Hat ein Mittelstürmer einem 50-jährigen Zuschauer den Eckzahn ausgeschlagen? Ein Strafgerichtsprozess am Haßfurter Amtsgericht wird in eineinhalb Wochen mit weiteren Zeugen fortgesetzt.
Dass es - auch und gerade - bei Fußballspielen im Amateurbereich mitunter hoch hergeht, ist nichts Neues. Aber der tumultartige Streit, der sich im Anschluss an eine Partie in der Kreisklasse 3 entzündete, fällt doch aus dem Rahmen.
Bei einem Handgemenge wurde ein 50-jähriger Zuschauer von einem Schlag derart hart getroffen, dass sein Eckzahn abbrach. Für diese Tat verantwortlich war laut Anklageschrift der Mittelstürmer der Gästemannschaft.
Um noch weitere Zeugen zu vernehmen, wurde die Verhandlung im Haßfurter Amtsgericht gestern abgebrochen und ein Fortsetzungstermin vereinbart. Zu dem öffentlichen Prozess kam es, weil der Angeschuldigte einen Strafbefehl des Staatsanwalts über 420 Euro nicht akzeptieren wollte und dagegen Einspruch einlegte. Um welches Spiel es sich konkret handelte, darf aus Gründen des Daten- und Personenschutzes nicht genannt werden.
Hitzige Partie So viel aber ist bekannt: Das Kreisklassenspiel fand am Sonntag, 18. Mai 2014, statt. Während die gastgebende Mannschaft sich noch Hoffnungen auf den Aufstieg machen durfte, ging es für die Gästemannschaft im Abstiegskampf um alles oder nichts.
Dass es bei dieser Konstellation zu einem emotionsgeladenen und hitzigen, teilweise auch hektischen Spielverlauf kam, wird niemand verwundern. Wie der damalige Schiedsrichter im Zeugenstand dem Gericht mitteilte, musste er, um das Spiel geordnet über die Bühne zu kriegen, insgesamt sechs Mal die gelbe Karte zücken. Zehn Minuten vor Spielende führte die abstiegsbedrohte Gastmannschaft noch mit 2:1.
Bei diesem Spielstand wäre der Klassenerhalt gesichert gewesen. Die Mannschaft spielte in der Folge auf Zeit.
Das erregte die Zuschauer, die auf Seiten der Heimelf standen.
Am Ende wendete sich doch noch das Blatt. In den letzten Minuten fielen zwei weitere Tore, die Partie endete mit 3:2 für die heimische Mannschaft. Unmittelbar nach Abpfiff des Spiels kam es hinter einem Torraum zu einem Tumult, an dem laut Zeugenaussagen rund 20 bis 30 Personen, darunter auch etliche Spieler, beteiligt waren. "Es war das reine Chaos", beschrieb einer der damals eingesetzten Ordner die Situation. Mitten drin soll sich dabei der Angeklagte befunden haben; ein 21 Jahre alter Mann, der als Mittelstürmer das 1:0 für die Gästemannschaft erzielt hatte.
Angeklagter bestreitet Vorwürfe Der Schiedsrichter schilderte dem Gericht, dass der junge Fußballspieler im Spiel zwar hart, aber fair agiert habe.
Nach dem Spiel will der Schiedsrichter gesehen haben, dass der Beschuldigte "wie von der Tarantel gestochen" herumgerannt sei und dabei aufgebracht und erregt gestikuliert habe.
Im Laufe der Verhandlung wurden rund zehn Zeugen gehört. Aber nur ein einziger will konkret gesehen haben, dass der Angeklagte um sich geschlagen und dabei - möglicherweise unbeabsichtigt - den Älteren im Gesicht getroffen habe. Der Angeklagte selbst und sein Anwalt Christian Barthelmes bestreiten dies.
Das Opfer hatte ebenfalls nicht gesehen, von wem der Schlag gekommen ist. Ihm sei schwarz vor den Augen geworden. Nachdem die Beweisaufnahme abgeschlossen war, bot Staatsanwalt Arno Ponnath eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldauflage an. Dies akzeptierte der Angeklagte nicht, weil er dann sowohl seine eigenen als auch die Anwaltskosten der Nebenklage zu tragen hätte. Deshalb verfügte Amtsrichterin Ilona Conver, die Sitzung am 1. April fortzusetzen.