Mit Ulla Meinecke zwischen Liebe, Musik und Schlaf

2 Min
Ulla Meinecke bei ihrem Auftritt in der Haßfurter Rathaushalle Foto: Brigitte Krause
Ulla Meinecke bei ihrem Auftritt in der Haßfurter Rathaushalle  Foto: Brigitte Krause
 
Bassist und Gitarrist Ingo York
Bassist und Gitarrist Ingo York
 
Reinmar Henschke an der Synthesizer- und Rhythmusmaschine
Reinmar Henschke an der Synthesizer- und Rhythmusmaschine
 

Ulla Meinecke, die Songwriterin, Sängerin und große Dame des Deutschrock aus Berlin, blätterte in der Haßfurter Rathaushalle für das Publikum in ihrem Poesiebuch.

Ulla Meinecke war die elegante schlanke "Tänzerin im Sturm" aus den glatten, energiegeladenen 80er Jahren. Damals kamen ihre Lieder im ultramodernen Studioschliff in die Charts und beamten sich auf die ersten Plätze, weil sie Lebensgefühl transportierten. "50 Tipps, ihn zu verlassen", Ulla Meineckes Version des Hits von Paul Simon, das hörten die emanzipierten Frauen sich so gerne an.

Es waren die glorreichen Zeiten des Deutschrock. Und denen spürten die Besucher am Donnerstagabend im alten Haßfurter Rathaus nach - wohl jeder Zweite im Raum dürfte sich damals Ulla Meineckes Langspielplatte "Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig" (oder eine andere Meinecke-Platte) angeschafft haben und vielleicht noch besitzen.

In einem anderen Gewand

Was 1983 funktionierte mit einer akribisch durchgestylten Studioaufnahme, erschien im Jahr 2014 live im Konzert in deutlich anderem Gewand. Natürlich können Studiosongs bei einem Live-Konzert nicht so glänzen wie in der künstlichen Umgebung, in der sie das Licht der Welt erblickt haben. Und natürlich kann eine einfache Akustikanlage den schmatzenden, satten, bassigen Sound der 80er nicht rüberbringen. Obwohl Bassist und Gitarrist Ingo York sich wohl bemühte. Irgendwie fehlte seinem Spiel aber die Dynamik an diesem Abend.

Reinmar Henschke an der Synthesizer- und Rhythmusmaschine brillierte hingegen vor allem nach der Pause mit einem Solo und erwies sich als kongenialer Partner der Meinecke. Ein hervorragender Klavierspieler.

Die ruhigen Momente

In Ulla Meinecke erlebten die Zuhörer eine Künstlerin, die der feingliedrigen "Tänzerin" mit über 60 Jahren nun entwachsen ist. Ihr Dreigestirn ist allerdings immer noch, wie sie über sich sagt: "Liebe, Musik und Schlaf". Drei Elemente ihres Lebenselixiers und der Schlaf sind besonders köstlich, fehlen der Vollblutkünstlerin doch manchmal, wie sie beim charmanten Moderieren durchblicken ließ, die ruhigen Momente im Leben. Vielleicht ein Grund, warum sie eingangs des Konzerts alle Handys im Raum rigoros abschalten ließ?

Die Meinecke ist alt geworden, und sie ist stolz darauf. Zurecht. Es ist herrlich, wie sie darauf pfeift, krampfhaft jung zu sein; ihr Credo: "Anti-Aging ist so wichtig wie eine Katzenklappe an einem U-Boot." Allerdings sollte sie das vielleicht in ihrem Konzertprogramm noch entschiedener ausleben: Die Rolle der süßen, leidenschaftlichen Kleinen passt nicht mehr zu ihr, solch eine Frau verbrennt nicht mehr. Die Songs, die sie Frauen wie Annett Louisan auf den Leib geschrieben hat, brachten ihr zwar die goldene Schallplatte ein, aber sie selbst muss sie nicht mehr singen.

Die Meinecke sang sie dennoch, und ja, es war okay. Was sie aber richtig, richtig gut kann, was Gänsehaut erzeugt, das sind die kraftvollen harten Dinger, in denen sie ihre Stimme und ihre Persönlichkeit ausfahren kann. "You're so vain" oder zwei Songs, die mit Udo Lindenberg und Rio Reiser entstanden sind. Wenn sie die in den Raum hämmert, wird sie göttlich, diese Diva, da kann die Soundanlage noch so schlecht sein.