Asylanträge müssen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gestellt werden. Asylbewerber aus Ebern reisen dazu nach Zirndorf. Weil das Erstaufnahmelager so überfüllt ist, geschieht dies Monate nach der Ankunft in Deutschland.
Miriam* ist 30 Jahre alt. Sie hat schon einiges von der Welt gesehen und viel erlebt. Und stets dachte die junge Frau: "Um den eigenen Horizont zu erweitern, muss ich viele Kilometer zurücklegen." Als sich Miriam vor ein paar Tagen mit Asylbewerbern aus Syrien auf den Weg nach Zirndorf machte, wurde sie eines Besseren belehrt. Nur 90 Kilometer entfernt von ihrem Wohnort bekam sie eine Lektion in Sachen Kultur. Vor allem über ihre eigene deutsche Kultur.
Seit mehreren Monaten engagiert sich Miriam ehrenamtlich im Asylbewerber-Unterstützerkreis in Ebern. Sie verfolgt die Asylpolitik. Ihre Meinung: "Strukturen, die den Menschen gerecht werden, gibt es kaum. Und ziemlich viel Chaos." In Zirndorf, wo eines der zwei bayerischen Erstaufnahmelager steht, war sie noch nie.
Diese fränkische Stadt war an jenem regnerischen Herbsttag ihr Ziel. Mit im Auto saßen zwei Männer und eine Frau aus Syrien.
Die drei Flüchtlinge kamen schon im August in Zirndorf an. Einen Termin zur Asylantragstellung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bekamen sie erst für November.
Eine Außenstelle der Behörde befindet sich direkt neben dem Erstaufnahmelager. "Wegen der sehr stark gestiegenen Asylbewerberzahlen gelingt es allerdings nicht mehr, Asylanträge in jedem Fall noch während des Aufenthalts in der Erstaufnahmeeinrichtung entgegenzunehmen", so die Information aus dem Bundesamt.
Termin um 8 Uhr Konkret bedeutet das: Menschen kommen im Erstaufnahmelager an, werden medizinisch durchgecheckt, geben Dokumente und Personalien an und werden dann sehr schnell auf dezentrale Unterkünfte verteilt.
Um den "richtigen" Asylantrag zu stellen, müssen sie Monate später zurück nach Zirndorf. Ein wichtiger Termin.
Bis um 8 Uhr des vermerkten Tages müssen die Personalpapiere beim Amt vorliegen.
Auf der Fahrt zur Behörde nach Zirndorf tönt es von der Rücksitzbank auf Englisch: "Die Straße kenn' ich. Hier sind wir jeden Tag gelaufen." Miriam muss kurz stocken: "Die kennen hier fast jede Straßenecke und jedes Detail." Viele Asylbewerber verbringen während des Aufenthalts in Zirndorf die meiste Zeit außerhalb des Asylcamps. Vor allem in den letzten Monaten, denn da war es restlos überfüllt. "Ich kam an einem warmen Tag im August an", erinnert sich der 22-jährige Mohamed*, "mir wurden meine Bettlaken gegeben. Ein Bett musste ich mir selbst suchen." Er fand eines. Tagelang teilte er sich die Matratze.
Kein freier Platz mehr Miriam, Mohamed, Ramez* und Fatima* kommen pünktlich in der Außenstelle des Bundesamt an.
Sie sehen die Schranke, die den Weg in das Erstaufnahmelager versperrt. Polizeiautos stehen davor. Kinder, Männer und Frauen stehen an der Schleuse, in der Hand blaue Müllbeutel mit ein paar Kleidern. Sie bitten um Einlass. Und müssen warten. "Das muss man selbst gesehen haben. Sonst kann man sich nicht vorstellen, was da drin alles abgeht", sagt Ramez zu Miriam und legt seinen Personalbogen beim Pförtner am Eingang auf den Stapel. Der grüßt nur, wenn er gegrüßt wird.
Miriam und die Eberner Asylbewerber nehmen im Warteraum Platz. Von außen sehr sauber gehalten ist das Gebäude der Außenstelle des Bundesamts, wo Leute aus der ganzen Welt ihren Asylantrag stellen. Im Warteraum stehen nicht nur die Luft, sondern auch die Menschen. Es gibt keinen freien Platz mehr. Zig Menschen haben an diesem Tag um 8 Uhr einen Termin. Viele Kinder streiten sich um ein einziges Schaukelpferd. Miriam sucht die Toilette.
Seife gibt es nicht, hygienisch ist etwas anderes. Beim Anblick des Warteraums in der Behörde fröstelt sie: "Willkommenskultur ist da weit weg."
Kurz vor 8 Uhr strömen die ersten Dolmetscher in den Wartesaal und rufen syrische, ukrainische, bosnische, serbische und afrikanische Menschen auf. Ramez und Fatima hören ihre Namen. Sie werden zu ihrem Sachbearbeiter gebracht. Miriam wartet mit Mohamed. Zehn Minuten. Eine halbe Stunde. Miriam beobachtet den Minutenzeiger der Wanduhr. Eine weitere Stunde ist vorbei. Worum es heute geht, wurde Mohamed von einem Anwalt erklärt: "Es ist egal, wie Du nach Deutschland gekommen bist. Denn alle sind ja illegal gekommen. Heute geht es um Deine Fingerabdrücke und ob Du diese schon an die Polizei in einem anderen EU-Land gegeben hast. Dann könnte man Dich dorthin zurückweisen."
Nach zwei Stunden halten Ramez und Fatima ihren Asylantrag in den Händen.
Getrennt voneinander wurden sie zu ihrer Flucht aus Syrien befragt, politische Aktivitäten mussten schriftlich dargelegt werden.
Zwölf Fragen mussten sie beantworten (siehe Kasten). "Ich hatte zwar einen Dolmetscher aus Syrien. Aber dass mein Großvater Abdullah Abdullah heißt, wollten sie mir nicht glauben", berichtet Ramez etwas verzweifelt.
Miriam fragt sich, wie das mit der interkulturellen Kompetenz der Sachbearbeiter ist: "Nach so vielen Tausend Anträgen könnte doch bekannt sein, dass das ein typisch arabischer Name ist."
Vier Stunden umsonst gewartet Mohamed wartet immer noch. Mittlerweile schon knapp vier Stunden. Wie alle anderen hatte auch er um 8 Uhr einen Termin. Kurz vor 12 wird sein Name aufgerufen.
Ein Dolmetscher gibt ihm seine Papiere zurück: "Wir machen jetzt eine Stunde Mittagspause und danach kommen Sie um 13 Uhr bitte wieder", sagt der Mitarbeiter zu ihm. Mohamed stockt der Atem. Er hat vier Stunden umsonst gewartet.
"Es tut uns leid. Aber dahinter steht keine Willkür, das verspreche ich Ihnen", erklärt der Mitarbeiter - "seitdem so viele Menschen hier ankommen, tun die Mitarbeiter, was sie können. Wir können leider keine genaueren Termine vergeben."
Miriam platzt fasst der Kragen. Um 5.30 Uhr sind sie an diesem Tag in Ebern aufgebrochen, um pünktlich zu sein.
Vielleicht stecke dahinter wirklich keine Willkür. Was für Miriam aber feststeht: Respekt gegenüber den Menschen, die nach Schutz suchen, steht hier auf der Tagesordnung nicht ganz oben. Der Mensch wird zur Akte. Und die Akte wird bearbeitet, wenn es gerade passt.
Miriam schämt sich etwas. Für die abschreckende Politik und die vermeintlichen Werte, die in ihrem Land in Sachen Asylpolitik gelebt werden.
(*Namen von der Redaktion
geändert)
Der Fragebogen
Miriam platzt fasst der Kragen……..
Unfaßbar eine 30jährige alleinstehende Einwanderin muß an einen Tag schon um 5.30 aufstehen und sage und schreibe ganze 90km mit zwei Asylanten nach Zirndorf fahren. Schon das ist dem Fräulein zu viel, obwohl sie ja die nächsten 8-9 Monate sicherlich ausschlafen darf.
Kostloses Essen, kostloses TV, kostenloses Internet ,Kleidung nagelneue Smartphones, „Bürgermeisterempfang mit Mittagessen“ und noch Spenden
Erste Ergebnisse dieser Verwöhnungskur : , anstatt sich zu freuen, und dankbar zu sein fällt
der Asylbewerberin nichts anderes ein als über die Zirndorfer Beamten zu motzen, die schon Wochenlang an Ihren Grenzen arbeiten und ihren job bestens machen.
Liebe Miriam, warst du schonmal im Einwohneramt in Bamberg, wenn die ganzen Studenten sich dort anmelden? Warst du schonmal in der KFZ-Zulassung, wenn die Motorradsaison wieder beginnt? Hast du schonmal auf einen Flur im Arbeitsamt gesessen? Wahrscheinlich nicht, denn sonst würdest du eien vier Stunden Wartezeit nicht so groß aufbauschen! Wie sieht es denn bei einem Arztbesuch aus? Besonders wenn es ein Fachmann ist, sind doch Wartezeiten von mehreren Stunden die Regel. SIdn wir da nicht auch alle eigentlich nur eine Akte? Was hast du denn in Zirndorf erwartet?? Das jemand den roten Teppich ausrollt und die Delegation aus Ebern mit der Zirndorfer Blasmusik empfangen wird? Das der vielleicht grießgrämig wirkende Pförtner mit dem Gläschen Sekt bereit steht? Glaubst du den Beschäftigten macht das Spaß? Meisnt du die Regierung stellt zusätzliches Personal ein, weil es halt derzeit auf Grund des aktuellen geschehens mehr Asylbewerber sind als üblich? Wenn ja, dann träum doch in deiner kleinen heilen Welt weiter! Wenn ich sehe, dass ein großer Teil von Ihnen gut gekleidet und mit Handy ausgestattet ist, frage nicht nur ich mich, ob es wirklich diese Art von Flüchtlingen ist, die wirklich bedroht werden. Auch sind es doch wirklich gut ausgebildete Leute,welche auf Grund ihres Vermögens ihre Flucht durch Zuhilfenahme von Schleussern bezahlen konnte. Die anderen ohne Geld laufen irren weiterhin da unten von Versteck zu Versteck, während ihnen die Gewehr-kugeln an den Ohren vorbei fliegen. Und das ist nicht nur meine Meinung. Ich denke das in den Köpfen der Bevölkerung langsam ein Umdenken statt findet. Wer bezahlt das ganze eigentlich? Bisher hab ich noch keine Aussage eines Politikers gehört, wie das ganze finanziert wird. Es handelt sich schließlich um einige Millionen von Euro. Für eine Hartz 4 oder Rentenerhöhung für die abgearbeiteten Rentner steht kein Geld zur Verfügung. Ich bin keineswegs ein Rechter! Engagiere dich doch mal im Altenheim und fahr jemand im Rolli aus!
Es geht nicht um Millionen Euro, sondern der Freistaat Bayern allein (!) stellt rund eine Milliarde Euro im nächsten Doppelhaushalt für Unterbringung und Versorgung zur Verfügung.
http://www.bayernkurier.de/zeitung/artikel/ansicht/14450-nationaler-kraftakt.html
Auf der anderen Seite wird 1 Prozent Rentenerhöhung in den Medien gern mal wie eine Staatskatastrophe dargestellt.
Die Leute in den Behörden machen ihre Arbeit mit Sicherheit genauso gewissenhaft und ordentlich wie es sein muss. Es gibt Gesetze und Regeln welche vorschreiben wie bei solchen Anträgen zu verfahren ist. Was ist daran so schlimm bei einem solch wichtigen und entscheidenden Antrag vier Stunden zu warten???? In jeder zweiten Zulassungsstelle wartet man länger..."Willkommenskultur ist da weit weg"...Meine Güte was wird hier denn von dieser Miriam erwartet? Eine VIP-Lounge und maximale Wartezeit von 15 Minuten... Alles Andere wäre ja unmenschlich. Und wehe der Sachberbeiter macht Mittagpause um mal 30 Minuten Luft zu bekommen... Skandal!!
Anstatt dass man sagt es ist gut dass in solchem Maße geholfen wird und Deutschland hier den Großteil der Anstrengungen verrichtet soweit möglich wird die angebotene Hilfe von blinden Gutmenschen überzogenen engstirnig und fast schon lächerlich denunziert.... Alles selbstverständlich und wehe es geht nicht schnell genug. Wer hier solche Forderungen stellt und mit blumigen Scheuklappen durch die Gegend geht hat diese Welt nicht im geringsten Verstanden. Ich wünsche mir eine ein wenig distanziertere Berichterstattung und keine floskelhafte Kurzgeschichte welche diesen absolut "menschenunwürdigen" Zustand von einer 4-Stündigen Wartezeit bildhaft verteufelt... Die Politiker dieser Welt sollten langsam mal anfangen die URSACHE zu bekämpfen. Und die liegt mit Sicherheit nicht im Verschulden des deutschen Staates und seinem Verwaltungsaparat...