An der Eberner Mittelschule geht es in den neunten und zehnten Klassen um rechtsradikales Gedankengut. Workshops, Ausstellung und Theater liefern dazu Informationen. Radikale Umtriebe gab es bisher nicht.
In einem Fall hat das "Frühwarnsystem" schon funktioniert, und der Klassenverbund geholfen, dass ein Mitschüler nicht in die rechte Szene abdriftete. Heike Czehmann erinnert sich genau. "Ja, da haben wird lange Wanderungen unternommen und viele Gespräche geführt." Ihr "Schützlinge" kreuzte schon regelmäßig bei Kameradschaftstreffen auf, wurde aber von Schulkameraden in die Klassengemeinschaft zurückgeholt. "Die waren hellhörig geworden, diskutierten mit ihm, stellten Fragen und hielten ihm ihre Haltung entgegen", blickt Czehmann zurück.
Die Diplom-Sozialpädagogin arbeitet seit fünf Jahren an der Mittelschule als Jugendsozialarbeiterin und kennt die Probleme, die auch in einer Kleinstadt auftreten können: Neonazis, Glatzen, Springerstiefel, Fremdenhass. Im Rahmen eines Praxis-Projektes wird das Thema intensiv beleuchtet und vertieft.
"Kompetent gegen Rechts" lautet die Überschrift und am Dienstag und Mittwoch setzten sich Neunt- und Zehntklässler mit dem Problem auseinander. Sie erfuhren von einem Dorf nahe Wismar in Mecklenburg, das Neonazis komplett schon besetzt haben, wo Hitler-Feiern unter der Reichskriegsflagge stattfinden. Solche Entwicklungen zeigte die Sozialwissenschaftlerin Dr. Doris Zimmer mann von der Akademie Frankenwarte aus Würzburg auf, die selbst schon Anfeindungen militanter Gegner über sich ergehen lassen musste.
Bezüge zum Dritten Reich Sie ging - parallel zum Geschichtsunterricht - auch auf die Umtriebe im Dritten Reich und dessen damaliges Weltbild ein, dessen Saat immer wieder aufgeht. Weitere Themen waren die Feindbilder der Extremisten: Ausländer wie auch systemstützende Personen, wozu Doris Zimmermann auch Polizisten und Lehrer zählte.
Ein Schwerpunktthema war auch die rechtsextreme Musik und die Rolle der Frauen, die "den Zugang oft erleichtern", wie die Referentin anklingen ließ.
"Es ging um Klamottenmarken, Parteien und die Rolle der Frauen", fasst Schulsprecher Tobias Groh zusammen. Eigene Erfahrungen habe kein Klassenkamerad eingebracht, weil " es keine gibt". Und auch die Jugendsozialarbeiterin beruhigt: "Hakenkreuze gibt es in der Schule an keiner Wand."
Trotzdem ist sie, seit einem Jahr als Vollzeitkraft an der Schule, die sicher nicht als Brennpunktschule gilt, nach eigener Darstellung "ausgelastet".
Heike Czehmann: "Meist sind das Einzelfallhilfen. Die Schüler kommen direkt zu mir, oder werden im Zusammenspiel mit Lehreren 'übergeben'."
Dabei gehe es um Probleme der Jugendlichen untereinander, um familiäre Probleme, Leistungsdruck oder den Übergang von der Schule zum Beruf. "Vielen fehlt dabei die Orientierung , deswegen muss man sie an die Hand nehmen, weil es die Eltern nicht schaffen."
Ein "Riesenthema" bilde auch die Sexualität, wenn während der Pubertät die Entwicklung von Körper und Seele auseinander klaffen. "Dazu bieten wir gesonderte Seminare mit Mitarbeitern der Schwangerenberatung an." Der Erfolg: "Wir haben keine junge Mutter an der Schule." Nicht nur damit findet die Jugendsozialarbeiterin aus Coburg die Mittelschule in Ebern auf dem
richtigen, nicht dem
rechten Weg.