Früher galt auch im Fränkischen die "Zeit zwischen den Jahren" als Auszeit, um ruhig zu werden, sich zu klären und neu auszurichten für das kommende Jahr. Kerstin Hertinger aus Prölsdorf nutzt eigene Kräutermischungen.
Auf dem Metallnetz liegen getrocknete Pflanzenstückchen, Blätter, Knospen, Beeren, etwas Harz. Über der Flamme beginnen sie zu glimmen, feiner Rauch steigt empor, und im Raum beginnt sich ihr Aroma zu verbreiten. Es duftet ... wonach? Der Geist macht sich auf die Suche.
Das ist der tiefere Sinn des Räucherns. Kerstin Hertinger weiß viel über diese und viele andere Rituale, die für die Menschen in früheren Jahrhunderten zum alltäglichen Leben gehörten. Die gebürtige Haßfurterin lebt seit einigen Jahren im Steigerwald und hat sich ihr Leben lang mit dem beschäftigt, was unter der Bezeichnung Esoterik in den Regalen von Buchhandlungen steht.
Alles nicht beweisbar? Sie bezeichnet sich selbst als Kräuterfrau und kann über vieles Auskunft geben, was vernunftbetonten Menschen eher ein müdes Lächeln abverlangt. Die Wirkung ist oft nicht beweisbar, wird abgetan als Aberglaube, Schamanismus, Astrologie. Die Welt der spirituellen Praktiken ist auch auf den zweiten und dritten Blick verwirrend und unübersichtlich.
"Ich habe meine Heimat in der Natur gefunden", meint Kerstin Hertinger und erinnert daran, dass gerade jetzt, von der Wintersonnenwende (21. Dezember) bis Dreikönig (6. Januar), das Räuchern wesentlicher Bestandteil des Lebens auf dem Land war. Es hat Wurzeln, die bis in die Zeit der Kelten zurückreichen - viele Kulturen kennen solche Zeremonien. In Hertingers Raunächte-Mischung stecken Rosenblüten, die die Sonne eingefangen haben, herbe und süße Harze, Wildkräuter. Sie bringen Licht und Würze in Wohnräume: Im Räuchern und Lüften helfen diese Ingredienzien, wie Kerstin Hertinger überzeugt ist, dass Energien neu fließen, der Geist sich belebt neu entfalten kann.
Ländliches Brauchtum Vor allem am Vorabend von Dreikönig, für Kerstin Hertinger im Blick auf das Brauchtum auch "Drei Königinnen", hat man früher geräuchert, oft aber an jedem Tag und in den Raunächten. Das sollte Glück und Segen bringen in Haus und Hof am Scheitelpunkt des Jahres, in den dunkelsten Tagen vor der neuen Vegetationsperiode. Als reinigend und schützend gelten Beifuß, Engelwurz, Holunder, Lavendel, Rosmarin, Salbei; orakelnd wurden Eibe, Lorbeer, Schafgarbe, Wacholder, Bernstein oder etwa Mistel benutzt, segnend schließlich Mariengras, Myrrhe, Weihrauch und Gold.
Interessant der Holunder. Als alte Kulturpflanze versinnbildlicht er auch in den Farben weiß (Blüten), rot (Holz) und schwarz (Beeren) die Dreifaltigkeitsthematik, "die ja nicht nur das Christentum kennt", wie Kerstin Hertinger erläutert. Sie nennt den Drei-Königs-Tag auch gerne den Drei-Königinnen- oder in Anspielung auf den Hollunder den Holletag. Gleich gegenüber ihrem Wohnhaus sieht sie in der Kirche einen Bezugspunkt: Dort gibt es noch - wie in vielen Kirchen in der Fränkischen Schweiz etwa, vor allem aber im Alpenraum (die drei Bethen) - die "drei Königinnen": Cubeth (Ambeth), Milbeth (Wilbeth) und Borbeth; nicht ohne Grund haben diese Namen dieselben Initialen wie Caspar, Melchior und Balthasar. Sie stehen für Katharina, die Helle/Weise, Margaretha, die Geburtshelferin, und Barbara, die dunkle Beschützerin.
Die Kräuterfrau beschreibt noch ältere Bezüge, die man herstellen kann: Der Haussegen der Sternsinger mit den Buchstaben CMB geht tatsächlich auf indogermanische Schutzzauber zurück, auf die Runen Kenaz, Berkana, Ehwaz, die mancherorts auf Türstöcken alter Bauernhäuser und Stallgebäuden eingeritzt zu finden sind.
Nicht nur die Lehren der Hildegard von Bingen ("Alles hängt mit allem zusammen") haben eine Renaissance erlebt, auch das Räuchern - wie überhaupt spirituelle Techniken neu nachgefragt werden.
Dicke Luft, Streit, Krankheit, Sorgen - Menschen suchen Möglichkeiten, sich zu befreien. Das haben sie in allen Zeiten getan. Schon "Hildegard von Bingen empfahl Goldwasser für den von Ehrgeiz überlasteten, gestressten und verzweifelnden Konstitutionstyp als Antidepressivum", erzählt Hertinger. "Das Räuchern ist ein neu entdecktes Ritual zur Reinigung und als Schutzzauber." Heute ist ein kreativer Aspekt den berufstätigen Menschen auch immer wichtiger, beobachtet die "Kräuterfrau": das Entschleunigen.
2014 ist das Jahr der Zahl Sieben und des Planeten Saturn Bewandert ist die "Kräuterfrau" Kerstin Hertinger in etlichen esoterischen Künsten, Naturreligionen sind ihr vertraut, Energetik, Trans zendenz, Metaphysik, und die 49-Jährige sieht die Quintessenz ganz pragmatisch: "Sie bieten Lebenshilfe bei der Sinnsuche und einfach eine Steigerung der Lebensqualität", davon ist sie überzeugt.
Von seinem Astrologen hat sich schon der Feldherr Wallenstein beraten lassen, die Numerologie wird in Russland hoch geschätzt, und in China kann man sich einen Jahresbeginn ohne die chinesischen Tierkreiszeichen und die dazugehörigen - hier - fünf Elemente schon gleich gar nicht vorstellen. Die asiatische Welt freut sich also auf das Jahr des Holzpferdes, ein Jahr, in dem es darum geht, falsche Vorstellungen loszulassen, Dinge, die wirklich wichtig und solide sind, zu erkennen.
Vergessen wir nicht die Tarotkarten. Sie haben in Europa seit dem 14. Jahrhundert Tradition und sind heute künstlerisch gestaltet gar teure Sammlerstücke. Von China und Mitte Ägypten schließlich nach Spanien gebracht, fasste das Tarot offensichtlich Fuß. Die ersten Kartendecks in Europa entstanden um 1420 bis 1449 am Hof Mailänder Herzogsfamilien.
Was lässt sich denn für die Leser im Landkreis Haßberge zu 2014 sagen? Ganz allgemein natürlich. "2014 ergibt in der Quersumme die Zahl Sieben", erklärt Kerstin Hertinger. Und das ist eine ganz besondere Zahl. Nicht nur gilt sie in der Kirche als die Heilige Zahl. Sie wird auch als die Zahl der vollkommenen irdischen und göttlichen Harmonie angesehen.
Denn: Sie besteht aus der Drei und aus der Vier. "Die Drei versinnbildlicht das rhythmische Wachstum - ihr werden etwa Bedeutungsgruppen wie Vater/Mutter/Kind, Blüte/Blatt/Wurzel zugeordnet. Die Vier dagegen ist ordnend; sie steht etwa für die vier Elemente, die vier Himmelsrichtungen, die vier Evangelisten. Der Übergang nun von der Drei zur Vier entsteht ähnlich wie bei Mann und Frau in Bewegung und Verbindung, aus deren Summe die Wandel und Schicksalszahl Sieben besteht."
Der Rhythmus der Zeit Astrologisch gesehen, ist 2014 ein Saturn-Jahr. Saturn steht für Anstrengung und Prüfung, und auch für das Wachsen daran. Für die Griechen war Kronos der Zeitenherrscher. 2014 lässt den Rhythmus der Zeit fühlen, die Veränderlichkeit "gibt dem individuellen Unterscheidungswillen Raum, das zu lassen, was uns nicht behagt und es zu beenden, oder das, was uns kreativ anspricht, begeistert und entspannt besser zu erkennen und wahrzunehmen. Lassen wir uns darauf ein, die Zeit selbst zu füllen. Wir haben 2014 auch Gelegenheiten, mit Pluto, Mars, Uranus, Venus und Lilith, die für wilde Frauenpower steht, uns selbst neu zu finden."
Pluto steht für Macht und Willen, Uranus für Erneuerung und Unabhängigkeit, Venus für Liebe, Genuss, aber auch Trägheit, Mars für Kampf und Dynamik. Es wird ein Jahr der Entscheidungen und des Wandels. Die Sehnsucht nach Sicherheiten, das Streben nach Individualität und Entwicklung müssen sich nicht gegenseitig blockieren.
Keine Angst, sagt Kerstin Hertinger: "Das Wieder-neu-finden ist in der Natur kein Rückwärtstrieb, es ist eine starke Eigenart. Die eigene Gabe eines jeden Menschen wird in das Bewusstsein gerückt, wir können auf mehreren Ebenen unsere Möglichkeiten erweitern - und so sind besonders 2014 Gaben Aufgaben. Wer eine Aufgabe mit Hingabe annimmt, erfährt, was wirksam stand hält. Das ist wertvoll."
leeres Eso-Geschwurbel auf einem Haufen gelesen. Schade nur, dass solcher Unsinn immer wieder Abnehmer und Gläubige findet.