Als 16-Jähriger nach Indien - eine Erfahrung fürs Leben

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Martin Helmer mit zwei Lehrern seiner Schule in Indien.
Martin Helmer mit zwei Lehrern seiner Schule in Indien.
Attraktion: Martin Helmer vor dem Taj Mahal.
Attraktion: Martin Helmer vor dem Taj Mahal.
 
Begegnungen: Martin Helmer aus Großlangheim mit seinem "Cousin" und dessen Vater in Indien.
Begegnungen: Martin Helmer aus Großlangheim mit seinem "Cousin" und dessen Vater in Indien.
 

Ein Jahr in Indien. Martin Helmer hat mit 16 Jahren den Schritt gewagt.

Die ersten Wochen waren die schwierigsten. Aber das hatte Martin Helmer nicht anders erwartet. Mittlerweile hat sich der 16-Jährige aus Großlangheim gut eingelebt. Auch wenn in Indien vieles anders ist.

Anfang Juli ist der Schüler des Landschulheims Wiesentheid nach Neu Delhi geflogen. Schon kurz nach der Landung wurde ihm klar, dass die nächsten Monate eine Herausforderung werden. "Ich kam mitten in der Nacht an und es hatte fast 35 Grad Celsius und gefühlte 100 Prozent Luftfeuchtigkeit", berichtet Martin.

Die ganze Armut des Subkontinents wurde ihm bei der Zugfahrt zu seiner Gastfamilie aufgezeigt: "Direkt neben der Eisenbahnstrecke reihten sich auf beiden Seiten jeweils ein paar Kilometer Slums", erzählt er. "Direkt auf Müll gebaut."

Martin lebt jedoch nicht in Neu Delhi, sondern rund 600 Kilometer entfernt, im indischen Staat Punjab, an der Grenze zu Pakistan. Das Dorf Janetpura hat ein paar kleine Kiosks sowie eine staatlich geführte Schule. Und dort musste sich Martin erst einmal umstellen. Die Frage nach dem Warum ist beispielsweise bei den Lehrern verpönt. "Weil es immer richtig ist, was der Lehrer und das Buch sagen", erklärt er.

Jeden Tag holt der Schulbus den 16-Jährigen und seinen 19-jährigen Gastbruder vor dem Haus ab. Die Blossoms Convent School ist eine Privatschule und hat ungefähr 1000 Schüler. "Für indische Verhältnisse ist sie sehr klein", sagt Martin. Im Durchschnitt gehen dort 3000 bis 4000 Kinder auf eine Schule. "Dafür ist meine Schule technisch ziemlich gut ausgestattet", berichtet er. "In jedem Klassenzimmer befindet sich beispielsweise ein Smartboard."

Sechs Tage in der Woche, sechs Stunden pro Tag. So schaut das Arbeitspensum des 16-Jährigen in Indien aus. "War am Anfang nicht so einfach", gesteht er. "Ist aber in Ordnung, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass ich das mal sagen würde."

Die Freizeitverbringt er in der Regel mit seinem Gastbruder. Freunde zu finden war für den Großlangheimer nicht allzu schwer. "Alle sind an mir interressiert und kommen auf mich zu."

Auch in seiner Gastfamilie fühlt sich Martin richtig wohl. Sein Gastvater und seine Gastschwester leben und arbeiten in Kanada, Martin lebt mit seiner Gastmutter und zwei Söhnen in einem Haus. Auch eine Großmutter wohnt dort und Cousins. "So wird es mir in meiner Freizeit nie langweilig, weil immer jemand da ist."

"Es hat sicherlich etwas gedauert bis ich mich in diese Familie eingefunden habe", bilanziert Martin. "Aber ich weiß jetzt schon, dass sie mich in ihre Herzen eingeschlossen haben und ich meine zweite Familie hier in Indien gefunden habe."