Jakub Sramek - von der Wundertüte zum Topscorer

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Jakub Sramek (rechts) war bei seinem ersten Probetraining eine "Wundertüte". Doch nach zwei Wochen stand für ESC-Trainer Martin Reichert (links) fest: "Wir dürfen Jakub ohne Vertrag nicht mehr gehen lassen." Mittlerweile ist der 25-jährige Tscheche der effektivste Scorer in der Vereinsgeschichte. Ob er auch kommende Saison für den ESC auf dem Eis steht, ist dagegen eine noch offene Frage. Ralf Naumann
Jakub Sramek (rechts) war bei seinem ersten Probetraining eine "Wundertüte". Doch nach zwei Wochen stand für ESC-Trainer Martin Reichert (links) fest: "Wir dürfen Jakub ohne Vertrag nicht mehr gehen lassen." Mittlerweile ist der 25-jährige Tscheche der effektivste Scorer in der Vereinsgeschichte. Ob er auch kommende Saison für den ESC auf dem Eis steht, ist dagegen eine noch offene Frage. Ralf Naumann

Der Aufschwung des ESC Haßfurt ist ganz eng mit Jakub Sramek verknüpft: In zwei Spielzeiten hat er 209 Scorerpunkte gesammelt. Wie geht es weiter?

Zwar haben die Haßfurt Hawks in der Eishockey-Landesliga am 6. Januar noch die Partie beim ESC Vilshofen zu bestreiten. Und möglicherweise entscheidet sich erst dort, ob sie die Vorrunde der Gruppe 1 auf dem ersten, zweiten oder möglicherweise dritten Platz abschließen. Für Martin Reichert spielt dieser Aspekt in seiner Zwischenbeurteilung der Saison jedoch keine Rolle. Für ihn steht fest: "Die Vorrunde ist gut verlaufen", zeigt sich der Trainer auch nach der bitteren Heimniederlage gegen Moosburg kurz vor Weihnachten vollauf zufrieden. "Trotz der Verletzung von David Franek haben wir die Verzahnungsrunde ohne Probleme erreicht."

ESC baut auf Leistungsträger

Der Sylbacher hofft nun, "mit allen Spielern gesund und fit" in die "zweite Halbzeit" starten zu können. "Dann kann alles möglich sein." Egal wer dann die Gegner sind, steht für ihn eines fest: "Ziel ist es immer, die Spiele zu gewinnen und unter die ersten drei Mannschaften der Gruppe zu kommen." Was aber wiederum von mehreren Faktoren abhänge, unter anderem der rechtzeitigen Rückkehr von Franek (Reichert: "Er muss auch in guter Verfassung sein").

Zudem dürfe es keine weiteren Ausfälle oder schwerwiegende Verletzungen mehr geben - vor allem der Leistungsträger. Und zu denen gehören auch die vier ESC-Kontingentspieler. Vor allem Topscorer Jakub Sramek trug maßgeblich zum bisherigen Erfolg bei. Mittlerweile hat der Angreifer sein tolles Vorjahresergebnis der Vorrunde (19 Spiele, 36 Tore, 34 Assist) nach ebenfalls exakt 19 Partien bereits übertroffen. Bislang traf der Tscheche schon 40 Mal ins Schwarze und gab ebenfalls 34 Vorlagen. Das ist die mit Abstand beste und effektivste Ausbeute eines Kontingentspielers in der Vereinsgeschichte.

Nicht nur ihn, auch seine Landsleute Daniel Hora, bester Vorlagengeber im Team, der ebenso brandgefährliche Jan Trübenekr (54 Punkte) sowie den Slowaken Michal Babkovic (34) will der Verein gerne weiterverpflichten. "Natürlich sind wir als ESC Haßfurt bestrebt, diese vier herausragenden Spieler zu halten", bekräftigt Vorstandssprecher Andreas Kurz. Doch er warnt gleichzeitig vor allzu hohen Erwartungen, denn die oftmals zahlungskräftige "Konkurrenz" schläft nicht. "Ob wir die Vier halten können, steht also auf einem anderen Blatt. Angebote auch von höherklassigen Vereinen bleiben bei solchen Spielern nicht aus", zeigt sich der Haßfurter realistisch.

Ein großer Pluspunkt spricht jedoch für ein Verbleiben - egal in welcher Liga: "Ich weiß, dass die Vier clever sind und das gute Umfeld schätzen, ebenso die sicheren Arbeitsplätze. Und wenn man sich wohlfühlt, dann muss das erst mal getoppt werden."

Für Reichert sind "grundsätzlich alle Verpflichtungen ein Glücksgriff" gewesen. "Sowohl menschlich als auch spielerisch haben sie sich gegenseitig ergänzt und die Mannschaft weitergebracht", freut er sich über den guten Zusammenhalt der Mannschaft. Ihm ist bewusst, dass die Messlatte von außen "natürlich immer der Erfolg" sei, der "keine Zweifel aufkommen" lasse. "Vor genau zwei Jahren war unser Ziel noch der Klassenerhalt. Heute versuchen wir, in die Bayernliga aufzusteigen."

Bleibt er oder geht er?

Einen immensen Anteil daran hat eben Sramek, das sagt auch Reichert so: "Jakub ist für mich der herausragende Spieler in dieser Liga. Er verkörpert alles, was man sich von einem Sportler wünschen kann. Spielübersicht, Stock- und Schusstechnik sowie seine läuferische Fähigkeiten sind überragend", betont der 54-Jährige.

"Mit seiner Fähigkeit, Spiel und Gegner zu lesen, genau im richtigen Augenblick da zu sein, das Spiel entscheiden zu wollen, dabei noch den Mitspieler im Auge zu haben, das ist einfach nur schön anzusehen." Und auch die Einstellung des Tschechen hält Reichert "in allen Bereichen" für überragend. "Das beginnt bei der Ernährung, geht über die Vorbereitung auf die Saison und das jeweilige Spiel. Das macht einen Sportler aus: Fokussiert zu sein, sein bestes Eishockey zu spielen und dafür alles zu tun. Dies alles ist in jeder Sekunde bei Jakub zu sehen."

Sramek, der in seinen bislang insgesamt 64 Einsätzen auf 209 Scorerpunkte (102 Tore) kommt und durchschnittlich 3,26 Punkte pro Spiel erzielte, kam derweil durch einen glücklichen Zufall zum ESC. "Ein Freund hatte mir den Tipp gegeben. Nach mehreren Kontakten war Jakub zum Probetraining in Haßfurt", erinnert sich Reichert an das erste Schaulaufen. Für ihn stand nach der zweiten Trainingswoche fest: "Wir dürfen Jakub ohne Vertrag nicht mehr gehen lassen. Dass es geklappt hat, er eine weitere Saison und hoffentlich noch mehrere in Haßfurt bleibt, ist den Fans und dem ESC zu wünschen."

Sramek lässt Zukunft offen

Bleibt der 25-Jährige, der vor seinem Premieren-Saison im Stadion Am Großen Anger ein Jahr Pause eingelegt hatte und zuvor in Litvinov in der tschechischen Extraliga aktiv war, auch in der Saison 2019/2020 in Haßfurt oder nicht? Seine Antwort lässt Sramek offen und hält sich ganz an die Worte des "Fußball-Kaisers" Franz Beckenbauer: "Schau mer mal" lässt jedenfalls viel Raum zum Spekulieren. Ein Pluspunkt für einen Verbleib ist der sehr hohe Wohlfühl-Faktor.

Der Tscheche bestätigt, dass er nicht nur den Verein, sondern auch die Kreisstadt, in der er lebt und bei einer großen Firma arbeitet, sehr ins Herz geschlossen hat. "Die Leute sind sehr freundlich und das hilft mir, um mich hier wohlzufühlen". Festlegen möchte er sich verständlicherweise aber nicht. "Ich weiß nicht, was passiert. Man wird sehen, was die Zukunft bringt."