Vier neue Tore für die Ottendorfer Schleuse

2 Min
Schauspiel vor der Kirche Ottendorfs: Das rechte Schleusentor ist schon montiert, das linke schwebt gerade ein. Kinderspiel! Wenn alles fertig ist, dürfen die 38 Millionen Liter Mainwasser wieder rein. Fotos: Brigitte Krause
Schauspiel vor der Kirche Ottendorfs: Das rechte Schleusentor ist schon montiert, das linke schwebt gerade ein. Kinderspiel! Wenn alles fertig ist, dürfen die 38 Millionen Liter Mainwasser wieder rein. Fotos: Brigitte Krause
Ein Bolzen ist so groß, wie ein Männer-Oberarm
Ein Bolzen ist so groß, wie ein Männer-Oberarm
 
Will der Bolzen nicht rein, kann man zur Not auch mal mit dem Kuhfuß nachhelfen...
Will der Bolzen nicht rein, kann man zur Not auch mal mit dem Kuhfuß nachhelfen...
 
An zwei Halslagern ist ein Schleusentor oben aufgehängt.
An zwei Halslagern ist ein Schleusentor oben aufgehängt.
 
Und jetzt noch den Splint in den Bolzen, dann ist ein Halslager komplett.
Und jetzt noch den Splint in den Bolzen, dann ist ein Halslager komplett.
 
Da liegt es nun, das alte Schleusentor von 1960. Wenn man es recht bedenkt, hat es ganz schön lange gehalten!
Da liegt es nun, das alte Schleusentor von 1960. Wenn man es recht bedenkt, hat es ganz schön lange gehalten!
 
Überall: Bauleiter Michael Gessner vom Bauhof Würzburg. Der gehört übrigens zum Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt.
Überall: Bauleiter Michael Gessner vom Bauhof Würzburg. Der gehört übrigens zum Wasser- und Schifffahrtsamt Schweinfurt.
 
In eine Stahlschiene ist der Dichtgummi des Schleusentores eingeschraubt mit hunderten von Schrauben.
In eine Stahlschiene ist der Dichtgummi des Schleusentores eingeschraubt mit hunderten von Schrauben.
 
Das Ding darf jetzt nicht runterkommen.
Das Ding darf jetzt nicht runterkommen.
 
35 Tonnen schweben.
35 Tonnen schweben.
 
So sehen die Halslager des Schleusentores aus.
So sehen die Halslager des Schleusentores aus.
 
Die Leichtigkeit des Seins spürt - selten - auch ein Schleusentor.
Die Leichtigkeit des Seins spürt - selten - auch ein Schleusentor.
 
Das ist der Torantriebszapfen - nicht größer als ein Kopf; an ihm wird die Schubstange festgemacht, mit deren Hilfe der Torantriebszylinder das Tor öffnet oder schließt.
Das ist der Torantriebszapfen - nicht größer als ein Kopf; an ihm wird die Schubstange festgemacht, mit deren Hilfe der Torantriebszylinder das Tor öffnet oder schließt.
 
Es braucht Kraft und Geduld, bis so ein Schleusentor so ausgerichtet ist, dass es sich nicht verkantet und dass der Bolzen in das Halslager passt.
Es braucht Kraft und Geduld, bis so ein Schleusentor so ausgerichtet ist, dass es sich nicht verkantet und dass der Bolzen in das Halslager passt.
 
Keiner darf ungesichert am Rand der Schleusenkammer arbeiten. Die Arbeiter, die beispielsweise das Halslager anhängen, tragen alle eine Sicherung per Seil.
Keiner darf ungesichert am Rand der Schleusenkammer arbeiten. Die Arbeiter, die beispielsweise das Halslager anhängen, tragen alle eine Sicherung per Seil.
 
Mit einem Seil wird das Tor sachte gezogen. Nur nicht zu viel Schwung, der könnte sich verheerend auswirken.
Mit einem Seil wird das Tor sachte gezogen. Nur nicht zu viel Schwung, der könnte sich verheerend auswirken.
 
Zaungäste schauen sich den Einbau des ersten Schleusentores an. Das sieht man nicht so oft.
Zaungäste schauen sich den Einbau des ersten Schleusentores an. Das sieht man nicht so oft.
 
Die Wasserwage sagt: gerade!
Die Wasserwage sagt: gerade!
 
 
 
 
 
Der Mann mit der Wasserwaage
Der Mann mit der Wasserwaage
 
Der gelbe Baatz ist Schmierfett.
Der gelbe Baatz ist Schmierfett.
 
Thomas Timm (rechts) arbeitet in der Werft in Rendsburg. Und mit ihm weitere Familienmitglieder, sogar schon die Enkel.
Thomas Timm (rechts) arbeitet in der Werft in Rendsburg. Und mit ihm weitere Familienmitglieder, sogar schon die Enkel.
 
Doppelt hält in diesem Falle besser.
Doppelt hält in diesem Falle besser.
 
Die Halterungen am Tor werden mit dem Halslager verbunden. Ein bisschen muss es noch ran an die Schleusenmauer, das Tor.
Die Halterungen am Tor werden mit dem Halslager verbunden. Ein bisschen muss es noch ran an die Schleusenmauer, das Tor.
 
Puh, das ist tief unten, da darf das Tor nicht einfach rumschwingen...
Puh, das ist tief unten, da darf das Tor nicht einfach rumschwingen...
 
Hallooooo da unten.
Hallooooo da unten.
 
Bloß langsam bewegen das Ding. Geduld ist oberste Tugend.
Bloß langsam bewegen das Ding. Geduld ist oberste Tugend.
 
Sieht so unscheibar aus, kostet aber eine Viertelmillion Euro... ein Flügel der insgesamt vier Schleusentorflügel. Je zwei bilden ein Tor.
Sieht so unscheibar aus, kostet aber eine Viertelmillion Euro... ein Flügel der insgesamt vier Schleusentorflügel. Je zwei bilden ein Tor.
 
Am Grund der Schleusenkammer.
Am Grund der Schleusenkammer.
 
Der Zahn der Zeit hat genagt. Eine Torknagge am alten Tor.
Der Zahn der Zeit hat genagt. Eine Torknagge am alten Tor.
 
Ein alter Torpilz. Er war am Boden der Schleusenkammer befestigt. Darauf drehte sich der Schleusenflügel. Viele tausend Male.
Ein alter Torpilz. Er war am Boden der Schleusenkammer befestigt. Darauf drehte sich der Schleusenflügel. Viele tausend Male.
 
Ohne ihn geht's nicht. Der Kranführer erhält seine Informationen per Funk.
Ohne ihn geht's nicht. Der Kranführer erhält seine Informationen per Funk.
 
Ein alter Schleusentorflügel. Er wird nach Aschaffenburg zu einer Spezialfirma transportiert, wo er zerlegt wird. Vor allem muss die giftige Farbe von dem Metall entfernt werden. Das geschieht über das Verbrennen. Die Schadstoffe werden im Filter aufgefangen und korrekt entsorgt.
Ein alter Schleusentorflügel. Er wird nach Aschaffenburg zu einer Spezialfirma transportiert, wo er zerlegt wird. Vor allem muss die giftige Farbe von dem Metall entfernt werden. Das geschieht über das Verbrennen. Die Schadstoffe werden im Filter aufgefangen und korrekt entsorgt.
 
Unten: der neue Torpilz. Oben: die linke Torecke. Das muss zusammen.
Unten: der neue Torpilz. Oben: die linke Torecke. Das muss zusammen.
 
Der Flügel kommt.
Der Flügel kommt.
 
Der Trupp wartet schon.
Der Trupp wartet schon.
 

Die Schleuse Ottendorf erhielt eine 1,1-Millionen-Euro-Erneuerung. Am Montag setzte der Montagetrupp der Rendsburger Werft vier nagelneue Schleusentore ein.

Gewaltige Kaliber. Je 35 Tonnen, zwölf Meter hoch, hängen an den Ketten. Schweben sanft an ihren jeweiligen Platz im Mittel- und im Unterhaupt der Schleuse.

Hochstimmung in der Luft. Tore fliegen nicht alle Tage. Fasziniert von den Arbeiten ist nicht nur der Pressesprecher des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt (WSA), Helko Fröhner. Auch der Haßfurter Dienststellenleiter Michael Bruns, seit 22 Jahren zuständig für die WSA-Einrichtungen am Main zwischen Viereth und Ottendorf, und Michael Gessner, Bauaufsicht vor Ort, widmen dem Koloss am Haken mehr als ein paar Minuten ihrer Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt tragen diese Beiden die Verantwortung dafür, dass nichts passiert.

Weiträumiges Schleusengelände
Mit dem Dienstfahrrad ist Gessner so gut wie überall präsent.
Ob im Schleusenwärterhaus, wo die Pläne liegen, oder schnell mal an den Toren mainabwärts, wo die silbern schimmernden Bolzen mit giftgrünem Fett in die Halslager getrieben werden.

Vor einigen Tagen hat der 300-Tonnen-Kran die Schleusentore, Baujahr 1960, aus ihren Lagern gehoben. Der einst gute deutsche Stahl trägt Rostflecken. Er ist oft geflickt worden. Schließlich, wie bei einem alten Auto, traten nebenan gleich wieder Haarrisse auf, und so haben die Tore endlich ausgedient. Materialermüdung, sagt Bruns. Immerhin: Ein bewegliches Eisenteil im Wasser - Korrosion pur. Der man früher mit Speziallackierung entgegen wirkte.

Entsorgung nach Plan
Und deswegen müssen die alten Tore nun in eine Spezialfirma nach Aschaffenburg, wo sie geschreddert und geschmolzen werden. Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (Pak) und Asbest fangen die Verbrennungsfilter auf. Die Entsorgung wird haarklein dokumentiert.

Die Faltwerk-Schleusentore sehen dagegen fast unverschämt edel aus in ihrem dreifachen mattschwarzen Korrosionsschutz - lange nicht mehr so giftig, wie der von einst. Per Schiff hat man Batmans Spielzeug von der Rendsburger Werft hergebracht. "Bringt mir da keine Kratzer drauf", frotzelt Bruns, die Stahlbauer aus Schleswig-Holstein lachen. Den Westfalen verstehen sie. Zum zehnten Mal montieren die Männer hier am Main Tore. Kaltgewalzt, liebevoll in Form gefaltet.



Einem vollbeladenen Schiff könnten sie nicht standhalten, meint Michael Gessner, "aber dafür könnten wir die Tore umsetzen". Sie sind baugleich. Im Schadensfall wäre die Schleuse in einer Woche wieder fit.

Ein dünnes Seil genügt, um so ein tonnenschweres Stück zu dirigieren - immer schön langsam. Nicht, dass einer zerquetscht wird. Oder einer in die Schleusenkammer fällt. Ohne Sicherungsgeschirr darf keiner den Schraubenschlüssel schwingen.

Oben steht Thomas Timm, Dirigent mit Sprechgerät, unten Sohn Christian mit der Wasserwaage. Das Tor darf sich nicht verkanten. "Die Enkel arbeiten auch schon in der Werft!", sagt Timm und lacht für einen kurzen Moment, bevor seine Aufmerksamkeit wieder ganz der Aufgabe gilt, das Trumm einzusetzen.

Unten muss das Spurlager in den Torpilz am Boden; oben müssen die Halslager verbunden werden. Das sind Bolzen! "100 Millimeter", meint Schlosser Gessner vielsagend und erklärt die fünf wichtigsten Teile eines Schleusentors: Torpilz unten, Torknaggen am Rand (leiten Druckkräfte in die Seitenmauer ab), oben die Halslager, dann Tor antriebszapfen, die mit den Torantriebszylindern (Schubstangen) verbunden werden, schließlich der Dichtgummi: PE-Streifen, die mit hunderten von Schrauben fixiert und in Handarbeit in Form gehobelt werden. Da geht dann für lange Zeit kein Tropfen mehr durch.