Pfarrer Richard Brütting: "Wir könnten zufriedener leben"

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Pfarrer Richard Brütting. Foto: Klemens Albert
Pfarrer Richard Brütting. Foto: Klemens Albert

Pfarrer Richard Brütting SDB verlässt die Pfarreiengemeinschaft "St. Kilian und Weggefährten" im Kreis Haßberge. Ein Gespräch.

"Darf ich noch was loswerden?", fragt Pfarrer Richard Brütting SDB am Ende des Pressegespräches. Bitte sehr: "Mir geht es um die Ökumene. Ich habe in den vergangenen 16 Jahren eine sehr gute Ökumene erlebt - mit allen evangelischen Pfarrern; daran wird mein Nachfolger arbeiten müssen".

Sein Nachfolger ist Pfarrer Michael Stutzig, der - wie Brütting - aus dem Orden der Salesianer Don Boscos kommt und bis jetzt in der Pfarrei St. Anna in Forchheim wirkt - einer überwiegend katholischen Region mit 7000 Katholiken. Von Maroldsweisach bis Pfarrweisach sind es 2000.

Wie bekannt, verlässt Pfarrer Brütting (61) die Pfarreiengemeinschaft Ende August. Deshalb findet am morgigen Sonntag um 14.30 Uhr ein Abschiedsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Kilian statt.

Normaler Wechsel

Bei einem Pressegespräch blickt Brütting zurück, geht auf aktuelle Themen ein und erläutert noch einmal, warum die Menschen seinen Weggang Ende April aus den Medien und nicht aus seinem Munde erfahren haben. "Damit es alle gleichsam wissen und keiner benachteiligt wird", betont er, und fügt hinzu "so war es nicht geplant, es hat sich so ergeben". Außerdem sei ein Wechsel nach soviel Jahren normal; denn schon nach der Einweihung des neuen Pfarrsaals im Jahr 2008 habe er sich mit einem Wechsel getragen - aber da sei im Jahr 2009 seine Ernennung zum Direktor des Dominikus-Savio-Heimes in Pfaffendorf "in die Quere gekommen", gibt er schmunzelnd zu. Diese Aufgabe wird jetzt Pater Alfons Blüml weiterführen.

Thema Asylbewerber: Im ehemaligen Traditionsgasthaus "Zur Rose" (Familie Mildenberger) sollen aller Voraussicht nach Asylbewerber untergebracht werden. Es ist momentan das Gesprächsthema Nummer eins in Pfarrweisach. Nach Brüttings Aussage seien er und der Pfarrgemeinderat von Anfang an informiert gewesen und hätten sich an den Diskussionen beteiligt. "Der Investor, der das übernimmt, muss einen Plan vorlegen, wie das Gebäude nach der Nutzung durch die Flüchtlinge genutzt wird", fordert die Kirche.

Warum stellt die Pfarrei keine Wohnungen für die Asylbewerber? "Wir haben keine Räume in der Pfarreiengemeinschaft", stellt der Geistliche fest. Außerdem will er eine stärkere Trennung vom Begriff "Flüchtling" und "Asylbewerber"; das müsse sich der Staat auf die Fahnen schreiben: "Der Flüchtling", so Brütting, stelle keinen Asylantrag - er wolle so schnell wie möglich wieder heim, wenn in seiner Heimat Normalität herrscht. Anders der Asylbewerber - "der will hier bleiben".

Thema Kirchensanierungen: Während seiner Zeit als Seelsorger im Baunach- und Weisachgrund sind die Kirchen in Lohr, Albersdorf, Bischwind und Neuses a. R. saniert worden, sowie in Geroldswind und Pfaffendorf. Auch die Kirche in Kraisdorf "wäre schon längst gemacht - aber von dort tut sich nichts".
Ein größeres Projekt ist die Innensanierung der Pfarrkirche St. Kilian in Pfarrweisach. Ursprünglich sollte es heuer schon los gehen, aber dazu fehle jetzt die Mitarbeit aus Würzburg, bedauert Brütting; denn "sobald ein Pfarrerwechsel ansteht, arbeitet die Diözese nicht mehr zu". Es wird nun an seinem Nachfolger liegen, das Werk zu vollenden.

"Christenphobie" in Europa

Thema Kirchenbesuche: Bei den Gottesdiensten vermisse er die Altersgruppe der 30- bis 40-jährigen. "Bei den jungen Familien ist es so: die Kinder werden getauft, danach sieht man aber die Familien nicht mehr", und meint damit die fehlende Teilnahme am Gottesdienst. Und in der Tat: bei den Gottesdiensten, beispielsweise in Pfarrweisach, sind die "jüngsten" um die 50 Jahre alt. Warum das so ist? "Diese Frage stelle ich mir auch. In unserer Gesellschaft macht sich eine regelrechte Glaubensunwissenheit breit", stelle er fest. In Europa herrsche eine "Christenphobie" - alles was mit Christen zu tun hat, werde in die Ecke gedrängt.

Auf der anderen Seite nehme er wahr, dass die Menschen immer mehr "obrigkeitshöhrig" würden - "keiner steht mehr auf, keiner hinterfragt, alles wird hingenommen". Außer wenn die Kirche sich einmischt, dann gebe es einen massiven Aufschrei. Als Seelsorger sieht Brütting vielmehr die andere Seite: "Letztendlich könnten wir viel zufriedener leben, wenn wir dankbarer wären für das was wir haben - und dem anderen was gönnen".

Und noch eine Änderung gab es in Brüttings Amtszeit: Die sonntäglichen Gottesdiensten in der Pfarrkirche begannen seit alters her um 9.30 Uhr. Punkt. Da konnten sich die Wirte danch richten, und die Hausfrau mit dem Klößkochen. Seit 2003 findet die Messe abwechselnd um 9.30 Uhr oder um 8.45 Uhr statt.


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