Der Brandversicherungsverein in Hellmitzheim ist seit 88 Jahren erfolgreich. Beispielsweise wenn ein Blitz einschlägt, sind Otto Weigand und seine Kollegen gefragt.
Selbst ist der Mann - gemäß diesem Motto gab es im Jahr 1924 Landwirte, die sich entschlossen haben, ihren Versicherungsschutz selbst in die Hand zu nehmen. Die Inflationszeit und die schlechten Entschädigungen haben sie geprägt, erzählt August Weigand. Er selbst war 43 Jahre lang Vorsitzender des so genannten Versicherungsvereins für Brandfälle Hellmitzheim und Umgebung. Seit 2004 hat sein Sohn Otto die Geschäftsführung inne.
Heute sind längst nicht nur Bauern mit landwirtschaftlichen Betrieben Mitglieder in dem Verein. "Fast das ganze Dorf ist dabei", verrät Otto Weigand. Der Einzugsbereich umfasst nahezu den gesamten Landkreis Kitzingen sowie den ehemaligen Landkreis Scheinfeld einschließlich des Ehegrundes und reicht bis nach Emskirchen. Der Nachbarverein aus Uffenheim umfasst Teile des Landkreises Würzburg, des Altlandkreises Ochsenfurt und reicht bis Seinsheim. "Die Vereine machen sich gegenseitig keine Konkurrenz, wir haben uns etwa 1948 sogar zur gegenseitigen Finanzierung zusammengeschlossen", betont Otto Weigand. Es gibt außerdem noch Brudervereine in Buchheim, Feuchtwangen und Rothenburg.
Versichert werden Brand-, Blitz- und Explosionsschäden. Die Versicherungssummen aller beteiligten Vereine werden zusammengelegt und die eingetretenen Schäden anteilig ausgeglichen. Im Bereich des Hellmitzheimer Vereins entstand 2011 zwar lediglich ein Schaden von 650 Euro, auszugleichen waren jedoch 25 500 Euro. Im nächsten Jahr kann dies allerdings schon wieder ganz anders aussehen und dann der Hellmitzheimer Verein der sein, der von den anderen profitiert.
Ein teurer Anfang In Hellmitzheim hatte einst der Ökonomierat Johann Jakob Weigand zusammen mit dem Mönchsondheimer Georg Schmidt den Verein aus der Taufe gehoben. "Diese ersten Vorsitzenden haben den Verein 48 Jahre lang geführt", erzählt August Weigand aus der Familientradition. Zur Gründerzeit war die Versicherung in der "Selbsthilfeorganisation auf Gegenseitigkeit" mit einer Prämie von sechs Prozent noch richtig teuer, heute bewegen sich die Versicherungsprämien im Promillebereich.
1945, als der Verein nur noch 168 Mitglieder zählte, sind in den Kriegswirren sämtliche Unterlagen verbrannt, so dass es verlässliche Protokollaufzeichnungen erst wieder ab 1948 gibt. 25 Jahre lang führte der später zum Ehrenvorsitzenden ernannte Walter Weigand aus Mönch-sondheim den Verein.
Alle Versicherungsvereine stehen unter der Aufsicht der Regierung von Mittelfranken. Der Hellmitzheimer Verein ist der einzige, der nach der Gebietsreform nicht in Mittelfranken liegt. Der Verein muss heute rund acht Prozent der Prämien als Feuerschutzsteuer an den Staat abführen.
Als Geschäftsführer hat Otto Weigand umfangreiche Aufgaben zu bewältigen, die sich zwischen der Verwaltung der Beiträge, dessen Anlage, der Bildung von Rücklagen, der Bilanz und der Vereinsorganisation bewegen. "Einfach gesagt, bin ich Schriftführer und Kassier in Personalunion", sagt Weigand. Der Verein wird von einem Vorsitzenden - derzeit Gottfried Schaller aus Haag - , einem Stellvertreter, dem Geschäftsführer und drei Beisitzern geführt. Schadensaufnahmen übernimmt der Vorsitzende. Geht es um Schäden von mehr als 5000 Euro kommen Stellvertreter und Geschäftsführer dazu.
Das Versicherungsfeld ist ähnlich einer Hausratversicherung gestaltet. Schon bei Versicherungsbeginn muss eine detaillierte Inventarliste vorgelegt werden, auf deren Grundlage im Versicherungsfall die Bewertung erfolgt. Bei Totalschäden wird der Maximalwert erstattet. Der Beitrag liegt derzeit bei 55 Cent je 1000 Euro Versicherungssumme.
Die Gesamtversicherungssumme aller fünf Versicherungsvereine liegt bei 1,5 Milliarden Euro, davon entfallen auf den Verein in Hellmitzheim als kleinsten der Vereine 177 Millionen Euro. Im Jahr 2011 waren Schäden von 222 757 Euro auszugleichen, ein Jahr zuvor waren es 350 000 Euro.