Erstmals hat sich die Energieberatung am Oberschleichacher Umweltbildungszentrum hinausgewagt. Stunden verbrachten die Berater mit den Jugendlichen im Zeiler Bauhof. Dort wuchs ein Monster zu voller Größe heran.
                           
          
           
   
          Das vielstimmige "Ohhh" bei der Enthüllung ließ die Jugendlichen vielleicht ein paar Zentimeter wachsen. Sie durften ganz zurecht stolz sein auf ihr schönes Werk. Beim Projekt "Stromfresser an den Pranger!" hatten acht Buben trotz der Kälte begeistert in den letzten Wochen etliche Stunden auf dem Zeiler Bauhof zugebracht und einen eindrucksvollen "Stromfresser" zusammengebaut, der, wie ein Besucher im Publikum richtig erriet, die Form des krachgelben "Pacman" hat. 
  
  Sinnfälliges Kunstwerk Die Jugendlichen hatten mit den Vertretern der Energieberatung am Oberschleichacher Umweltbildungszentrum (Ubiz), Günter Lieberth und Sibylle Hardt, sowie Michael Bunke, dem Betreuer des offenen Zeiler Jugendtreffs, ihre Skulptur zum Rathaus gebracht, um sie da sinnfällig an den Pranger zu stellen. 
Dessen gesellschaftliche und historische Bedeutung bis ins 19. 
Jahrhundert beschrieb Bürgermeister Thomas Stadelmann: So genannte Ehrenstrafen erhielten Diebe, die hier gefesselt öffentlich zur Schau gestellt wurden oder - letztmals 1793 - Leute, die über andere Lügen verbreitet hatten. Ein vertretbarer Platz für Stromfresser heute, befand der Bürgermeister.
  
  Ran an die Jugend Die Eröffnungsveranstaltung für eine weitere Reihe solcher Aktionen mit der Jugend war gelungen. Impulsgeber für das Vorhaben, mehr auf die Jugend zu zugehen, war Sibylle Hardt. Die 24-jährige angehende Erziehungswissenschaftlerin schaute sich bei ihrem Praktikum im Ubiz die Statistiken für den Stromsparwettbewerb genauer an und fand, die Energieberatung komme zu wenig an die Jugend ran.
 Günther Lieberth ergänzt, er habe von den Eltern bei dem kreisweiten Wettbewerb oft zu hören bekommen: "Ja wir haben das ja auch deswegen 
mitgemacht, dass die Kinder sich einmal mit dem Thema Energiesparen befassen." Die Bilanz für Lieberth: "Eigentlich müssen wir selbst auf die Jugendlichen zu und in die Jugendeinrichtungen hineingehen." 
 Für seine Idee der "Stromfresser an den Pranger" fand er bei dem Zeiler Jugendtreff-Leiter Michael Bunke auf offene Ohren, und beim ersten Treffen im Dezember mit den Jugendlichen merkten beide: "Die Begeisterung war da." 
Acht Buben zwischen 13 und 15 Jahren hatten Lust dazu, einen ganz besonderen "Stromfresser" zu bauen. 
Mit von der Partie waren Dennis Jukert, Maksu Ishak, Amir Baker, Siyabend Özdemir, Oleg Walther, Andrej Zimmermann und Wjatscheslav "Slava" Polnik sowie Tony Becker. 
  
  Aufgeweckte clevere Jungs Das Brainstorming für das Kunstwerk bewies die Fantasie der Jugendlichen, sie skizzierten fasziniert, wie er aussehen könnte. 
"Slava" meinte: "Die Heizungspumpe können wir ja als Herz des Stromfressers hernehmen, die pumpt dann anstatt Blut Öl oder Strom oder sowas...". 
Und wo kriegt man Geräte für den Stromfresser her? Bei Günter Bier, den Werkleiter der Stadtwerke Zeil: Der sagte auf Anfrage sofort Unterstützung zu. Die Stadt Zeil stellte ein Auto zur Verfügung, und im Zeiler Wertstoffhof und im Abfallwirtschaftsbetrieb Wonfurt wurden die Kids fündig. Im Salzlager der Stadtwerke nahm der Stromfresser Form an. Als Ubiz-Mitarbeiterin Sibylle Hardt an Schluss fragte: "Wie findet ihr's jetzt?", waren alle einer Meinung mit Oleg "Daumen hoch".
Bei der Enthüllung waren nicht nur stellvertretender Landrat Siegmund Kerker und Bürgermeister Stadelmann schwer beeindruckt. 
Kerker unterstrich: "Die Strompreise standen zwar in der Debatte, aber es wird noch immer zu wenig beachtet, was jeder einzelne tun kann." 
 Auf Zuruf aus dem Publikum erklärten die Jugendlichen genauer, aus welchen Einzelteilen ihr "Pacman" besteht: Glühbirnen, Kaffeegerät, Videorecorder oder Fernseher - im Standby die "Killer" schlechthin. 
Oder alte Kühlschränke und Kühltruhen, wie Amir zeigte: "Wenn die Dichtungen kaputt sind." Kein Wunder, dass im großen Rund die Eltern stolz auf ihre Sprösslinge waren; nicht nur Stella Jukert filmte fleißig mit ihrem Handy.