Perserkatzen erlebten in Ebern ein Martyrium

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Wunderschöne Tiere können Langhaar-Perserkatzen sein, wenn sie so gepflegt werden, wie es diese Tierart nötig hat. Und das ist aufwendig. Einer Züchterfamilie in Ebern scheint ihr Hobby gänzlich über den Kopf gewachsen zu sein. Unterm Strich 38 Tiere wurden zum Teil todkrank aus dem Anwesen in Ebern geholt und mit Hilfe der Tierschutzinitiative Haßberge auf Tierheime und an Tierschutzvereine verteilt. Foto: Tierschutzinitiative Haßberge
Wunderschöne Tiere können Langhaar-Perserkatzen sein, wenn sie so gepflegt werden, wie es diese Tierart nötig hat. Und das ist aufwendig. Einer Züchterfamilie in Ebern scheint ihr Hobby gänzlich über den Kopf gewachsen zu sein. Unterm Strich 38 Tiere wurden zum Teil todkrank aus dem Anwesen in Ebern geholt und mit Hilfe der Tierschutzinitiative Haßberge auf Tierheime und an Tierschutzvereine verteilt.  Foto: Tierschutzinitiative Haßberge
Arme Kerlchen. Die Katzen aus einem Privathaushalt in Ebern brauchten dringend ärztliche Hilfe und Pflege. Als die Tierschützer sie übernahmen, sahen sie so aus - und schlimmer.
Arme Kerlchen. Die Katzen aus einem Privathaushalt in Ebern brauchten dringend ärztliche Hilfe und Pflege. Als die Tierschützer sie übernahmen, sahen sie so aus - und schlimmer.
 
Auch diese Beiden haben schwer entzündete Augen. Fotos: Tierschutzinitiative Haßberge
Auch diese Beiden haben schwer entzündete Augen. Fotos: Tierschutzinitiative Haßberge
 

Das Veterinäramt aus Haßfurt und die Tierschutzinitiative Haßberge schritten bei einer Züchterfamilie in Ebern ein und stellten insgesamt 38 Edelkatzen sicher. Die Vierbeiner waren völlig vernachlässigt und litten Schmerzen.

Am Faschingsdienstag war den Helfern der TI (Tierschutzinitiative) Haßberge nicht gerade zum Lachen zumute, als sie mit Vertretern des Landratsamtes Haßberge die Haltungsbedingungen von Perserkatzen in einem Wohnhaus in Ebern sichteten. TI-Sprecherin Karin Kraus berichtet: Am Ende galt es, 38 verwahrloste Perserkatzen auf verschiedene hilfsbereite fränkische Tierschutzvereine aufzuteilen.

Alles entzündet und schmerzhaft für die Tiere
Es war ein Bild des äußersten Elends, das sich der Tierärztin offenbarte, die die Edelkatzen genauer untersuchte. Die Augen infiziert und verquollen, die Mundschleimhäute entzündet, eine der Katzen musste gleich von ihrem Leid erlöst werden, sie trug einen Tumor im Rachenraum, der ihr größte Schmerzen verursacht haben muss und sie vor allem am Fressen hinderte, wie es in einem Gutachten beschrieben ist.

Das Schlimmste an der ganzen Sache: Es handelt sich bei den Tierhaltern um Züchter von Perserkatzen, also um Menschen, von denen man annehmen sollte, dass sie sich mit Katzen auskennen. Die Züchterseite ist im Internet zu finden.

Wie von der Polizeiinspektion in Ebern zu erfahren war, wurden die Beamten aufgrund anderer Einsätze in diesem Anwesen auf die katastrophalen Umstände aufmerksam; von Ebern ging deshalb ein Bericht ans Veterinäramt in Haßfurt. Hier reagierten die Amtstierärzte und leiteten weitere Schritte ein.

Stark verfilzte Felle
Das Bild, das sich Behördenvertretern und Tierschützern am Faschingsdienstag, also Mitte Februar, in dem Wohnhaus in Ebern zeigte, war laut TI erschreckend. "Bereits im Eingangsbereich des Hauses kamen uns Perserkatzen entgegen. Auf den ersten Blick bemerkten wir den Besorgnis erregenden Zustand vieler Tiere", beschrieb die TI-Vorsitzende Britta Merkel den Besuch in diesem Haus. "Das Fell der Langhaarkatzen war teilweise so stark verfilzt, dass sich die Tiere nicht mehr ungehindert bewegen konnten, überall nieste und schnupfte es."

Nach intensiven Gesprächen erklärte sich der Eigentümer bereit, einige der Tiere an den Tierschutz abzugeben.
Beim Tierarztbesuch bestätigte sich der extrem vernachlässigte Zustand der Perserkatzen. Die Tiere hatten eitrige Augen, entzündete Mundschleimhäute und Darmparasiten, eines hatte eine Gebärmutterentzündung. "Eine ältere, abgemagerte Katze musste leider sofort eingeschläfert werden", berichtete Merkel. "Das Tier hätte schon längst zum Tierarzt gemusst. Der Rachenraum war entzündet und nahezu tumorös, die Katze verhungerte sprichwörtlich vor dem vollen Napf.

Die Tiere mussten fast alle geschoren werden, mit Kamm und Bürste war der bis zu fünf Zentimeter dicken Filzschicht nicht mehr Herr zu werden." So war der Filz am Hals der Langhaarkatzen so arg, dass diese teilweise nicht einmal mehr den Kopf artgerecht drehen, geschweige denn sich putzen konnten. Andere waren hinten so verfilzt, dass sie nicht mehr Kot absetzen konnten.

Strafanzeige wegen Tierquälerei
Wie die TI Haßberge weiter mitteilte, hat der Verein ganz offiziell Strafanzeige wegen Tierquälerei bei der Staatsanwaltschaft Bamberg gestellt. Am Donnerstag in der letzten Februarwoche kam es dann unter Polizeieinsatz zur Räumung der Wohnung. Die restlichen Tiere wurden wegen dieser ernsten Verstöße gegen das Tierschutzgesetz beschlagnahmt; die Haltung war laut Auskunft des Landratsamtes "höchstgradig zu beanstanden".

Es handelte sich insgesamt um 38 Perserkatzen, die mittlerweile auch an hilfsbereite Tierheime in ganz Franken aufgeteilt wurden. Das Veterinäramt prüft, ein Halte- und Betreuungsverbot gegenüber der Eberner Familie auszusprechen.

Zu diesem speziellen Fall stellt die TI fest: Heimtiere sind immer häufiger Modetrends unterworfen; sie werden nach den Wünschen der Menschen gezüchtet. Zum Extrem getrieben kann das Tierquälerei werden: Qualzucht. Auch hier kann von Qualzucht gesprochen werden. Die extreme Brachycephalie (Nase hinter dem Maul zurückliegend ) führte dazu, dass die Augen der Tiere völlig verklebten und eitrig waren.

Die Haltung von solchen Perserkatzen erfordert extreme Pflege, der offensichtlich hier seit Langem nicht mehr nachgekommen war. Die Behandlung und Pflege der Tiere wird lange dauern, ist zeit- und kostenintensiv. Sobald es den Katzen wieder besser geht, sucht die Tierschutzinitiative Haßberge neue Halter für die dann kastrierten Perser.