So viel Laufkundschaft am Wochenende hat der altehrwürdige Schüttboden des Würzburger Bischofs noch nicht erlebt. Seit der Säkularisation dient der Prachtbau in der Rittergasse als Behördenzentrale. Wo einst der Zehnt abgeliefert wurde, ging es am Wahlsonntag um Zehntel Prozent. Und dort liefen die Meldungen zusammen.
Dort fiel auch die Entscheidung, denn das Ämtergebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG) avancierte mit zum größten Wahllokal, weil dort die Stimmen von rund 600 Briefwählern (von insgesamt 1600) ausgezählt wurden. Zum Vergleich: Die Rathaushalle verzeichnete knapp über 300 Wähler, während einen Stock höher, im kleinen Sitzungssaal die restlichen 1000 Briefwähler auf den Ratstisch gekippt wurden.
Immer rappelvoll
"Ich hab' den VG-Briefkasten heut schon vier mal geleert und der war immer rappelvoll", staunte VG-Wahlleiter Michael Baiersdorfer. Auf den letzten Drücker hatten es etliche noch eilig. "Am Samstag wurden die Kuverts sogar noch in der Postagentur persönlich abgegeben", erzählt Baiersdorfer, da er gegen 16 Uhr letztmals das Postfach leerte.
Danach ging's nur noch über den Hausbriefkasten am Ämtergebäude, der Punkt 18 Uhr letztmals geleert wurde. Da fand Baiersdorfer tatsächlich noch einmal 22 Kuverts vor. "Rund 200 waren es den ganzen Sonntag über", hat Baiersdorfer erfasst. Nach 18 Uhr ging aber nichts mehr.
"Vielleicht sollte man sich in der Politik doch einmal Gedanken machen, ob das Wahlverfahren nicht umgestellt wird", empfiehlt der Fachmann, der sich an seinem Schreibtisch im Einwohnermeldeamt schon so manche Wahlnacht um die Ohren geschlagen hat.
Jede Menge Arbeit
Und für Arbeit in den nächsten Tagen ist auch gesorgt. So hatte das Statistische Landesamt das Wahllokal in der Rathaushalle als Repräsentativbezirk ausgeschaut: Dort erfolgte die Ausgabe der Stimmzettel nach bestimmten Kriterien, so dass Auswertungen über Geschlecht und Alter möglich werden - in Ebern sogar nach der Uhrzeit.
Eine kleine Analyse schon vorab: Von 898 Wahlberechtigten in Eberns Altstadt hatten 238 die Briefwahl beantragt, 304 warfen ihre Kuverts in der Rathaushalle in die Urne ein. Möglicherweise verbunden mit dem Kirchgang oder einen Bummel durch den Kirchweihmarkt. Die Wahlbeteiligung lag somit über 60 Prozent.
Dass trotz aller Informationen und Kontrollen Fehler passieren, zeigte sich beim Auszählen, da unter dem Haufen grauer Landtagszetteln plötzlich doch ein blauer Schein der Bezirkstagswahl auftauchte.
Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter
wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.