Metallarbeitgeber in Franken sollen mehr zahlen

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Dieter Reichert von der IG Metall (links) und Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Brasch sprachen ebenso so wie der Leiter der Vertrauenskörpers, Thomas Schug, zu den Streikenden. Foto: Ralf Kestel
Dieter Reichert von der IG Metall (links) und Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Brasch sprachen ebenso so wie der Leiter der Vertrauenskörpers, Thomas Schug, zu den Streikenden. Foto: Ralf Kestel
Das vorgezogene Ende einer Frühschicht: Mit Transparenten wurde zum einstündigen Warnstreik gezogen.
Das vorgezogene Ende einer Frühschicht: Mit Transparenten wurde zum einstündigen Warnstreik gezogen.
 
 
 

Von Maroldsweisach aus ging eine Warnung in Richtung der Siemens- Zentrale in München. Wenn es am Mittwoch bei der nächsten Verhandlungsrunde in Nürnberg zu keiner Einigung kommt, stehen am Montag die nächsten Aktionen in Ebern an.

Tuben werden bei der Weiss-Spindeltechnologie in Maroldsweisach keine hergestellt. Der einstige FAG-Ableger hat sich längst auf hoch technisierte, schnell drehende Produkte spezialisiert. Dennoch wurde am Dienstagnachmittag das "Zahnpasta-Prinzip" bemüht: "Nur wer unten draufdrückt, kriegt oben etwas heraus", erklärte Dieter Reichert von der IG Metall-Verwaltungsstelle in Bamberg den rund 100 Teilnehmern an einem Warnstreik vor dem Firmengelände. Es war der zweite Warnstreik in dem Werk überhaupt. Rund 300 Mitarbeiter zählt die Weiss-Spindeltechnologie an den zwei Standorten in Maroldsweisach und Schweinfurt.

Bei einer der kleinsten Tochterunternehmen nahm sich Reichert dabei den Siemens-Konzern vor: "Bei einem Rekordgewinn von 6,2 Milliarden Euro im letzten Jahr will man dennoch Sparten streichen, die keine zweistelligen Margen einspielen." Deshalb schwebt auch über Weiss das Damoklesschwert: "Wir gehören doch aber zur
Kernkompetenz", zieht Betriebsratsvorsitzender den Weltkonzern einem Verkauf vor.

Dabei soll der Weltkonzern gar nicht ausgequetscht werden, meint Reichert: "Mit 5,5 Prozent mehr Lohn und 60 Euro mehr die Auszubildenden liegen wir an der unteren Grenze. Die Betriebe in Süddeutschland leisten das locker." Und Reichert ist auch überzeugt davon, dass "es ohne Siemens als einem der größten Arbeitgeber in Bayern keinen Abschluss geben wird".

Angebot reicht nicht für Inflationsausgleich

Dies findet auch Wolfgang Brasch, der Betriebsratsvorsitzende, der mit mehreren Zitaten der Firmengründer deren soziale Einstellungen vorstellte. "Jetzt aber gehören wir mal zu Siemens, dann aber wieder nicht." Das Angebot der Arbeitgeber mit 2,3 Prozent und zwei Nullmonaten rechnete der Belegschaftsvertreter auf 1,9 Prozent runter: "Das reicht für den Inflationsausgleich nicht mehr aus. Wir alle wollen die Firma nach vorne bringen, aber wollen auch dass mit den Menschen human umgegangen wird."

Vertrauenskörper-Leiter Thomas Schug fand das Angebot der Arbeitgeber unbefriedigend: "Gerechter Anteil sieht anders aus. Dabei wird nicht berücksichtigt, was wir erwirtschaftet haben - nämlich gutes Geld durch gute Arbeit."

Dieter Reichert ging auch auf ein Flugblatt der Metallarbeitgeber ein, wonach der Durchschnittsverdienst eines Metallfacharbeiters bei 50.000 Euro liegt und fragte in die Runde: "Wer von Euch verdient so viel?" Erst blieb es still, ehe ein gellendes Pfeifkonzert einsetzte, das noch lauter wurde, als Reichert eine andere Rechnung aufmachte: "Vorstandsvorsitzender verdienen das 150- bis 180-fache eines Facharbeiters, bei denen es heißt, dass für sie kein Geld mehr da ist."