Die Heilgersdorfer Gruppe hat mit Martin Mittag einen neuen Vorsitzenden. Dessen Vorgänger Hendrik Dressel erinnerte an die Gründung des Zweckverbands vor fast 40 Jahren.
Martin Mittag und Wolfram Thein führen den Wasserzweckverband der Heilgersdorfer Gruppe. Nach dem Bürgermeisteramt übernahmen der Seßlacher Mittag und der Maroldsweisacher Thein auch die Zweckverbandsführung von Hendrik Dressel und Wihelm Schneider. Bei der konstituierenden Sitzung des Zweckverbands, dem der Markt Maroldsweisach und die Stadt Seßlach angehören, wurden Vorstand und Verbandsrat neu gewählt. Gleichzeitig wurden am Hochbehälter in Altenstein, der Hauptpumpstation nach Unterfranken, die langjährigen Verbandsräte Hendrik Dressel, Wilhelm Schneider und Jürgen Schramm verabschiedet.
Über 30 Jahre waren Dressel als Verbandsvorsitzender und Schramm als Verbandsrat aktiv. Schneider, jetzt Landrat im Keis Haßberge, fungierte über zwölf Jahre als stellvertretender Verbandsvorsitzender.
Dressel erinnerte an die Entwicklung des Zweckverbands vom "Notnagel" zum zuverlässigen Trinkwasserlieferanten. Als dieser 1976 gegründet wurde, sollten die beiden Heilgersdorfer "Notbrunnen" nur der vorübergehenden Versorgung dienen, bis der Anschluss an das öffentliche Netz erfolgen konnte. "Aus dem Provisorium wurde eine Wasserversorgung, die in den letzten Jahrzehnten ein allzeit gutes, schmackhaftes Wasser brachte", sagte Dressel. Erfolgreich hätten die beiden Kommunen ihre eigenständige Wasserversorgung verteidigt.
Die Probleme, die es auf diesem Weg gab, etwa mit hohen Nitrat- und Uranwerten oder Pestizidrückständen, verhehlte Dressel nicht. So führten 2011 mikrobiologische Verunreinigungen dazu, dass die Abnehmer vorübergehend ihr Trinkwasser abkochen mussten. Infolge der hohen Keimbelastung wurde das Wasser des Biotops in unmittelbarer Nachbarschaft der Heilgersdorfer Brunnen abgelassen.
Welche Gefahren die Eigenversorgung birgt, erläuterte Dressel anhand des Seßlacher Brunnens, der nicht zur Heilgersdorfer Gruppe gehört: Als dieser eine hohe Belastung aufwies, habe gleich der Staatsanwalt gegen ihn ermittelt. Der Vorwurf lautete: Verstoß gegen das Bundesseuchengesetz.
Zusammenarbeit mit Bewirtschaftern Heute weist das Wasser der Heilgersdorfer Gruppe keine Pestizidrückstände mehr auf, der Nitratanteil liegt unter den Richtwerten. Dies führte Dressel, der selbst Landwirt ist, auch darauf zurück, dass die Verbandsräte sich mit den Bewirtschaftern der Wasserschutzgebiete zusammensetzen und eventuelle Schadstoffbelastungen klären. "Alle Landwirte haben der Veröffentlichung ihrer Zahlen zugestimmt, auch wenn sie nicht günstig ausfielen", sagte Dressel. Auch zukünftig soll diese Zusammenarbeit fortgesetzt werden.
Den nachfolgenden Verbandsräten wünschte der scheidende Vorsitzende, "dass sie von neuen Funden verschont bleiben." UV- und Uranexanlagen trugen ebenfalls zur Schadstoffverringerung bei, bedingten aber auch, dass das Wasser der Gruppe "nicht mehr das billigste Wasser" ist. Seit 1. Juli 2014 kostet der Kubikmeter 1,47 Euro.
Bei den Neuwahlen wurde Mittag zum neuen Vorsitzenden, Thein zu seinem Stellvertreter bestimmt. Dem neugewählten Verbandsausschuss gehören Günther Grämer (Bischwind, für Jürgen Schramm) und Helfried Schleicher (Unterelldorf) sowie Manfred Schramm (Dürrenried) und Eberhard Vogel (Wasmuthhausen, für Wilhelm Schneider) an.
Der Zweckverband versorgt die Seßlacher Stadtteile Ober- und Unterelldorf, Lechenroth, Muggenbach, Rothenberg, Heilgersdorf, Bischwind, Setzzelsdorf und Schloss Wiesen.
Dazu kommen die zur Marktgemeinde Maroldsweisach gehörenden Dörfer Dürrenried, Hafenpreppach und Wasmuthhausen. Im Vergleich zu 2013 stieg der Wasserverbrauch in der gesamten Gruppe um 3320 auf nun 73 046 Kubikmeter (Stand 30. Juni).
Investitionen In Dressels Amtszeit fielen zahlreiche Baumaßnahmen, wie der Anschluss von Lechenroth-Muggenbach ab 1987 (Eigenanteil 127 000 Euro) und Dürrenried ab 1989 (Eigenanteil 135 000 Euro), der Anschluss des dritten Brunnens in Rothenberg 2005 (248 000 Euro, plus 58 000 Euro für Bohrung 1995) und die Uranexanlage 2011, die mit Verbindungsleitungen mit 206 000 Euro zu Buche schlug. Insgesamt wurden seit 1987 Baumaßnahmen in Gesamthöhe von fast 3,5 Millionen Euro getätigt, von denen mit 2 238 000 Euro rund 64 Prozent bezuschusst wurden.
Hintergrund Die Wasserversorgung im Coburger Land erfolgt durch Anschluss an die überregionale Wasserversorgung oder aus Tiefbrunnen. Wer sich nicht über die beiden größten Unternehmen, die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) und die Städtischen Werke Coburg mit ihrer SÜC Energie und H2O GmbH, versorgt, unterhält eigene Tiefbrunnen, wie Sonnefeld, Rödental, Neustadt, Bad Rodach, Itzgrund und Großheirath. Ebersdorf bei Coburg bezieht sein Wasser von der FWO und von der Stadt Rödental. Seßlach speist neben Wasser aus eigenen Brunnen ebenfalls FWO-Wasser ein. Zusammen mit Maroldsweisach bildete Seßlach 1976 den Zweckverband der Heilgersdorfer Gruppe. Ein weiterer Zweckverband ist die Banzer Gruppe, die neben Teilen der Stadt Staffelstein auch Ortsteile der Gemeinde Itzgrund beliefert.
Manche Orte, wie die Sonnefelder Ortsteile Wörlsdorf und Hassenberg, haben eigene Wasserversorgungsanlagen oder eigene Trinkwasserbrunnen, wie Merkendorf (Itzgrund). Verbindungen zwischen den verschiedenen Netzen sollen die Versorgung gewährleisten, falls eine Leitung bricht oder das Wasser mit Schadstoffen belastet ist.