Die Rolle als "Taufpate" war nicht so einfach. Ein kompliziertes Procedere erforderte die Namensvergabe für das einstige Wirtschaftsgebäude der Bundeswehr, das nunmehr als Saal der Stadt dient. Einige taktische Schachzüge verzögerten die Abstimmung am Donnerstagabend im Stadtrat.
So schlug Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) ein komplett neues Verfahren vor, da er eine Liste mit allerlei Namensvorschlägen verteilen wollte, auf der alle Mitglieder am Ratstisch ihren Favoriten ankreuzen sollten. So waren im Verlauf einer Internetabstimmung auf der Homepage noch weitere Vorschläge wie etwa Balthasar-Neumann-Kaserne eingegangen.
Neues Abstimmungsverfahren Eine normale Abstimmung per Handzeichen fand das Stadtoberhaupt wenig zielführend, weil "die linke Seite stimmt dann so und die rechte Seite genau anders".
So war es dann zwar wirklich, aber zunächst musste Jürgen Hennemann (SPD) darum kämpfen.
Hennemann verwies darauf, dass das Internetvoting einen klaren Favoriten hervorgebracht habe: Frauengrund-Halle, ein Vorschlag aus Reihen der SPD, der sich an der früheren Tarnadresse der Bundeswehr ("Im Frauengrund") orientiert.
Und von der Listenabstimmung mit Kreuzchen hielt Hennemann gar nichts. "Wir können doch die Leute nicht zu einem Votum aufrufen und das Ergebnis dann nicht berücksichtigen und etwas ganz anderes herauskommen lassen", wetterte Hennemann.
Im Internet hatten sich - Stand: Freitagmorgen - bei 400 Klicks 60,5 Prozent für Frauengrund-Halle, 18,8 Prozent für Stadthalle, 11 Prozent für Bürgersaal und 9,8 Prozent für Bürgerhaus ausgesprochen.
Doch das Internet-Ergebnis hielt Bürgermeister Herrmann nicht für bindend: "Es weiß doch jeder, dass man mehrfach klicken kann."
Außerdem sei die Beteiligung so gering gewesen, dass man nicht von einem repräsentativen Meinungsbild sprechen könne. Und weiter: "Das entscheidende Gremium ist der Stadtrat."
Und der hat er eine Geschäftsordnung, weswegen Hennemann darauf pochte, dass zunächst über den weitestgehende Antrag - Frauengrund-Halle - abgestimmt werden solle.
Als dann noch die Frage auftauchte, ob denn die Ortssprecher diesmal nicht auch mit stimmen dürften, musste sogar Verwaltungsleiter Ernst Haßler als "Rechtsexperte" bemüht werden.
Letztlich blieben die Ortssprecher außen vor.
Und die Abstimmung ergab tatsächlich ein "Rechts gegen links". Geschlossen die Reihen bei SPD, Freien Wählern und FDP, die mit 9:7 die Mehrheit über CSU und Junge Liste behielten, wobei drei Fraktionsmitglieder fehlten.
Spaßige Variante Enthalten wollte sich EAL-Vertreter Oliver Kröner, weil "ich eigentlich für Robert-Herrmann-Halle bin", wie er ironisch sagte. Also wurde seine Stimme als Ablehnung für Frauengrund-Halle gewertet, Dennoch blieb es bei der 9:8-Mehrheit und die Halle hat nun einen Namen, der auf einen SPD-Vorschlag zurückgeht. Der Missmut bei den CSU-Vertretern war deutlich erkennbar.
Ob der Hallenumbau im Rahmen des Programmes "Stadtumbau-West" gefördert wird, ist noch unklar.
Bei einer Besichtigung mit Vertretern der Regierung von Unterfranken "haben wir die große Lösung nicht gefunden", berichtete Robert Herrmann dem Gremium: "Aber kleinere Ansätze gibt es schon." Dazu müssten aber weitere Dinge überlegt und geplant werden, blieb der Bürgermeister vage.
Das Wichtigste ist doch, dass die Gebäude sinnvoll genutzt werden können. Das habt Ihr alle zusammen geschafft!