Meisterschüler zeigen ihr Können

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Christoph Schmidt war diesmal der einzige Meisterschüler aus dem Landkreis Haßberge, Foto: gg
Christoph Schmidt war diesmal der einzige Meisterschüler aus dem Landkreis Haßberge,  Foto: gg
Der Weg zu seiner Ausbildung von Connor Hankinson-Kempf von England nach Ebern, hier mit seinem "japanischen Teeschrank" aus Nußbaum/Kirsche.
Der Weg zu seiner Ausbildung von Connor Hankinson-Kempf von England nach Ebern, hier mit seinem "japanischen Teeschrank" aus Nußbaum/Kirsche.
 
Der futuristische Schreibtisch aus Nußbaum von Tobias Kreusel aus Michelau/Lichtenfels, der gleichzeitig zwei Arbeitsebenen ermöglicht.
Der futuristische Schreibtisch aus Nußbaum von Tobias Kreusel aus Michelau/Lichtenfels, der gleichzeitig zwei Arbeitsebenen ermöglicht.
 
Der Schreibtisch aus Eiche/Messing von Martin Greb zeigt viele versteckte, technische Details, die natürlich auf großes Interesse stießen.
Der Schreibtisch aus Eiche/Messing von Martin Greb zeigt viele versteckte, technische Details, die natürlich auf großes Interesse stießen.
 
Blick in die Reihen der Gäste mit dem Präsidenten der Unterfränkischen Handwerkskammer Walter Heußlein, 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann und Schulleiter Dr. Oliver Dünisch (von rechts).
Blick in die Reihen der Gäste mit dem Präsidenten der Unterfränkischen Handwerkskammer Walter Heußlein, 1. Bürgermeister Jürgen Hennemann und Schulleiter Dr. Oliver Dünisch (von rechts).
 
Blick in die Reihen der neuen Schreinermeister, deren Gesichter Freude Ausstrahlen.
Blick in die Reihen der neuen Schreinermeister, deren Gesichter Freude Ausstrahlen.
 
Schulleiter Oliver Dünisch bei seiner Rede.Fotos: Günther Geiling
Schulleiter Oliver Dünisch bei seiner Rede.Fotos: Günther Geiling
 

Zum Abschluss ihrer Lehre zeigten die neuen Schreinermeister der Schreinermeisterschule in Ebern in einer Ausstellung, was sie gelernt hatten.

"Die Route 66 ist legendär. Sie war Inspiration für Weltliteratur und Filme wie Easy Rider. Ihr Kurs 66 hat sicherlich auch das Zeug dazu, legendär zu werden. Er war eigentlich drei Semester lang eine Wundertüte und sie haben uns vor Augen geführt, dass Selbstverständliches doch nicht selbstverständlich ist. Sie sorgten immer mit unglaublichen Leistungen und unerwartet strenger Disziplin für Furore." Dies betonte Schulleiter Oliver Dünisch bei der Verabschiedung des Kursus 66 an der Schreinermeisterschule in Ebern.

Seit 34 Jahren ist die Meisterschule Bestandteil der Eberner Schullandschaft und hat sich in dieser Zeit einen besonderen Ruf erworben. Die Schule bietet maximal 60 Schülern einen Platz für eine 18-monatige Vollzeit-Fortbildung zum Schreinermeister. 17 Schreinergesellen konnten dabei ihre Ausbildung erfolgreich abschließen - darunter auch zwei Frauen.

Ausstellung zog viele Besucher an

Die Ausstellung ihrer Meisterstücke zog viele Besucher und Gäste an, die sich natürlich dafür interessierten, welche Ideen umgesetzt wurden. Mit der Meisterprüfung erwerben die Teilnehmer die Voraussetzung, an einer Uni den Abschluss als Diplom-Ingenieur zu machen und danach in gehobener Position tätig sein zu können. Die Berufsperspektiven sind dabei nach dem Besuch der Meisterschule sehr aussichtsreich, da vor dem Hintergrund zunehmender Technisierung der Bedarf nach kreativen Ideen und Individualität immer weiter zunimmt.

Diese Individualität wurde dann auch bei der Präsentation der Meisterstücke oft bis ins kleinste Detail sichtbar. Christoph Schmidt aus Sulzbach/Hofheim stammt ursprünglich aus Thüringen, wo er den Beruf des Schreiners erlernte. Zwischenzeitlich studierte er auch Maschinenbau, um dann doch wieder zum Holz zurückzukehren. Er präsentierte sein Sideboard "Sternenkrieg" aus amerikanischem Kirschbaum und Ahorn, bei dem sein technisches Fable deutlich wurde.

"Ich wollte einfach einmal ausprobieren und zeigen, wie stark eine solche Platte ausgeführt werden muss, damit sie noch stabil ist und was vorher noch nicht so gemacht wurde. Meine Platte verstärkte ich im Sandwich-Multiplex-System dabei mit Kohlefaser und Holz." Diesen flexiblen Ansatz probierte dann auch so mancher aus. Schmidts Ziel ist es, sich nach Möglichkeit einmal selbstständig zu machen, wobei ihn der Innenausbau und Möbelbau am meisten reizen würde.

Von England nach Ebern

Vor seinem japanischen Teeschrank aus Nussbaum und Kirsche mit dem Titel "Kazari-chanoyu-Tana" stand dann ein junger Mann im Rock und sagte "ich komme aus England". Von England an die Schreinermeisterschule nach Ebern? Dieser Frage musste natürlich nachgegangen werden. Die Mutter von Connor Hankinson-Kempf war Deutsche, fand aber in England ihr Glück. Nach seiner Schulzeit wollte er Schreiner werden, aber in England brauche man dazu nur zwei Jahre Ausbildung inklusive Schule und Praktikum. "Das war mir zu wenig, denn ich wollte richtiger Schreiner werden. Deswegen zog ich wieder zu meinen Großeltern nach Holzwickede in der Nähe von Dortmund, um in Deutschland Schreiner zu lernen."

Danach habe es ihn gereizt mit Massivholz zu arbeiten und er sei dann in den Bereich Holzspielzeug und Kindermöbel gewechselt und habe dabei sogar einmal bei einem Wettbewerb einen 2. Platz erreicht. Bei einem dreimonatigen Auslandsaufenthalt in Japan bekam er einen weiteren Eindruck von hoch qualifizierten Möbeln und wollte dann seine Meisterprüfung machen.

"Der gute Ruf der Schreinermeisterschule in Ebern hat mich dann erreicht, denn hier ist die Schule wirklich eine Schule nur für Schreiner. Ich wollte auch keine Nummer sein und das ist man hier nicht. Deswegen kommen ja immer wieder auch zahlreiche Schüler aus Nordrhein-Westfalen hierher." Nach dieser erfolgreichen Meisterausbildung zieht der Globetrotter aber weiter. "Mein Ziel ist Holland. Dort gibt es eine sehr liberale Gesellschaft, vor allem auch, wenn es um junge Unternehmer geht."

Bürgermeister begeistert

Bürgermeister Jürgen Hennemann zeigte sich in seinen Grußworten begeistert von den Leistungen des Kurses. "Es sind beeindruckende Meisterstücke mit ausgefallenen Ideen und handwerklich perfekt". Als Stadt könne man nur stolz auf eine solche Schule sein. Dabei dankte er auch für die Mithilfe bei Projektarbeiten wie die Innengestaltung der Frauengrundhalle, von Badmöbeln oder eines Rednerpultes. Bei der "Wundertüte" des Kurses fiel ihm ein, dass ja Ebern eigentlich die Geburtsstätte dieser Wundertüte von "Heinerle" gewesen sei.

Als einen "krönenden Abschluss einer umfangreichen Ausbildung und intensiven Vorbereitung" bezeichnete der Handwerkskammerpräsident für Unterfranken Walter Heußlein die erfolgreiche Meisterprüfung. Dabei stellte er auch den hervorragenden Ruf der Meisterschule von Ebern heraus. Die Meisterprüfung öffne dabei alle Türen. Von den 18 000 Betrieben in Unterfranken müssten nämlich 6000 übernommen werden und viele suchten deswegen auch einen Nachfolger. Er würde sich freuen, wenn sich der eine oder andere selbstständig machen würde. Das Berufsleben als Handwerker biete jede Menge Räume zur Selbstverwirklichung, sei geprägt von Kreativität und handwerklichem Geschick.

Kursleiterin Karin Nienaber zeichnete dann die Schulbesten aus. Es waren Christian Büttner (1,08) aus Hollstadt/Landkreis Rhön-Grabfeld; Bettina Roggenhofer (1,15) Leiblfing/Landkreis Straubing-Bogen; Martin Greb (1,23), Burglauer/Landkreis Rhön-Grabfeld.