Was wird aus dem Gasthof Strätz in Stettfeld?

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Die dritte im Bunde der drei Pächterinnen ist Anja Hey. Fotos: Friederike Stark
Die dritte im Bunde der drei Pächterinnen ist Anja Hey. Fotos: Friederike Stark
Doris und Ulrich Busse sind Stammgäste im Gasthof Strätz.
Doris und Ulrich Busse sind Stammgäste im Gasthof Strätz.
 
Dagmar Weschenfelder ist zuständig für die Küche im Gasthof Strätz in Stettfeld.
Dagmar Weschenfelder ist zuständig für die Küche im Gasthof Strätz in Stettfeld.
 
Margit Kröner
Margit Kröner
 

Das Gasthof Strätz in Stettfeld steht vor einer ungewissen Zukunft, da die drei bisherigen Pächterinnen zum Jahresende aufhören.

Sie sind ein eingespieltes Team, die drei Frauen vom Gasthof Strätz in Stettfeld. Ohne groß Worte zu verlieren, deckt Margit Kröner die Tische ein, spült Dagmar Weschenfelder das Frühstücksgeschirr ab und fährt Anja Hey die computergesteurte Kasse hoch. Die drei Frauen brauchen sich nicht zu sagen, wer welche Aufgabe übernimmt. Jede hat ihren Bereich und weiß, was als nächstes zu tun ist. Kein Wunder: Seit elf Jahren leiten die drei Frauen gemeinsam den Gasthof Strätz in Stettfeld.


Gemeinsam Entschluss gefasst

Doch Ende des Jahres ist Schluss für die drei Frauen: "Wir haben zusammen angefangen, und wir hören auch zusammen auf", sagt die jüngste der drei Frauen, die 44-jährige Anja Hey. Und Dagmar Weschenfelder, mit 55 Jahren die älteste des Dreiergespanns, fügt hinzu: "Ich hatte bei der letzten Pachtverlängerung schon angekündigt, dass dies meine letzte Runde sein wird und ich dann aufhören werden."

Dies ist nun fünf Jahre her und zum 31. Dezember diesen Jahres ist es soweit: Der Gasthof schließt. Zumindest nach bisherigem Stand. Denn noch hat der Eigentümer des Hauses, Martin Strätz, keinen neuen Pächter finden können. "Die Reaktionen auf meine Inseraten für einen neuen Pächter sind bisher noch ziemlich dürftig", offenbart Strätz, der in Österreich lebt. Sein 81-jähriger Vater, Helmut Strätz, hat den Gasthof in Stettfeld aufgebaut und ihn später an seinen Sohn übergeben. "Martin ist dann nach Österreich gezogen und hat uns drei gefragt, ob wir den Gasthof übernehmen wollen", erklärt Weschenfelder.

Alle drei Frauen arbeiteten bereits im Strätz, Weschenfelder in der Küche, die beiden anderen Frauen im Service. "Wir haben nicht lange überlegt und einfach ,Ja‘ gesagt", erinnert sich Weschenfelder. Bereut haben sie diese sehr spontan getroffene Entscheidung nie.


Familie, Arbeit und Haushalt

Auch wenn es harte Jahre waren. "Wir haben alle zwei Kinder, einen Haushalt, eben ein Familienleben nebenher", sagt Kröner. Da sei es schon oft hart gewesen, immer am Wochenende und an Feiertagen arbeiten zu müssen. "Zum Glück haben wir alle Partner, die das mitgetragen haben, sonst wäre das nicht möglich gewesen", sagt Hey. Und die Arbeit sei es immer Wert gewesen. "Wir haben so tolle Zeiten hier erlebt, so viel gelacht und auch Freundschaften mit Stammgästen geschlossen", resümmiert Weschenfelder.

Trotzdem müsse irgendwann Schluss sein. Klar würden im Ort spekuliert, ob die drei Frauen nicht aus anderen Gründen aufgeben: "Wir sind angeblich untereinander zerstritten. Andere glauben, eine von uns wäre krank oder aber wir würden mit der Familie Strätz im Clinch liegen", sagt Kröner und alle drei müssen schmunzeln. "Nichts davon stimmt, ich habe einfach keine Lust mehr", sagt Weschenfelder. Seit 25 Jahren mache sie diesen Beruf. Gerade der Biergarten würde im Sommer an die Substanz gehen und sehr viel Zeit kosten. "Daher war mir bei der letzten Vertragsverlängerung klar, dass ich 2016 aufhören werde." Kröner und Hey hätten sich schnell dafür entschieden, dann ebenfalls auszusteigen.



Stammgäste sind traurig

Die drei wünschen sich, dass es auch ohne sie den Gasthof weiterhin geben werde. "Es wäre schon schade, schließlich gehört der Gasthof zu Stettfeld." Viele Feste wurden hier gefeiert, viele Versammlungen abgehalten. "Und für unsere Stammgäste wäre es schon schade", sagt Hey.

So wie für das Ehepaar Busse aus Haltern am See in Nordrhein-Westfalen. Sie kommen seit Jahrzehnten nach Stettfeld. "Es ist unser zweites Zuhause", sagt Ulrich Busse und seine Frau Doris fügt hinzu: "Es wäre bitter, wenn der Gasthof Strätz schließen würde." Ulrich Busse hat in den 70er Jahren an der Bamberger Universität gearbeitet. "Immer wieder bin ich am Gasthof vorbeigefahren und habe die vielen Autos davor gesehen", erinnert er sich. Eines Tages habe er dann angehalten. Und dann war es um ihn geschehen. Ende der 1970er Jahre wohnte das Ehepaar einige Jahre in Bamberg. Und auch wenn sie wieder zurück nach NRW gezogen sind, kehren sie jedes Jahr nach Franken, genauer nach Stettfeld zurück. "Denn wer einmal in Franken gelebt hat, ist für immer für alle anderen Regionen verdorben", sagt Doris Busse und lacht. Wenn der Gasthof tatsächlich schließen würde, müssten sich die Busses gezwungenermaßen eine neue Herberge suchen. "Das wäre wirklich schade. Wir haben schließlich über die Jahre hinweg gesehen, wie sich der Gasthof immer weiterentwickelt hat", sagt Doris Busse und hofft darauf, dass ein neuer Pächter rechtzeitig gefunden wird.


Pächter muss passen

Auch Besitzer Martin Strätz wünscht sich, dass der Gasthof eine Zukunft hat. Doch ihm ist klar, dass die Suche nach einem Pächter dauern kann. Denn: "Es muss jemand sein, der zu Stettfeld und den Gästen passt."