Zwischen der tschechischen Stadt Rýmarov und Zeil ist die Städtepartnerschaft nun amtlich.
Für Karl-Heinz Schübert, den Kreisvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft hat sich vor Kurzem "ein wichtiger Schritt der Sudetendeutschen" ereignet: "Dies lässt für die Zukunft hoffen." Der Zeiler war dabei, als in dem tschechischen Rýmarov der offizielle Vertrag über die partnerschaftliche Zusammenarbeit des Stadtrats von Zeil und der Stadtverwaltung von Rýmarov unterzeichnet wurde,"zur Verfestigung und Vertiefung der schon bestehenden freundschaftlichen Kontakte", wie es in der Urkunde zur Städtepartnerschaft heißt.
Schübert gehörte mit zur achtköpfigen Delegation aus Zeil, die sich mit dem Citybus in das über 700 Kilometer entfernte einstige Römerstadt in Nordmähren in der Tschechischen Republik auf den Weg gemacht hatte.
Wie kommen die beiden Städte miteinander in Berührung? Nach dem Krieg verschlug es vertriebene Römerstädter nach Zeil, und die verloren ihr Herz an das Zeiler Käppele. Es ähnelte dem "Lindenkirchl" in der alten Heimat, zu dem man sich traditionell zur Wallfahrt aufgemacht hatte. Und so entwickelte sich über die Jahrzehnte in Zeil die so genannte Römerstädter Wallfahrt. Inzwischen gibt es in Zeil auch ein kleines Museumsräumchen, dass an Vertreibung, Römerstädter Wallfahrt und den Krieg erinnert; auch eine Partnerschaft zum Heimatkreis Römerstadt pflegen die Zeiler.
Die Vertreter der Stadt Zeil Zur feierlichen Unterzeichnung der ergänzenden Städtepartnerschaft hatten sich auf den Weg gemacht Bürgermeister Thomas Stadelmann, seine Stellvertreter Dieter Köpf (er hat ebenfalls Wurzeln in Römerstadt) mit Gattin Monika, Christl Pottler, Altbürgermeister Christoph Winkler, der Kreisvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Karl-Heinz Schübert, die Betreuerin der Heimatvertriebenen aus Römerstadt im Heimatkreis Römerstadt in Deutschland, Rosemarie Kretschmer, und Wolfgang Ortloff als Berichterstatter.
Sie erlebten einen beeindruckenden Festakt, in dem Stadelmann für Zeil und Bürgermeister Petr Klouda für Rýmarov den Partnerschaftsvertrag unterschrieben.
Klouda erinnerte, dass beide Städtegremien einen solchen Vertrag einstimmig begrüßten, damit auch auf politischer Ebene die lange gepflegten Freundschaften und Kontakte vertraglich besiegelt werden. Klouda wünschte sich eine zukunftsorientierte Partnerschaft und hob ein Engagement der Jugend beider Städte hervor.
Stadelmann erinnerte an die Heimatvertriebenen (auch von Römerstadt), die in Zeil eine neue Heimat fanden. "Wir tragen Verantwortung dafür, dass wir das Geschehene nicht vergessen und vor allem, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Mit der Unterzeichnung der Städtepartnerschaft, setzten wir dazu ein gemeinsames Zeichen und haben damit die Chance und Verpflichtung, einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa zu leisten."
1000 Heimatvertriebene in Zeil 1945 Stadelmann erinnert ferner e an die Stationen der Geschichte. Zeil hatte nach Kriegsende 1000 Sudetendeutsche aufgenommen, zählte selbst nur 2500 Einwohner. Die Eingliederung verlief harmonisch, der wirtschaftliche Aufschwung habe auch die Handschrift der Heimatvertriebenen getragen. Die Verbindung zu Römerstadt begann mit dem Wiederaufleben der Wallfahrt 1948; inzwischen gab es die 67. Römerstädter Wallfahrt.
1972, zur 25. Wallfahrt, kam es zur Zeiler Patenschaft mit den Vertriebenen aus dem Heimatkreis Römerstadt. Mit dem "Treffpunkt Heimat" 2010 habe Altbürgermeister Christoph Winkler nicht nur ein Versprechen wahr gemacht. Es wurde ein Ort geschaffen, der die Verbindung zu Römerstadt nachhaltig sichert, unterstrich Stadelmann. Der Raum im ehemaligen Fronhaus der Stadt Zeil dokumentiere die Geschichte von der Vertreibung bis in die heutige Zeit.
Ab 1990 kam es unter der Vermittlung von Rosemarie Kretschmer, der Ortsbetreuerin von Römerstadt, zu Besuchen und Kontakten zu Rýmarov. Den ersten frei gewählten Bürgermeister Miroslav Slovacek und seine Nachfolger Pavel Kolar und Petr Klouda , besuchten Altbürgermeister Erich Geßner, Altbürgermeister Christoph Winkler und seit 2010 Stadelmann selbst. Stadelmann wünschte sich, dass die Jugend die Städtepartnerschaft erfüllen möge. Laut Urkunde planen beide Städte langfristig, gemeinsame Ziele zu entwickeln, sie zu realisieren und Gelegenheiten für eine Kooperation im Rechtsrahmen beider Staaten zu nützen.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wollen sich beide Städte um die Entwicklung der gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen, touristischen und religiösen Beziehungen der gegenseitigen Region bemühen und ihren Teil beitragen zu einem vereinigten Europa.
Zeil ist nicht die einzige Partnerstadt von Rýmarov. Die Tschechen sind Partnerstadt von Schotten in Hessen (Nähe Oppeln), Crosne in Frankreich, Ozimek in Polen (130 km) sowie Krombachy in der Slowakei (nahe Kosice und Hohe Tatra). Eine Partnerstadt mit Arco in Italien ist in Vorbereitung.
"Wir müssen etwas tun" Altbürgermeister Christoph Winkler ist quasi der Vater des Dokumentationszentrums "Treffpunkt Heimat". Für ihn bedeutet die Städtepartnerschaft, wie er meinte, einen Meilenstein: "Dies wird unsere Zeiler Bürger aus Römerstadt freuen. Wir müssen nun etwas tun, auch wenn die Entfernung zu Römerstadt ziemlich weit ist."
Die Zeiler nutzten die Tage in Tschechien, um sich umzusehen. Neben einem Abstecher nach Prag zu einer Stadtführung war die Wanderung im Altvatergebiet und die Besteigung des Praded (Altvater) mit seinen 1492 Metern Höhe, dem höchsten Berg Mährens und Schlesiens, ein Muss. Das Lindenkirchl, "Kirche der Heimsuchung Mariä" offenbarte seine barocke prächtige Ausgestaltung, und auch der Kurort Karlsbrunn imponierte. Freizeitgestaltung besonderer Art war das Jagd- und Forstfest mit Falknerei, Tontaubenschießen und Musik.
Der Abschied von Rýmarov fiel schwer, waren die Zeiler doch mit einer überaus großen Gastfreundlichkeit empfangen und mit Gastgeschenken wieder entlassen worden. Was die Zeiler freut: Das Zeiler Stadtwappen soll den Platz in der Mitte auf einem Schild bekommen, das die anderen Partnerschaftswappen trägt und von Europasternen umgeben ist; es prangt als Hinweistafel am Kulturhaus.