Schaden die Kerzenhalter diesem Felsen der Mariengrotte? Heinz Fausten (deutend) hat da eine ander Ansicht als Förster Wolfgang Gnannt (vorne rechts). Fotos Ralf Kestel
An der Mariengrotte.Foto: Ralf Kestel
Franz Eder (rechts) bei der Begrüßung.Foto: Ralf Kestel
Diese Tümpel im Albersdorfer Steinbruch nutzen die Gelbbauchunken. Foto: Ralf Kestel
Auf dem Stein der Erleuchtung Uli Zettelmeier mit Heinz Fausten, Klaus Schineller und Lisa Barthelmann. Foto: Ralf Kestel
Uwe Werner von der Wandergruppe des Bürgervereins erfreut sich an der einst schönen Aussicht auf Jesserndorf, die ihm Heinz Fausten per Foto präsentiert, was Bernd Ebert auch interessiert (im Bild von links). Foto: Ralf Kestel
Wo früher Rhätsandstein als gutes Baumaterial für Burgen, die Gasthäuser, die Schulen und die Kirchengeschlagen wurde, zeigte Heinz Fausten.Foto: Ralf Kestel
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An der Oase der Ruhe. Foto: Ralf Kestel
Vor einem der 28 Heilsteine.Foto: Ralf Kestel
Die Vorzüge der Elsbeere erläuterte Förster Gnannt am "lebenden Beispiel". Foto: Ralf Kestel
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An der Quelle, die die Jesserndorfer Wasserversorgung speiste.Foto: Ralf Kestel
Beim Waldgang des Eberner Stadtrates wurde an der Mariengrotte ein neuer Vorschlag bekannt, um die Vereinbarkeit mit FFH-Richtlinien herzustellen. Auch der Wunsch nach der schönen Aussicht wurde wieder laut.
Manche bleiben wirklich blass im Verlauf einer Stadtratskarriere. Kaum Wortmeldungen, keine Anträge. Am Freitag haben sie aber Profil gezeigt, mit hochroten Köpfen zum Abschluss des dreistündigen Waldganges durch den Steinert. Die Zornesröte wird jetzt bei manchen Jesserndorfern aufsteigen, ob einer Information, die beim Waldgang bekannt wurde. Stadtförster Wolfgang Gnannt sprach sich dafür aus, die Kerzenständer an der Mariengrotte zu entfernen und dort das Entzünden von Kerzen und das Hineinstecken von Gebetszetteln zu verbieten.
Mit Hinweis auf die Vorgaben für ein Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) und die Schonung der Spalten des Silikatfelsens greift der Förster, dem die Jesserndorfer schon einmal mit dem Staatsanwalt drohten, wie er selbst erzählte, in einen ganz sensiblen Bereich ein: Einem Heiligtum der Jesserndorfer, das 1903 von einem Kaplan angelegt wurde, der an Kehlkopfkrebs erkrankt war, dort täglich sein Brevier gebetet hat und nach seiner Heilung die Marienfigur in den Fels hatte hauen lassen. Diese Überlieferung berichtete Heinz Fausten vom örtlichen Haßbergverein den Stadtratsmitgliedern und Ortssprechern.
Steine spenden Trost
Seither versinken dort immer wieder Trostsuchende im Gebet, die sich im Zusammenhang mit den Heilsteinen ringsum Linderung oder Heilung erhoffen. Oder auch schon erlebt haben, wie Heinz Fausten an mehreren Beispielen schilderte. "Man muss nur im Einklang mit der Natur leben, sich auf sich selbst einlassen und sich Zeit nehmen", weiß er von vielen Besuchern, die zum Teil von weither anreisen und auch einen touristischen Aspekt darstellen, der Dorfwirtschaften bevölkert. "Und wir haben ja auch zwei Heilpraktiker im Dorf."
Fausten weiter: "Während der Phasen des zunehmenden Mondes gibt es Besuchergruppen mit bis zu 200 Leuten und die Wege hier im Wald müssen wir nicht anlegen, die sind ausgetrampelt".
Förster Gnannt verwies auf die FFH-Vorgaben, wonach in einem 25 Hektar großen Gebiet keine Verschlechterungen eintreten dürfen und Verbesserungen anzustreben seien. "Wir müssen bestimmte Spielregeln einhalten und eine Dauerbestockung gewährleisten."
Soziale Aspekte betont
Wirtschaftliche Aspekte kamen bei diesem Waldgang kaum zur Sprache. Soziale Zwecke standen im Mittelpunkt, wie Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bei der Abschlussbesprechung in der Albersdorfer Schule vor über 30 Teilnehmern resümierte: "Der Wald dient religiösen und mit den Heilsteinen auch medizinischen Zwecken. Er lockt Wanderer an und wir erfuhren, dass früher im Steinbruch hat gearbeitet wurde."
Und das Revier weist noch weitere Besonderheiten auf. Allein der Name Steinert steht für steinreich. Dort entsprang die Quelle, die ab 1932 die Wasserversorgung von Jesserndorf speiste, eine der ersten Zentralanlage weit und breit .
Weil die Vorfahren dafür keine Augen hatten, ließen sie Elsbeeren und Speierlinge stehen. "Das ist gutes Holz, das haben die nicht erkannt", freute sich Gnannt.
Die Elsbeere liefert nämlich nicht nur hervorragendes Furnier, für das 3000 bis 9000 Euro je Festmeter gezahlt werden, sondern wirft auch noch edle Beeren ab, aus denen sich ein guter Schnaps brennen lässt. "Dafür zahlt man 300 Euro für einen Liter", wusste Fausten, dessen Zuhörer gerne eine Kostprobe genommen hätten.
Langer Weg für Regentropfen
Denn sie klebten an seinen Lippen, da er sie mit spannenden Geschichten in seinen Bann zog. So mit der Erkenntnis als einstiger Wasserwart, dass ein Regentropfen bis zu fünf Jahre brauchte, bis er durch die Felsen in die zentrale Wasserversorgung gelangte.
Die auf 432 Metern gelegene Quelle wurde im Jahr 2004 mit dem Abschluss an die Eberner Versorgungsanlage stillgelegt, da der ph-Wert zu gering war. Sie speist aber noch heute den Brunnen am Dorfplatz
Weiter berichtete Fausten von Hilfesuchenden, die mit Wasser, das sich im Felsen der Mariengrotte sammelt, ihre Auge benetzen, weil dies die Sehkraft verbessern soll.
Vom Krebs befreit
Weiter wusste der Führer des Haßbergvereins von der Heilung eines Mädchens, das an Leukämie erkrankt war und regelmäßig den Metastasenstein erklommen hatte.
Bei so viel spektakulären Erkenntnissen mochte Förster Gnannt nicht hintan stehen. Er verwies auf Spuren von Wildkatzen und einem ersten Schwarzstorch im Distrikt. Er lobte seinen Vorvorgänger Helmut Bergmann, der schon Anfang der 1970er Jahre mit einer Eichensaat Weitsicht gezeigt habe.
Als weitere Vorzeigegüter präsentierte Gnannt die Tümpel im Albersdorfer Steinbruch, in denen sich noch Gelbbauchunken tummeln. "In diesem Bereich müssen wir darauf achten, dass es zu keiner Verbuschung kommt", zählte der Förster eine weitere FFH-Vorgabe auf.
Einzigartiger Farn
Nur angesprochen, aber nicht gezeigt wurden die fünf Kolonien des prächtigen Dünnfarn, einem Pilz wie er in Bayern nur noch ganz selten vorkommt. Im Steinert auf zusammen 42 Quadratzentimetern (und die sollen geheim bleiben).
Von besonderer Bedeutung sei auch die Spaltenvegetation im Silikatfelsen. Daher auch der Gedanke, auf das Entzünden von Kerzen direkt am Felsen zu verzichten.
Lösungsvorschläge hatte Gnannt auch schon aufgelistet: Aufstellen von Kerzenständern abseits des Felsens sowie einen "Kummerkasten", was im Dialog mit den Dorfbewohner und Andachtsbesuchern erfolgen solle.
Und noch zwei Plätzchen sorgten für Diskussionen: Die "Oase der Ruhe" als größeres Biotop mit "Handyverbot", so Gnannt, sowie die Sitzbank der "schönen Aussicht", von der nichts mehr übrig blieb. "Da wurde schon einmal herumgedoktert, aber die Natur hat gesiegt", erinnerte Wolfgang Gnannt an einen früheren Rückschnitt, um den interessanten Blick auf Jesserndorf, wovon noch Fotos existieren, wieder frei zu geben. "Das sollte man wieder machen", plädierte Forstoberrat Franz Eder spontan für eine Schnittaktion, dann kamen ihm aber wegen des FFH-Status' Bedenken - wäre eine schöne Aussicht nicht sogar eine Verbesserung musste er sich darob fragen lassen?