Weinlese in Franken wird zum Sommer-Job

2 Min
An den fränkischen Weinbergen, wie hier in Ziegelanger bei Zeil, ist die Weinlese derzeit im vollen Gange. Foto: Günter Flegel
An den fränkischen Weinbergen, wie hier in Ziegelanger bei Zeil, ist die Weinlese derzeit im vollen Gange. Foto: Günter Flegel

Der Klimawandel, optimierte Anbaumethoden und neue Züchtungen haben beim Weinbau den Turbo angeworfen. Die fränkischen Winzer freuen sich über Hoch "Kieron" und auf "einen sehr guten Jahrgang".

Der Sommer im Herbst lässt vor allem die Winzer frohlocken. Und zwar nicht nur deshalb, weil bei der Weinlese, die in Franken auf Hochtouren läuft, die Regenjacke wohl zuhause bleiben kann. Die zuletzt trüben und unterkühlten Tage hatten die Laune der Winzer etwas getrübt, nun aber strahlen sie mit der Sonne um die Wette. "Die Weintrinker können sich auf einen guten, wenn nicht sogar sehr guten Jahrgang freuen", sagt Artur Steinmann, der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes.

Der Sommer im Herbst kommt für die Weinmacher wie die -freunde zum bestmöglichen Zeitpunkt: Die Alltagsweine, die jetzt gelesen werden, haben von dem frühen Vegetationsbeginn, dem trockenen Frühjahr und dem sommerlichen Mix aus Sonne, Wärme und Regen profitiert.
Sie sind trotz der frühen Lese gehaltvoller als in den Vorjahren und haben sich durch die kühlen Tage nicht mehr in die Suppe spucken lassen.

Wer den ersten Vorgeschmack auf den Jahrgang 2014 kosten möchte, kann in den meisten fränkischen Weinbaubetrieben Federweißen kaufen, frisch aus dem Fass. Diese quicklebendige Zwischenstufe auf dem Weg vom Traubensaft zum Wein kommt heuer auffallend fruchtig und geschmacklich differenziert, aber auch sehr bekömmlich daher - die Trauben sind perfekt gereift.

Kunden stehen Schlange

"Es macht Spaß, den Federweißen zu kosten, und das sagt schon einiges aus über den Wein, auf den wir uns heuer freuen dürfen", sagt der Zeiler Winzer Roger Nüßlein, in dessen Laden die Kunden mit Flaschen und Kanistern Schlange stehen. Leider gibt es beim Federweißen kein Pendant zum Bier, das "ozapft" ist und jetzt auf dem Oktoberfest in Strömen fließt. "Abgezapft" wird der Babywein aber auch, frisch aus dem Gärbehälter.

In den Weinbergen am Main kommt der Wein heuer als Frühchen zur Welt, eine Folge des späten Winters und der idealen Witterung zum Vegetationsbeginn. "Wir sind im Vergleich zu den letzten Jahren etwa zwei Wochen früher dran", sagt Steinmann. "Sogar hochwertige Sorten wie der Bacchus werden bereits gelesen."

Im langjährigen Vergleich zeichnet sich der Trend ab, dass aus der einst klassischen Herbstarbeit Weinlese so langsam ein Sommer-Job wird. Die älteren Winzer in Weinfranken können sich noch gut daran erinnern, dass vor zwei, drei Jahrzehnten meist erst im Oktober mit der Traubenernte begonnen wurde. Der Klimawandel, optimierte Anbaumethoden und neue Züchtungen haben beim Weinbau in Franken aber den Turbo angeworfen.

Fränkische Weine auf Spitzenplätzen

Damit holt das traditionsreiche Weinland, das an der Vegetationsgrenze liegt, gegenüber den sonnenverwöhnten Südländern immer mehr auf. Fränkische Weine rangieren bei internationalen Verkostungen immer wieder auf Spitzenplätzen, sogar die raren und anspruchsvollen Roten aus Franken können es mit der Weltelite aufnehmen. "Eine tolle Entwicklung", findet der Weinbaupräsident.

Und sie ist noch nicht zu Ende: Die Sonne und Wärme, die Meteorologen für die nächsten Tage vorhersagen, kommen vor allem den hochwertigen und anspruchsvollen Weinen zugute, die noch an den Rebstöcken hängen. "Jeder Sonnentag ist ein Qualitätssprung", wissen Steinmann und Nüßlein. Fränkische Spitzenweine wie den Silvaner und Riesling, die heute ihrer Zeit ein Stück voraus sind, dürfte der Herbst-Sommer in den Wein-Olymp heben.