Der Winter sagt Ade und damit gibt es für viele Menschen kaum noch Ausreden, um schlapp auf dem Sofa herumzusitzen.
Es ist der Frühling, der die Natur seit einigen Tag voll im Griff hat. Die Krokusse sprießen in frischen Farben und vor den Eisdielen tummeln sich die Menschen. Aber Vorsicht, denn die Leckereien können sich bei den Speckröllchen aus den Wintertagen ansetzen. An deren Last hat so mancher derzeit noch schwer zu tragen. Und eigentlich steht nach diesen Frühlingstagen ja auch die Zeit der Bikinifigur wieder vor der Tür.
Wer sich dafür rüsten und mit dem Vorsatz des Abspeckens nicht brechen will, findet vor Ort ganz unterschiedliche Angebote: Die Fitnessstudios locken mit der Hantelbank, dem Aerobic-Training und leicht muffiger Sportluft; die Rundkurse durch den Wald, von denen die meisten ab den 1970er Jahren im Rahmen der Trimm-Dich-Bewegung entstanden sind, warten mit simplen Fitnessgeräten aus Holz auf die naturbewussten Athleten; bei den Volkshochschulen und privaten Anbietern drängen sich die Menschen in die Kurse der fernöstlichen Sportarten wie Yoga, Qigong oder Pilates.
Bernhard Schurig arbeitet bei der VHS Landkreis Haßberge und ist für das Kursangebot in Sachen Gesundheit zuständig. "Bei Entspannungskursen und autogenem Training ist die Nachfrage derzeit nicht mehr so groß", sagt der 58-Jährige mit Blick auf seine Statistik der letzten Jahre, "die Menschen wollen jetzt eher etwas, wo man sich bewegt und sich spürt." Und genau das bekommen sie fast an jedem Kursort in den Haßberge: "Der Spitzenreiter ist Yoga. Das ist derzeit überall sehr stark gefragt."
Auch in Ebern. Über 30 Jahre lang sind die Yoga-Kurse schon Programm. Seitdem die VHS vor wenigen Jahren die passenden Räumlichkeiten gefunden hat, konnte das Kursangebot sogar ausgebaut werden und "es wird hervorragend angenommen", berichtet Geschäftsführerin Irmgard Ruhhammer.
Zumba-Kurse hingegen, wo nach einem Aerobic-Stil mit lateinamerikanischer Musik die Hüften bewegt werden, waren vor wenigen Jahren kaum mehr als eine Eintagsfliege: "Das war ein Trend. Der Hype davon ist bei uns nicht mehr zu spüren", meint Bernhard Schurig. Fernöstliche und traditionelle Angebote, wie beispielsweise die Wirbelsäulengymnastik, finden letztlich den größten Anklang in der Erwachsenenbildung. Und die meisten Teilnehmer kommen dabei nicht nur einmal. "Viele machen das jahrelang. Sie finden ihren Weg und werden dann ganz schön beständig", so Schurig.
Wer an seinen Pfunden arbeiten und gesund bleiben will, dem raten die Experten, sich nicht nur regelmäßig zu bewegen, sondern auch auf das zu achten, was tagtäglich auf dem Teller landet. "Bei einigen Teilnehmern der Bewegungskurse ist schon das Bewusstsein da", berichtet Schurig, "sie besuchen auch Kurse zum Thema Gesundheit und Ernährung."
Anke Koch aus Unterpreppach und ihre Töchter Sarah und Maria zum Beispiel. Sie haben bei der VHS Ebern in die ayurvedischen Gesundheitslehre und an vielen leckeren Gewürzen geschnuppert. "Wegen des Abnehmens bin ich nicht hier", meint Anke Koch. Vor wenigen Wochen hat sie mit ihren Töchtern gemeinsam einen Pilates-Kurs gestartet, um geistig auch einfach mal runter zu kommen. "Die Ernährung", meint die Mutter, "sei doch eine gute Ergänzung zum Gesamtpaket, um gesund zu leben."
Nach drei Stunden kochen und experimentieren unter Anleitung von Waltraud Boseckert war die Erkenntnis groß: Das ist keine Hexerei. Wirklich sehr einfach zu kochen und richtig lecker, war die einstimmige Meinung der Frauen. Sich mit der Lehre von Ayurveda gesund zu essen, ist also sehr einfach. "Das ist ganz leicht, ohne jetzt groß alle Kochgewohnheiten umstellen zu müssen", bestätigt die Kursleiterin.
Spezielle Kurse zur Gewichtsreduzierung bieten die Volkshochschulen im Landkreis dennoch. "Vor 15 Jahren waren die aber noch sehr viel stärker nachgefragt", muss Bernhard Schurig feststellen, "mittlerweile gibt es da viele weitere Anbieter. Und die Bezuschussung durch die Krankenkassen ist auch stark rückläufig."
In Ebern werden Männer und Frauen ab April in Begleitung der Ernährungsberaterin Ulrike Eigner acht Wochen gemeinsam abnehmen. Bei dem Kampf mit Heißhunger ist man dabei nicht allein. "Der Vorteil bei solch einem Kurs ist der Gruppeneffekt. Man motiviert sich gegenseitig, die Sache ist verbindlich und man entwickelt den Ehrgeiz, sich ranzuhalten", erklärt die Ernährungsberaterin. Auf die Waage muss bei ihr niemand steigen, "das ist freiwillig."
"Wer übergewichtigen Menschen unterstellt, dass sie ihr Essverhalten nicht im Griff haben, liegt falsch", hebt Eigner hervor. "Sie zügeln sich ganz stark, trauen sich oft nichts zu essen und meist steckt auch eine Erkrankung hinter dem Gewichtsproblem." Daher rät sie zum Check beim Facharzt. Danach ist zudem Geduld gefragt. Von den zig Blitzdiäten, die überall angepriesen werden, raten Schurig und Eigner ab: "Das bringt überhaupt nichts. Die fördern nur den Jojo-Effekt hinterher." Dann wird die Sache mit der Bikinifigur wohl ganz schnell zu einem Alptraum.
Interview Bernhard Schurig (58) ist pädagogischer Mitarbeiter bei der Volkshochschule Landkreis. Er betreut das Kursangebot rund um die Gesundheitsbildung. Seine erste Heilfastenwoche legte Schurig vor 20 Jahren ein. Damals wollte er den Kaffee von seinem Speiseplan streichen. Doch den trinkt er heute noch. Dafür ist er Vegetarier geworden und konnte auch seine Familie für seine Essgewohnheiten sensibilisieren.
Herr Schurig, sie wollen zwölf Tage Heilfasten. Nur Tee, Säfte und Gemüsebrühe nehmen Sie dann zu sich. Danach wiegen Sie nur noch die Hälfte?
Bernhard Schurig: Das Heilfasten ist keine geeignete Methode, um das Körpergewicht zu reduzieren. Wahrscheinlich werde ich in den zwölf Tagen etwa fünf Kilogramm abnehmen. Damit werde ich knapp unter meinem Wohlfühlgewicht liegen und das auch sicherlich einige Zeit halten können. Das Abnehmen ist aber nur ein Nebeneffekt vom Heilfasten.
Warum tun Sie Ihrem Körper denn dann dieses Fasten an?Durch das Heilfasten kann ich mit schlechten Gewohnheiten brechen. Ich kann mir über mein Ess- und mein Konsumverhalten bewusst werden. Ich kann mit leerem Magen durch Konsumtempel gehen, ohne irgendetwas zu kaufen, weil ich keinen Hunger habe. Ich kann mir getrost sagen: "Das brauche ich alles nicht." Wenn ich heilfaste, dann bin ich auch viel an der frischen Luft. Es ist, wie wenn man sich auf einer kleinen Insel eine Auszeit nimmt und mit Achtsamkeit feststellen kann, was in Zukunft anders sein soll.
Ist Ihr Körper denn während dem Heilfasten voll einsatzfähig?Ja. Von Tag zu Tag fühle ich mich besser, nach zwölf Tagen Heilfasten fühle ich mich bombig. Ich habe so viel Energie, weil mein Körper diese Kräfte ja nicht zum Essen und Verdauen braucht. Zudem habe ich sehr viel Zeit, weil ich kein Essen zubereiten muss. In der Mittagspause wärme ich mir meine Gemüsebrühe auf, das war es. Wenn es dann ans Fastenbrechen geht, wird der Körper jedoch müde. Deshalb lege ich das auf ein Wochenende. Wichtig ist es, den Darm dann wieder sehr langsam in Bewegung zu bringen. Da sollte man sehr achtsam sein. Vielleicht verlangt das Fastenbrechen sogar mehr Aufmerksamkeit als das Abführen vor dem Heilfasten.
Die Fragen stellte unsere Mitarbeiterin Johanna Eckert