"Wirklich aufregende Aktion": Känguru in Franken entlaufen - Zoodirektor berichtet von wilder Suche

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Vor knapp drei Wochen war Känguru Willi aus dem Hofer Zoo ausgebüxt. Die Suche hat Zoodirektor David Pruß seitdem viele schlaflose Nächte gekostet. In einer "aufregenden Aktion" habe man Willi jetzt aber endlich einfangen und zurück in sein Gehege bringen können.

  • Hof: Ausgerissenes Känguru zurück im Zoo - Willi war fast drei Wochen verschwunden
  • "Plötzlich eine Bewegung gesehen": Zoodirektor berichtet von wilder Such-Aktion
  • "Schon gedacht, jetzt ist er weg": Erster Betäubungs-Pfeil verfehlt Ziel

Schon seit September wurde das Känguru Willi aus dem Hofer Zoo vermisst. “In den letzten drei Wochen gab es viele Sichtungen. Ich wurde immer wieder nachts angerufen und bin dann hinausgefahren”, berichtet Zoodirektor David Pruß gegenüber inFranken.de. Beim Eintreffen an den Orten der Sichtungen sei von Willi dann aber meistens keine Spur mehr gewesen. “Ich bin dann wieder nach Hause gefahren, die Nacht war dann natürlich im Eimer”, so Pruß. Umso größer sei nun auch bei ihm die Freude, dass man Willi am vergangenen Samstag (7. Oktober 2023) im Isar-Auwald schließlich doch noch einfangen und zurück in den Zoo bringen konnte. Dabei habe auch die Such-Aktion an diesem Tag zunächst nicht unbedingt vielversprechend ausgesehen, wie Pruß berichtet. 

Update vom 10.10.2023: "Wollten ihn eigentlich am Zaun entlang treiben":  Zoodirektor berichtet - deshalb verlief die Aktion anders als geplant 

"Am Samstagmorgen habe ich einen Anruf vom Wildhüter des Isar-Auwalds bekommen, dass dort ein Känguru unterwegs sei", erklärt Pruß im Gespräch mit inFranken.de. Wie schon etliche Male zuvor, habe es bei seinem Eintreffen aber auch diesmal keine Spur mehr von Willi gegeben, woraufhin er wieder den Rückweg angetreten habe. Wenig später habe er dann aber erneut einen Anruf bekommen.

"Ich bin dann zwei Stunden später wieder hingefahren, aber auch da haben wir zunächst kein Känguru gesehen", so Pruß. "Wir sind dann ein bisschen am Zaun entlang gelaufen und plötzlich hat man es im Gebüsch hüpfen gehört", berichtet der Zoodirektor. Da habe man dann gewusst, dass Willi in der Nähe sein musste. Um ihn nicht aufzuschrecken, habe man jedoch äußerst vorsichtig vorgehen müssen.

"Zusammen mit den Azubis aus dem Zoo wollten wir ihn eigentlich am Zaun entlang treiben", erklärt Pruß. Er selbst habe sich mit einem Blasrohr-Pfeil hinter einem Baum verstecken wollen. "Als ich mich auf den Weg machen wollte, habe ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung gesehen und dann saß er da", erinnert sich Pruß. "Ich habe mich dann dagegen entschieden, aus dem Auto auszusteigen, um ihn nicht zu erschrecken", erklärt der Zoodirektor. 

"Eine wirklich aufregende Aktion": Zoodirektor muss Betäubungs-Pfeil aus Auto abfeuern

Er habe sich deshalb kurzerhand dazu entschlossen, den Blasrohrpfeil aus seinem Auto heraus abzufeuern. Der erste Pfeil verfehlte sein Ziel demnach jedoch. "Ich hab schon gedacht, jetzt ist er weg", berichtet Pruß. Willi habe die Aktion jedoch gänzlich unbeeindruckt gelassen. In größter Eile habe Pruß deshalb eine zweite Dosis zusammengestellt und es noch einmal versucht. "Der zweite hat dann gesessen", berichtet der Zoodirektor. Dann musste alles ganz schnell gehen. 

"Wir haben extra eine Dosis gewählt, bei der er schnell schläft, aber auch schnell wieder aufwacht, falls wir ihn nach der Betäubung nicht gleich finden sollten", so Pruß. Man habe Willi demnach zügig in eine Kiste gelegt und ins Auto geladen. "Als wir im Zoo ankamen, stand er schon wieder in der Kiste”, berichtet Pruß. Willi sei demnach wohlauf, befinde sich aber trotzdem vorübergehend in Quarantäne. Auch, weil man in seinem Kot Parasiten nachgewiesen habe und eine Ansteckung der anderen Tiere verhindern wolle.

Sobald er wieder vollständig aufgepäppelt sei, werde er aber in das Gehege zu den anderen Kängurus zurückkehren. “Das war eine wirklich aufregende Aktion, aber ich bin froh, dass ich die Nacht jetzt wieder durchschlafen kann”, zeigt sich Zoodirektor David Pruß erleichtert. 

Update vom 08.10.2023: Mit Blasrohr und Pfeil betäubt - Känguru Willi wieder zurück im Tierpark Hof

Rund zweieinhalb Wochen ist es her, seit Känguru Willi aus dem Hofer Zoo ausbüxte. Jetzt ist das Beuteltier wieder zurück in dem Tierpark. Das teilte der Zoo über Instagram mit und sprach von einer "freudigen Mitteilung". Währenddessen sendet ein Tierheim auf dem Landkreis Hof einen dringenden Hilferuf: "Sind echt am Limit". 

Mithilfe eines Blasrohrs und eines Pfeils sei das Tier betäubt und anschließend in einer Box zurück in sein Gehege gebracht worden. Das Känguru sei mittlerweile aus der Narkose aufgewacht und erhole sich "hinter den Kulissen. Wie der Zoo mitteilt, sei das Tier wohlauf. Trotzdem stehen in den nächsten Tagen zahlreiche Gesundheitschecks an. Willi müsse wieder aufgefüttert werden, so der Zoo.

Nach seinem Ausbruch war das Känguru mehrmals in der Hofer Innenstadt gesichtet worden. Es gelang aber nicht, das Tier einzufangen. Nach wie vor ist unklar, wie Willi entkommen konnte. Ein Verhungern galt als unwahrscheinlich. Kängurus können sich von Blättern und Gras ernähren. Eine Gefahr war nach Polizeiangaben von dem Tier nicht ausgegangen, da Willi als scheu gilt. Trotzdem war die Bevölkerung aufgerufen worden, eine Sichtung des Kängurus der Polizei zu melden. Während seines Ausbruchs ist Willi nicht auf die Straße gesprungen. Zu Verkehrsbehinderungen kam es durch das Känguru nicht. 

Update vom 28.09.2023: Hofer Zoodirektor zuversichtlich nach Verschwinden von Känguru Willi - "Sichtungen rücken immer näher"

"Er ist immer noch draußen unterwegs", bestätigt Zooleiter David Pruß im Gespräch mit inFranken.de. Seit mehr als zehn Tagen läuft die Suche nach dem Känguru-Bock, trotzdem zeigt sich der Direktor, der sich laut Eigenaussage auch Tipps von anderen Zoos mit ähnlichen Erfahrungen eingeholt hat, optimistisch: "Er zeigt eine deutliche Heimwärtstendenz, die Sichtungen rücken immer näher an den Zoo heran". 

Pruß hofft deshalb, dass Willi möglicherweise "von selbst wieder ins Gehege springt", auch wenn dem Team des Hofer Zoos zur Not andere Mittel zur Verfügung stünden, um das Beuteltier wieder nach Hause zu bringen: "Wir haben eine Netzkanone, ein Betäubungsgewehr und Lebendfallen, aber bisher war er trotz der Sichtungen einfach noch nicht in unserer Reichweite. Man kann nicht wie im Kino Lasso schwingend durch die Gegend ziehen, das funktioniert nicht".

Um Willis Wohlergehen mache er sich unterdessen keine übertriebenen Sorgen: "Er ist durchaus kälteresistent und jetzt im Herbst hat er auch genug Blätter zum Fressen", so Pruß. Wie schwierig sich das Wiedereinfangen entlaufener Tiere gestalten kann, zeigt im Landkreis Hof derzeit auch die großangelegte Suche nach zwei ausgebüxten Rindern.

Erstmeldung vom 18.09.2023: Känguru aus Hofer Zoo entlaufen: Wo Willi steckt und was bei einer Sichtung zu tun ist

Wie Willi das Gehege und den Zoo verlassen konnte, befinde sich derzeit noch in der Klärung. In der Nacht auf Sonntag (17. September 2023) "konnte das Tier mehrmals mithilfe der Polizei gesichtet werden", erklärt der Hofer Zoo. "Wir haben einige Mitteilungen von Bürgern erhalten", ergänzt die Polizeiinspektion Hof auf Anfrage. "Leider ist es bislang jedoch nicht gelungen, das Tier einzufangen." Wo sich Willi aktuell befindet, wisse man nicht - "im weitesten Sinne aber schon in der Nähe des Zoos", so die Polizei.

"Da das Tier von Blättern und Gras lebt, befindet es sich momentan nicht in der Gefahr des Verhungerns", hält der Zoo fest. "Einzig die Beutegreifer in der Natur könnten ihm gefährlich werden." Wer das Känguru sichte, solle "es bitte nur aus der Ferne beobachten" und "nicht verfolgen oder hetzen." Wer das Willi über längere Zeit am gleichen Standort beobachten kann, solle sich unter der Telefonnummer 092817040 bei der Polizei Hof melden, dort seien alle weiteren entsprechenden Nummern hinterlegt. Auch die Ordnungsämter seien bereits informiert.

Von Willi gehe keine Gefahr aus, betonen die Zoo-Verantwortlichen. Jedoch: "Bitte unterlassen Sie das Suchen auf eigene Faust, dies würde das Tier nur noch weiter unnötig stressen." Auch störe man dadurch "unsere Flora und Fauna". Wie die Polizei erklärt, werde ein möglicher Einfangversuch von den Mitarbeitenden des Zoos durchgeführt. "Wir selbst sichern nur ab und schauen, dass der Verkehr nicht gefährdet ist", halten die Beamten fest.

In Kürze finden die Hofer Filmtage 2023 statt: ein Filmfestival mit besonderem Charme in der Altstadt. Hier gibt es die Termine und weitere Infos. Der älteste Park in Bayern liegt in Hof: Warum der historische Bürgerpark als einer der schönsten Parks Deutschlands gilt und was er an Freizeitmöglichkeiten bietet. Die neusten Nachrichten aus Hof

Vorschaubild: © Zoo Hof