Im September starten in Eberns Stadtpfarrkirche die Musiktage.Bambergs einstiger Symphoniker-Konzertmeister bietet Kammermusik auf höchstem Niveau.
Der Stargeiger im Ruhestand gönnt sich noch keine Ruhe: Peter Rosenberg, bis vor eineinhalb Jahren Erster Konzertmeister der Bamberger Symphoniker, hat eine Heimstätte für Kammermusik gesucht und in Ebern gefunden - in der Stadtpfarrkirche St.Laurentius, wo vom 22. bis 24. September die ersten Eberner Musiktage stattfinden. Zusammen mit Barbara Gemeinhardt als örtlicher Ansprechpartnerin möchte er neben der "Musik in fränkischen Schlössern", der Eberner Musiknacht und dem Open-air-Festival in Schloss Eyrichshof ein weiteres musikalisches Glanzlicht setzen.
"Bei meiner Suche habe ich mich an Barbara Gemeinhardt als große Musikliebhaberin erinnert", erzählt Rosenberg. "An Schlösser und Ebern hatte ich von Anfang gedacht, ich möchte klassische Musik auf professionellem Niveau bieten."
Dabei sei die Form von Musiktagen sehr verbreitet, um Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen vorzustellen. Vom Streichquartett bis zum Septett reicht die Bandbreite in Ebern. "Wir haben uns für die Premiere für bekannte Werke entschieden."
Neun Instrumentalisten
Im Mittelpunkt steht die Mahler-Vertonung der Kindertotenlieder von Friedrich Rückert, der auch als Namens-Pate gewählt wurde: Es spielt das Rückert-Ensemble das aus zehn Musikern besteht, neun Instrumentalisten und einem Bariton, die allesamt aus Südtirol stammen.
"Ich habe schon oft Vertonung von Rückert gespielt, aber selbst nicht gewusst, dass er der meist vertonte Dichter Deutschlands ist, dessen Werke Mahler, Strauß, Schubert und andere inspiriert haben", hat Rosenberg aus der vertieften Beschäftigung mit Friedrich Rückert gelernt. "Von Rückert stammen so viele wunderbar geniale Gedichte."
Rosenberg hat auch viele Lesungen zum Thema schon besucht, aber"mit Musik wird Rückerts Werk noch eine Nummer größer".
Deswegen hat er sein Ensemble auch nach Rückert benannt und als Verbeugung vor Ebern, wo Rückert viele Jahre gelebt hat. "Die Kindertotenlieder haben mich immer, wenn ich sie gespielt habe, erschüttert."
Für die Kammer-Besetzung hat Rosenberg die Urfassung der Mahler-Vertonung neu bearbeitet. "Das wird eine Welturaufführung für Streichquartett mit Bariton." Die Idee zur Gründung des Ensembles mit professionellen Musikern aus Südtirol entstand während eines Urlaubs dort. "Wir haben mehrfach gemeinsam musiziert und sie haben mich an die dortige Musikhochschule eingeladen."
Seit Weihnachten wird in Tirol intensiv an dem Projekt gearbeitet. "Dabei kam auch die zündende Idee, bedeutende Werke der Kammermusik-Literatur aufzuführen. Die Proben für den Auftritt in Ebern beginnen im Juli", hat Rosenberg schon einen konkreten Zeitplan abgestimmt. Brixen und Bozen stehen auf dem Programm.
Vorbereitung in Südtirol
Am 17. September gibt es in Bozen und Gries drei Konzerte, ehe nach Ebern umgezogen wird, wo von Freitag bis (Bundestagswahl-)Sonntag ein ansprechendes Programm geboten wird. So eröffnet Beethovens Streichquintett C-Dur op 29 am Freitagabend die Konzertreihe. Gefolgt von Beethovens Septett in Es-Dur op.20
Zum Veranstaltungsort meint der Musik-Experte, dass er schon oft in Kirchen gespielt habe. In St. Laurentius hat Rosenberg schon "sehr viele positive Elemente" entdeckt.
"Die Bauweise ist sehr vielversprechend. Wir haben uns auch andere Möglichkeiten angeschaut, aber die Stadtpfarrkirche ist von der zentralen Lage und der Kapazität her ideal.Und auf dem Vorplatz haben wir noch Platz, eine Weinstube aufzubauen", so des Konzertmeisters Pläne. Rund 300 Besucher werden laut Barbara Gemeinhardt bei jedem der drei Konzerte benötigt, um den finanziellen Kraftakt zu stemmen. "Wenn wir so viele Besucher bekommen, wäre es gut, denn es ist schon ein Wagnis für Herrn Rosenberg."
Viel Herzblut
Denn der trägt das Risiko: "Das ist meine Initiative und ich hänge viel Herzblut rein. Ich kann zwar gut geigen, aber ich brauche ein Netzwerk, um das Risiko einzugrenzen. Ich habe aber schon Glück gehabt, dass es so gut losgeht und ich mit Frau Gemeinhardt eine engagierte Unterstützerin an der Seite habe."
Die räumt nicht nur manche Probleme aus dem Weg und treibt Sponsoren auf, sondern vermittelt auch Kontakte. So zur Musikschule und den Schulen im Stadtgebiet.
Denn es ist vorgesehen, dass Schulklassen zu Proben in die Stadtpfarrkirche eingeladen werden. Rosenbergs Intention: "Das ist unser Publikum von morgen, wir wollen die jungen Leute heiß machen. Das ist ein wichtiger Aspekt: Wir wollen die klassische Musik doch hochhalten. Ich freu mich darüber, schöne Musikwerke für Ebern erarbeiten zu können."
Eine Werbe-Initiative hat schon gezündet: Beim Gartenfest in Eyrichshof über Pfingsten fanden die Flyer am Stand der Tourismus-Info reißenden Absatz.