Jakub Sramek, Jan Trübenekr, Daniel Hora und Michal Babkovic leben nicht nur im Haßbergkreis, um beim ESC Eishockey zu spielen. Die drei Tschechen und der Slowake sind bei verschiedenen Firmen im Kreis berufstätig, haben Kontakte gefunden und bringen sich im Verein ein.
Wie geht es für den ESC Haßfurt weiter? "Wir werden, je nach Ausgang des Verfahrens, von Spiel zu Spiel entscheiden, wie viele unserer Jungs auflaufen werden", sagt Kurz. Bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird, sind alle Angaben "ohne Gewähr" zu genießen. Punkte, die dem ESC nicht gutgeschrieben werden, könnten durch eine richterliche Entscheidung später wieder auf dem Haßfurter Konto landen. Eine für alle Eishockey-Fans untragbare Situation.
So sehen es die Eishockey-Nachbarn des ESC:
Michael Rosin, Vorsitzender EC Bad Kissingen: "Die Bestimmungen sind eindeutig. Ob sie rechtmäßig sind, müssen Gerichte entscheiden. Wir haben gute Kontakte zu Haßfurt, in der Jugend haben wir eine Spielgemeinschaft. Ich kann beide Seiten verstehen. Ob es aber sinnvoll ist, ausrangierte DEL-Spieler einzusetzen und gleichzeitig EU-Bürgern das Spielrecht zu verwähren, ist fraglich. Brauchbare Lösungen müssen her. Nicht nur im bayerischen, sondern im deutschen Eishockey."
Sergei Chevalier, Vorsitzender ERV Schweinfurt: "Ich kann verstehen, dass Haßfurt weiterhin mit vier Kontingentspielern aufläuft. Sie sollen es meiner Meinung nach auch probieren. Ich bin kein Freund dieser Beschränkung, so etwas sollte man jedem Verein selbst überlassen. Ich wäre der erste, der sagt: Hebt diese bescheuerte Regel auf! Welcher deutsche Spieler wechselt schon freiwillig in den Norden Bayerns? Andererseits habe ich auch Verständnis für den Verband. Wenn man sich vor Saisonbeginn selbst Regeln auferlegt, sollte man sie auch durchsetzen. Da muss der BEV jetzt konsequent bleiben. Trotzdem wünsche ich dem ESC Haßfurt viel Erfolg."
Kommentar von Felix Mock:
Verbote gehören in die Tonne!
Es ist der alte Nord-Süd-Konflikt: In Ober- und Niederbayern gibt's fast so viele Eishallen wie in Franken Fußballplätze. Naja, nicht ganz. Aber dass im Süden genügend Spieler mit dem "richtigen" Pass vorhanden sind, ist klar. Anders in Franken. Sollte ein Oberbayer in den Norden des Freistaats wechseln, lässt er sich das ordentlich bezahlen. Denn Angebote hat er im Süden genauso. Wollen fränkische Vereine im Amateurbereich konkurrenzfähig bleiben, geht es aus wirtschaftlicher Sicht oft nur mit Spielern aus dem EU-Ausland.
Deswegen muss die Sinnfrage gestellt werden: Was will der Verband mit einer Selbstbeschränkung auf zwei Kontingentspieler erreichen? Sicherlich keine tschechischen oder österreichischen Bürger diskriminieren. Die Antwort kann nur lauten: den deutschen Eishockey-Nachwuchs fördern. Wer den Einsatz nichtdeutscher Spieler reglementiert, schafft Kaderplätze für junge deutsche Talente - so die Logik des Verbandes. Doch da verschließt man in München die Augen vor der Realität: Wo der Einsatz von EU-Bürgern nicht erlaubt, das Portemonnaie aber dick genug ist, wird der Kader mit erfahrenen, deutschen Spielern aus den oberen Ligen ausstaffiert. Alles regelkonform, weil deutscher Pass. Mehr Spielzeit verschafft das dem Nachwuchs sicher nicht.
Es wird höchste Zeit, umzudenken - und von der Verbots-Mentalität wegzukommen. Wieso rechtlich fragwürdige Grenzen schaffen, statt aktiv den Nachwuchs einzubinden? Denkbar wäre ein Bonussystem, das den Einsatz im eigenen Verein ausgebildeter Spieler belohnt. Es wäre zumindest ein Anfang. Sowohl im Norden als auch im Süden.