Schwarze Lieder im Keller

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Konstantin Schmidt präsentierte bei seinem Konzert in Haßfurt Lieder von Georg Kreisler. Foto: Ulrike Langer
Konstantin Schmidt präsentierte bei seinem Konzert in Haßfurt Lieder von Georg Kreisler.  Foto: Ulrike Langer

Das Kulturamt Haßfurt hatte zu einem Abend mit Liedern von Georg Kreisler eingeladen. Konstantin Schmidt als Interpret erreichte sein großes Vorbild dabei nicht ganz.

Der oft zensierte, ideologiekritische Komponist, Sänger und Dichter Georg Kreisler hatte zeitlebens viele Feinde und Kritiker, aber auch gute Freunde und Anhänger. Ein solcher "Freund" ist der Kabarettist, Musiker und Liedtexter Konstantin Schmidt, der im Gewölbekeller der Haßfurter Stadthalle einen Abend mit Liedern von Georg Kreisler unter dem Motto "Schwärzer die Lieder nie klingen" gestaltete.

"Der schwarze Humor von Georg Kreisler trifft sehr gut meinen eigenen Humor", sagte Schmidt. Schon als Zehnjähriger war er mit Kreisler und seinen bitterbösen Liedern in Kontakt gekommen. "Meine älteren Geschwister haben seine Ever black-Platten angeschleppt und wir haben sie rauf und runter gehört", berichtete er.
"Zehn Jahre später begegneten mir die Kreisler-Lieder wieder und als Student habe ich sie in einer Kneipe gespielt." Doch bevor sich Schmidt vor drei Jahren als Kabarettist, Musiker und Liedtexter selbstständig machte, hatte er sein Maschinenbaustudium als Diplom-Ingenieur abgeschlossen und war in der Softwareentwicklung tätig. Nun tritt er mit seinem Programm "Schmidternacht", dem Kreisler-Programm und ab Februar auch mit seinem neuesten Programm, "Schmidternacht II - Mit den Waffen meiner Frau", auf.

Früher provokant, heute amüsant

Den stets protestierenden Künstler Kreisler, der 2011 verstarb, hat er nicht nur live gehört. Er hat ihn auch kennengelernt und ihm eine CD-Aufnahme von 2004 mit seinen Kreislerliedern geschenkt. "Er hat sie sich angehört und mir geschrieben, dass ich eine gute Stimme hätte und gut Klavier spielen könne, meine emotionale Interpretation aber noch verbessern könnte", erzählte Konstantin Schmidt. "Inzwischen aber hatte ich bereits mit dem Schauspielunterricht begonnen, um dieses Ziel zu erreichen."

In Haßfurt präsentierte er viele bekannte Lieder von Georg Kreisler, die zur Entstehungszeit provozierten, ja teils sogar abgelehnt wurden, heute aber vorwiegend amüsieren. Dass nur knapp 30 Zuhörer gekommen waren, lag wohl auch daran, dass die zynisch-makabren, politischen und zeitlos-aktuellen Protestlieder nicht jedermanns Geschmack sind. Doch Konstantin Schmidt gelang es, mit seinen eigenen musikalischen Arrangements am Klavier seine Zuhörer zu faszinieren.

Wer Kreisler singt, muss ein Sprachgenie sein, sind die Texte doch auf halsbrecherische Art der Musik angepasst und beinhalten so manchen Zungenbrecher; man denke nur an die Telefonbuch-Polka. Schmidt gelang die Vereinbarkeit von Text und Musik recht gut, auch ein paar Versprecher konnten dem Abend seinen eigenen, schwarzen Charme nicht nehmen. Allerdings hätte man sich ein bisschen mehr Schärfe und Abwechslung gewünscht und ein paar Anmerkungen zu Kreisler selbst erwartet.

Das Publikum in Haßfurt klatschte freundlich und bekam drei Zugaben; darunter ein Lied von Konstantin Schmidt selbst: "Sie war 16 - ich auch".