Die Gemeinde und der Hausarzt Otto Ehrler informierten in Rauhenebrach über die medizinische Versorgung.
Dr. Otto Ehrler ist ein Hausarzt klassischer Prägung. Seit 36 Jahren praktiziert der gebürtige Schwabe in der Steigerwaldgemeinde Rauhenebrach; seine Patienten schätzen ihn. Doch andere Mediziner im Alter von Otto Ehrler sind schon im Ruhestand - und wie dann die ärztliche Versorgung in der Gemeinde aussieht, das treibt Bürgermeister Matthias Bäuerlein und viele Bürger um. Weil das Thema bei fast allen Bürgerversammlungen angesprochen wurde, hatte Matthias Bäuerlein zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema in die Aula der Schule eingeladen.
Groß war das Interesse an den Ausführungen des Bürgermeisters, von Oliver Legler vom Kommunalbüro des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, von Benjamin Herrmann von der "Gesundheitsregion plus" Haßberge und von Otto Ehrler selbst. Der kündigte unumwunden an, dass er noch zwei Jahre zu praktizieren plane. In Teilzeit sei das für ihn auch länger denkbar, wenn er gesund bleibt. Natürlich hat er sich bereits umgetan, einen Nachfolger zu finden, aber "vom Hausarzt, wie ihr ihn kennt, muss man sich in Zukunft weitgehend verabschieden", erklärte er klipp und klar.
Dass junge Ärzte lieber im Team arbeiten und auch heute andere Vorstellungen von Work-Life-Balance haben, das bestätigten auch Oliver Legler und Benjamin Herrmann. Zudem seien die meisten Medizinstudenten weiblich und die hätten andere Lebensplanungen, was man akzeptieren müsse.
Legler hatte zuvor erläutert, wie die Kassenärztliche Vereinigung die Strukturen aufbaut, um ihrem gesetzlichen Auftrag der flächendeckenden medizinischen Versorgung nachzukommen. Rauhenebrach liegt am südlichen Rand des Versorgungsgebietes Haßfurt, das bis Riedbach und Königsberg reicht. Dieser Raum weist mit 36 Hausärzten einen Versorgungsgrad von 95,2 Prozent auf. Für die Kassenärztliche Vereinigung gibt es damit keinen Grund, aktiv steuernd einzugreifen. Es gibt allerdings auch keine Niederlassungssperre. Auf den zweiten Blick wird die Lage prekärer, denn nicht nur dass mehr als ein Drittel dieser Hausärzte bereits ihren 60. Geburtstag gefeiert hat - 19 dieser 36 Ärzte sitzen allein in Haßfurt (elf) und Eltmann (acht).
Bürgermeister Matthias Bäuerlein erläuterte, dass der Gemeinde die Situation natürlich bewusst sei. Weil die ärztliche Versorgung eigentlich nicht Angelegenheit der Kommunen ist, habe er Beratung beim Kommunalbüro gesucht, ebenso das Gespräch mit Dr. Ehrler. Dass ein Arzt so offen mit dem Thema umgeht, sei die absolute Ausnahme, so Oliver Legler, der mit zwei Kollegen insgesamt 400 Kommunen berät. Er zeigte der Gemeinde auf, wo sie auf sich aufmerksam machen kann bei der Suche nach einem Hausarzt.
Auch der Landkreis Haßberge als Gesundheitsregion ist seit Jahren bemüht, sich als attraktiver Standort für junge Ärzte zu präsentieren. Benjamin Herrmann zeigte auf, mit welchen Aktivitäten die Vorbehalte gegenüber einem Leben und Arbeiten im ländlichen Raum ausgeräumt werden sollen. Viele Hausärzte aus dem Landkreis seien sehr engagiert, hätten sich mittlerweile als akademische Lehrpraxis zertifizieren lassen, damit Medizinstudenten dort ihre Pflichtpraktika absolvieren können, sagte er. Dabei gehe es auch darum, den Hausarztberuf wieder attraktiver zu machen, der in den vergangenen Jahren einen herben Imageverlust hinnehmen musste. "Es gibt heute pro Kopf mehr Ärzte als vor 30 Jahren, aber immer weniger entschieden sich in den letzten Jahren für den Allgemeinmediziner", so Oliver Legler.
Die Politik versucht seit Jahren gegenzusteuern, mit mehr Studienplätzen, dem gesonderten Studiengang Allgemeinmedizin in Würzburg, aber auch dem Landärzte-Förderprogramm, das Praxisgründungen finanziell unterstützt. Die Effekte brauchen aber Zeit, denn Studium und Facharztausbildung dauern mindestens elf Jahre insgesamt.