Der einstige Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, Peter Rosenberg, führte ohne Probe mit Grundschülern aus Untermerzbach Teile eines Bach-Werkes auf.
Das ist ihnen in ihrem jungen Leben noch nicht passiert, dürfte sich auch kaum mehr wiederholen: 52 Kinder der Grundschule musizierten mit einem Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, der schon in allen Sälen mit Weltruhm gespielt hat, nun aber im Klassenzimmer auftauchte.
Eine phänomenale Doppel-Musikstunde erlebten die Erst- bis Viertklässler zusammen mit ihren Lehrerinnen mit Stargeiger Peter Rosenberg aus Bamberg. Ein Werkstattkonzert, in dem sie zusammen mit dem Maestro ein Bachwerk förmlich "erarbeiteten", mit ihm Teile spielten, sangen und tanzten.
Noten lesen war und ist sein Lebenselexier, Noten vergeben eher nicht: Aber der einstige Erste Geiger der Bamberger Symphoniker, Konzertmeister Peter Rosenberg, war voll des Lobes über die Grundschüler, mit denen er am Mittwoch im Rahmen eines Werkstatt-Konzertes im Klassenzimmer arbeitete und musizierte.
Dabei sogar Teile eines Bachwerkes und einen Kirchen-Choral aufführte. Voller Hingabe spielend verzückte Rosenberg seine jungen Zuhörer und die wiederum ihre Lehrerinnen. "Kinder, Ihr ward einfach nur klasse", freute sich Rektorin Megges über zwei ganz besondere Musikstunden, die in die Zeit des Barock, dessen Musik und die Tänze von damals führten.
Mehrere Wochen hatten sich Chor und Blockflötengruppe aufs Zusammenspiel vorbereitet, das auch ohne vorherige Probe mit dem Profi perfekt klappte. Ein pädagogisches Musikkonzept ging auf.
Die Idee zu diesem Grundschul-Werkstattkonzert entsprang einem Gespräch in der Memmelsdorfer Synagoge. Als Peter Rosenberg bei einem seiner häufigen Gastspiele, die Zuhörer bis aus Würzburg, Nürnberg und Bayreuth anlocken, gegenüber der Vorsitzenden des Synagogen-Trägervereins Iris Wild aus Baunach sein Bedauern zum Ausdruck brachte, dass Kinder immer weniger mit klassischer Musik in Kontakt kämen, verwies sie auf eine Schule, wo man dies ändern könnte. Zusammen mit Anja Schmidt stellte Wild, eigentlich Ernäherungsberaterin, aber in der Jugendarbeit auf vielen Ebenen aktiv, ein Programm zusammen.
Noch vor Pfingsten begannen die Vorbereitungen an der Schule, die nun am Mittwoch "mit unserem Lehrmeister", so Rektorin Megges, in beeindruckender Weise zusammengeführt wurden; Bachs Partita III für Violine solo (BWV 1006 in E-Dur). Eines von 1080 Bachwerken, wie die Kinder gelernt hatten. Gerlinde Megges: "Die Rolling Stones kommen nur auf 340."
Wer sind die Rolling Stones?
Mit den Rolling Stones dürften die wenigsten Grundschüler etwas anzufangen wissen. Mit Bach aber schon: In Referaten stellten sie zusammen mit Lehrerin Jessica Zürl den Thomaskantor, sein Leben und dessen Werk vor.
Sie spielten das Menuett I aus der Partita auf der Blockflöte und dann zusammen mit Peter Rosenberg. Es klang wunderbar, Live-Mitschnitt leider verpasst.
Noch beeindruckender der Schluss-Choral "Jesus bleibt meine Freude" aus der Bach-Kantate "Herz und Mund und Tat und Leben", den alle Schüler anstimmten, begleitet von Rosenberg an der Geige und Anja Schmidt am Bass.
Doch damit nicht genug. Marina Koch tanzte mit den Zweitklässlern ein Menuett vor, ehe Iris Wild über die Tanz-Formen des Barocks erst informierte und dann in entsprechender Kostümierung auch vorführte. Im Fall der Partita III: Loure, Gavotte, Menut und Bouree.
Dazu gab's noch von den Schülern zusammengestellte Informationen zur Zeit des Barock, zur Musik, zur Mode, zur Sprache, den Fortbewegungsmitteln und Erfindungen.
Und dann als Finale furioso: die Partita III von Bach komplett, nach dem Peter Rosenberg zuvor schon die Möglichkeiten seines Instrumenten, zunächst in ganz einfacher Form, dann mit Paganinis Caprice vorgestellt hatte. "Der Teufelsgeiger hat ganz schwierige Dinge geschrieben. Das muss auch ich mit viel Geduld üben, um das einigermaßen hinzukriegen."