Familie Brunner betreibt eine Landwirtschaft mit rund 70 Milchziegen. Deren Milch verarbeiten sie in der hofeigenen Käserei.
Das Ehepaar Brunner stand im Jahr 2001 vor einer schwierigen Frage: Wie sollten sie den Hof von Carola Brunners Eltern weiter führen? Damals haben 25 Milchkühe zum Leben gereicht, sagt die 33-Jährige. Ihnen war aber klar, dass das nicht so bleiben wird. Ihr großes Glück war ein Praktikum, das Carola Brunner 1997 gemacht hat - auf einem Hof, der sich auf die Ziegenhaltung spezialisiert hat. "Ich war total begeistert, dass man mit 60 Ziegen seine Familie ernähren kann", sagt Carola Brunner.
"Nach dem Praktikum war mir klar, dass ich das Fachwissen zur Käseherstellung brauche", sagt Carola Brunner. Unbedingt wollte sie größere Rückschläge in der Anfangszeit vermeiden, deshalb machte sie noch eine Ausbildung zur Molkereifachfrau. Danach fuhr sie mit ihrem Mann Anton durch die Lande, um mit anderen Landwirten zu sprechen, die Ziegen halten. "Wir haben die richtig ausgequetscht", erzählt Anton Brunner und lacht dabei herzhaft.
Mit 17 Ziegen fing es an Angefangen haben sie 2001 mit 17 Ziegen. Im Laufe der Zeit wurden es immer mehr - die Kühe dafür immer weniger. 2005 verließ die letzte Kuh den Stall der Brunners. "Wir wussten, dass wir uns spezialisieren müssen, wollten wir mit unserem Konzept erfolgreich sein", sagt Anton Brunner. Dennoch war die Sorge groß, ob ihr Plan aufgehen würde. "Als wir zum ersten Mal mit unserem Käse auf einen Markt gefahren sind, waren wir richtig nervös", betont der 38-Jährige. "Wir wussten zum Beispiel nicht, welche Menge wir verkaufen würden", fügt seine Frau hinzu. Heute gehe das fast schon automatisch.
Ohnehin ist der Brunner'sche Betrieb längst den Kinderschuhen entwachsen. Heute meckern 90 Ziegen in ihrem Stall, den das Ehepaar Schritt für Schritt umgebaut hat. Damit sind die Kapazitäten des Ehepaars ausgeschöpft: "Wollten wir mehr Ziegen halten, müssten wir einen größeren Stall bauen", sagt Anton Brunner. Daran haben sie laut Carola Brunner allerdings kein Interesse: "Wir wollen ein Familienbetrieb bleiben. Würden wir weiter wachsen, wäre die Arbeit nicht mehr zu schaffen."
Die Arbeit erledigen die Brunners größtenteils per Hand. Die einzigen Helfer sind die Melkmaschine und der Käsekessel. Das Melken ist ein sensibler Punkt bei Ziegen. "Die Milch nimmt unglaublich schnell Gerüche an", erklärt Carola Brunner. Deshalb mussten sie ein eigenes Gebäude bauen, in dem die Tiere gemolken werden - sonst würde die Milch nach Stall riechen.
Zwei bis drei Liter Milch gibt eine Ziege pro Tag. Damit kommt der Hof im Durchschnitt auf 180 Liter pro Tag. Bei der Käseherstellung in der hofeigenen Käserei bleibt von dieser Menge nicht mehr viel übrig: "Die Faustregel ist, dass aus zehn Litern Milch ein Kilo Käse hergestellt werden kann", sagt Carola Brunner. Bei Hartkäse brauche sie etwas mehr, bei Camembert oder Quark reichen hingegen schon acht Liter.
Um eine hohe Qualität garantieren zu können, bekommen die Ziegen ausschließlich Futter aus eigener Herstellung. Derzeit gibt es sogar ihr Leibgericht. "Sie lieben die Nadeln der Christbäume", sagt Anton Brunner. Viele Nachbarn hätten deshalb ihren Baum bei den Brunners entsorgt. Im Stall herrscht derzeit "dicke Luft", wie Carola Brunner sagt. Der etwas strenge Geruch hat mit den 120 Jungtieren zu tun. Weil sie noch sehr wärmebedürftig sind, verzichten die Brunners bei den momentanen Temperaturen aufs Lüften. Die kleinen Zicklein wurden allesamt zwischen Weihnachten und Januar geboren. "Das war ein Halli Galli, manchmal 15 bis 20 Stunden am Tag", erinnert sich Anton Brunner. Zu dieser Zeit hätten sie mehr im Stall gewohnt als im Haus, pflichtet ihm seine Frau bei.
Doch so süß die jungen Ziegen auch sein mögen, die männlichen Nachkommen werden nicht alt. "Zu Ostern werden die jungen Böcke geschlachtet und landen auf dem Teller", sagt Carola Brunner. Lediglich 40 weibliche Ziegen behalten die Brunners für die Nachzucht.
Die Ziegen sind Nutztiere, aber es ist dem Ehepaar Brunner anzumerken, dass sie ihre Ziegen gern haben: "Sie sind sehr anhänglich", sagt Carola Brunner. Rückblickend versichert sie: "Ja, das mit den Ziegen war schon der richtige Plan."