen typischerweise auch viel Zucker. Der wird nämlich zur Geschmacksverstärkung zugesetzt, aber auch um die Konsistenz zu verbessern oder als Konservierungsmittel die Haltbarkeit zu verlängern. Eine Studie unter Briten fand 2019 heraus: Der Verzicht auf hoch verarbeitete Lebensmittel könnte die Aufnahme von übermäßigem freiem Zucker potenziell um fast die Hälfte reduzieren.
Noch kurz was zwischendurch snacken - diese Lebensmittel besser meiden
Wenn sich zwischendurch der kleine Hunger meldet, greifen einige zu Protein- oder Müsliriegeln. Doch auch die sind in der Regel verarbeitete Produkte, die mit einer naturbelassenen Ernährung wenig zu tun haben. "Man kann sich nicht darauf verlassen, dass eine bestimmte Lebensmittelkategorie potenziell gesund ist. Zucker kann in sehr untypischen Produkten vorkommen", so Kabisch.
Frisches Obst und rohes Gemüse sind die bessere Zwischenmahlzeit. Auch Nüsse sind reich an Ballaststoffen und Eiweiß. Langes Kauen macht zudem lange satt. Beim Obst sind reife Bananen besonders zuckerhaltig, Äpfel und Birnen liegen ungefähr im Mittelfeld. "Am besten wären Beeren", erklärt der Charité-Wissenschaftler. "Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Blaubeeren." 100 Gramm Himbeeren haben weniger als fünf Gramm Zucker.
Wer viel Zucker isst, bekommt zwar viel Energie, aber kaum wichtige Nährstoffe. Das Risiko: Man nimmt insgesamt zu viele Kalorien zu sich und entwickelt dadurch Übergewicht oder gar Adipositas, also Fettleibigkeit. Das sind bedeutende Risikofaktoren etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes. "Wir sehen auch eine Verknüpfung von Adipositas mit Depressionen, Demenz, verschiedenen Krebserkrankungen oder Schlafapnoe, bei der nachts mehrfach der Atem aussetzt", sagt Kabisch. "Zucker ist dabei nicht die alleinige, aber durchaus eine relevante Ursache."
Zu viel Zucker kann außerdem Karies verursachen und die Zähne schädigen. Es gibt also gute Gründe, ein gesundes Gewicht zu halten oder anzustreben. Und der Verzicht auf Zucker wäre ein Anfang.
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