Nach den Wirtshäusern sterben jetzt die Wahllokale aus

1 Min
So ist's vorbildlich: Jede Menge Wahlhelfer standen zuletzt in Neubrunn für die Urnengänger aus dem Ort bereit. Archivfoto: Ralf Kestel
So ist's vorbildlich: Jede Menge Wahlhelfer standen zuletzt in Neubrunn für die Urnengänger aus dem Ort bereit.  Archivfoto: Ralf Kestel
Bald ein seltenes Bild? Ältere Frau bei ihrer Entscheidung in der Wahlkabine im Eberner Rathaus. Archivfoto: RK
Bald ein seltenes Bild? Ältere Frau bei ihrer Entscheidung in der Wahlkabine im Eberner Rathaus. Archivfoto: RK
 

In mehreren Stadtteilen von Ebern bleiben am Sonntag die Räume in den Gemeinschaftshäusern verwaist. Es fehlt an Wählern, Wahlhelfern und am Wahlgeheimnis.

Folgt dem Gaststätten-Sterben auf dem Lande, da zuletzt so bekannte Wirtshäuser wie Mildenberger in Pfarrweisach oder der "Weiße Bock" in Breitbrunn geschlossen wurden, nun auch das Ende der Wahllokale? Durchaus vorstellbar, wie sich am Beispiel Eberner Stadtteile ablesen lässt.

Dort bleiben bei der Landtagswahl am Sonntag und bei der Bundestagswahl eine Woche später in mehreren Dörfern die Räume, für die eigens Gemeinschaftshäuser geschaffen wurden, ungenutzt. "Wegen der geringen Zahl der Urnengänger erschien uns die Wahrung des Wahlgeheimnisses nicht mehr absolut gesichert. Auch war der Personalaufwand für die wenigen Wähler zu groß", teilte Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) mit."Durch die Zusammenlegung brauchen wir weniger Kräfte", umschreibt er diese "lokale Wahlreform".

Bestätigt wurde Herrmann in dieser Haltung jüngst vom Albersdorfer Stadtteilvertreter Werner Riegel (SPD), der gegenüber unserer Zeitung sagte: "Da hockst dich wegen 20 Mann den ganzen Tag ins Wahllokal. Beim letzten Mal habe ich unser Ergebnis im Dorf bis auf eine Stimme genau vorhergesagt." Eine Tatsache, die viele andere Wahlvorstände unterschreiben würden. "Man kennt seine Pappenheimer" - zumindest im überschaubaren Bereich.

Trend zur Briefwahl

Und so gibt es bei den anstehenden Wahlen keine Wahllokale mehr in Neuses, Albersdorf, Vorbach und Frickendorf sowie Eichelberg und Reutersbrunn. Die "Ausweichquartiere" liegen in Heubach, Fischbach, Brünn und Unterpreppach (wo genau, ist auf den verschickten Wahlzetteln nachzulesen ).

Dieser Konzentrationsprozess fördert auch eine andere Entwicklung: den Trend zur Briefwahl. Haben in den Großstädten die Briefkästen die Urnen schon längst überholt, gehörte der Wahlgang auf dem Land bislang zur "Bürgerpflicht", die mit dem Kirchgang oder Wirtshausbesuch verbunden wurde. Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an.

Die Briefwahl setzt sich auch auf dem Land durch. "Im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Ebern liegt der Anteil bei rund 25 Prozent", hat VG-Wahlleiter Michael Baiersdorfer errechnet . "Fast verdoppelt", fügt Bürgermeister Herrmann an, weswegen in der VG erstmals zwei Briefwahlvorstände gebildet wurden.

142 Wahlhelfer im Einsatz


Aber auch bei den Helfer türmen sich die Probleme, denn die "ehrenvolle Aufgabe", so Herrmann, schätzt nicht jeder Aspirant. "Wir haben an diesem Sonntag 142 Wahlhelfer im Einsatz."

Bei der Berufung werde zunächst aufs "Stammpersonal" zurückgegriffen: "Das sind Frauen und Männer, die schon früher bei Wahlen als Helfer im Einsatz waren und über entsprechende Erfahrung verfügen", so Herrmann. Der Rest der dann nicht besetzten Posten werde aus dem Melderegisterbestand nach dem Zufallsprinzip aufgefüllt oder es habe sich jemand als Freiwilliger gemeldet.

Davon gibt es aber nicht so viele."Leider ist es gegenwärtig nicht selten der Fall, dass Eingeladene sich bei der VG entschuldigen. So sind bis heute 119 Absagen, nur für die Landtagswahl, zu verzeichnen und zu ergänzen gewesen. Probleme und Verwaltungsmehraufwand ergeben sich aus der Menge der Absagen.