Stettfelderin investiert in den Tourismus

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Kathrin Auernheimer schüttelt die Betten im neuen Gäste-Doppelzimmer in Stettfeld auf. Foto: F.Stark
Kathrin Auernheimer schüttelt die Betten im neuen Gäste-Doppelzimmer in Stettfeld auf.  Foto: F.Stark

In Stettfeld investieren Einheimische und Zugezogene in den Tourismus und die Gastronomie.

Der Landkreis Haßberge ist nicht gerade das, was man eine strukturstarke Region nennt. Die Bevölkerungszahl soll stark abnehmen. Das Bayerische Landesamt für Statistik prognostiziert bis 2035 einen Bevölkerungsrückgang von 84 600 Einwohner auf 81 600.

Erste Anzeichen gibt es: Die Schülerzahlen sinken an vielen Schulen, in Stettfeld musste das Schulgebäude schließen. Banken ziehen aus kleinen Filialen ihre Mitarbeiter ab, stellen höchstens noch Automaten auf. Allgemeinmediziner gibt es nur in den größeren Orten. Fachärzte zum Teil gar nur noch in Bamberg oder Schweinfurt. Fakten, die nicht für den Landkreis Haßberge sprechen.


Mit dem Herzen dabei

Doch es gibt auch die ganz anderen Signale. Diese Signale zeigen, welche Anziehungskraft und vor allem welches Potenzial der Landkreis hat. Gerade in punkto Tourismus. Die Übernachtungszahlen im Kreis Haßberge sind nach Informationen des Tourismusverbandes Haßberge um 4,9 Prozent gestiegen. "Und das gilt nur für Unterkünfte mit zehn und mehr Betten", erklärt die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Haßberge, Susanne Volkheimer. Kleinere Unterkünfte wie Gästezimmer und Ferienwohnungen werden nicht in die Erhebung einbezogen.


Private Fremdenzimmer

So werden auch nicht die Übernachtungen in der Ferienwohnung der Stettfelderin Kathrin Auernheimer gezählt. In ihrem Privathaus betreibt die Mutter von zwei Kindern seit neun Jahren gemeinsam mit ihrem Mann eine Ferienwohnung für vier Personen. "Bisher habe ich es nicht einen Tag bereut", sagt sie.

Ganz im Gegenteil: Auernheimer hat so gute Erfahrungen mit der Ferienwohnung gemacht, dass sie nun in neue Gästezimmer in Stettfeld investiert hat. Für sie ist es völlig logisch, dass sie in ihre Heimat und in den Tourismus investiert. Sie liebt ihre Heimat, nennt Stettfeld eine Perle. Sie weiß: "Unsere Region gilt oft noch als ,Insider-Tipp‘."

Aber Auernheimer ist sich sicher, dass der Landkreis ein großes touristisches Potenzial hat. "Wir haben hier vor der Tür so viel zu bieten: die Nähe zur Stadt, das Landleben, die Ruhe und Natur." Mit ihren Gästezimmern will sie ein zusätzliches Übernachtungsangebot schaffen. An Weihnachten weihten Gäste aus Italien das Doppelzimmer ein. Zusätzlich zum Doppelzimmer gibt es zwei Einzelzimmer für Reisende aller Art. "Bei uns sind wirklich alle willkommen", sagt die Stettfelderin. Der Radfahrer, der auf seiner Tour eine Nacht ein Bett braucht, ist ebenso Gast bei Auernheimer wie die Familie, die mehrere Wochen Urlaub macht.

Und nicht nur Auernheimer zieht Touristen nach Stettfeld. Auch das Gasthaus Strätz kann ab Februar wieder Gäste bewirten. Denn ein neuer Pächter ist gefunden. Der Koch und Metzger Mario Henke wird den Gasthof übernehmen. "Ich bin froh, dass wir einen neuen Pächter gefunden haben, der auch wieder fränkische Hausmannskost anbietet", sagt Martin Strätz, der in Österreich lebt, am Telefon.


Zertifizierung nutzt beiden Seiten

Susanne Volkheimer vom Tourismusverband freut sich über solche privaten Investitionen in den Tourismus im Landkreis. "Daher arbeiten wir auch eng mit den Betreibern von kleineren Unterkünften zusammen", sagt die Geschäftsführerin.

Touristiker-Treffen, Marketing-Newsletter, Informationen über Änderungen zu Gesetzmäßigkeiten - all das bietet der Verband den Gästezimmer-Betreibern an. Zusätzlich bietet der Verband den Gästehausbetreibern an, sich nach den Sterne-kriterien des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) klassifizieren zu lassen. Die Betreiber können im Anschluss mit den erhaltenen DTV-Sternen werben, wie es auch Auernheimer macht, deren Ferienwohnung vier Sterne erhalten hat. "Erhebungen zeigen, dass DTV-zertifizierte Unterkünfte eine bis zu 40 Prozent höhere Buchungsrate haben", fügt Volkheimer hinzu.


Paare ab 40 und Familien

Dass die Ferienwohnungen und die Gästezimmer bei den Touristen gut ankommen, belegen auch die Umfragen des Tourismusverbands. "Tendenziell machen Paare ab einem Alter von 40 Jahren hier Urlaub", sagt Volkheimer.
Nun sollen weitere Konzepte auf den Prüfstand kommen. "Gerade das Freizeitangebot für Familien ist noch ausbaubar", sagt die Geschäftsführerin. Auch neuartige Urlaubsformen nimmt der Verband mit in seine Überlegungen auf. "Innovative Ansätze gerade im Bereich Outdoorübernachtungen können für unsere Region attraktiv sein", sagt die Tourismusexpertin. Damit meint sie etwa das so genannte "Glamping". Ein Begriff, der sich aus den Worten "glamourös" und "Camping" ableitet. Luxuscamping also. Volkheimer ist offen für innovative Konzepte. Und sie ist von der Attraktivität der Region überzeugt.