Maurer-Käfer aus Staffelstein düst zwischen Ebern und dem Itzgrund

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Wie ein echter Maurermeister: Manfred Künzel mit seinem Bau-Käfer aus Staffelstein. Man beachte den Blinker hinter der Fahrertür. Foto: Ralf Kestel
Wie ein echter Maurermeister: Manfred Künzel mit seinem Bau-Käfer aus Staffelstein. Man beachte den Blinker hinter der Fahrertür.  Foto: Ralf Kestel
Echte Beinfreiheit, ein Kupplung mit Rolle und ein übersichtliches Armaturenbrett.Foto: Ralf Kestel
Echte Beinfreiheit, ein Kupplung mit Rolle und ein übersichtliches Armaturenbrett.Foto: Ralf Kestel
 
Alles was ein Maurer brauchte, passte auf den Rücksitz.Foto: Ralf Kestel
Alles was ein Maurer brauchte, passte auf den Rücksitz.Foto: Ralf Kestel
 
Die Scheibenwischer waren beim Käfer immer eine Schwachstelle.
Die Scheibenwischer waren beim Käfer immer eine Schwachstelle.
 
Zusammen mit Fotofreunden aus Sonneberg hat Künzel einen Jahreskalender mit zwölf Ansichten seines "Erwin" erstellt.Foto: Ralf Kestel
Zusammen mit Fotofreunden aus Sonneberg hat Künzel einen Jahreskalender mit zwölf Ansichten seines "Erwin" erstellt.Foto: Ralf Kestel
 

Manfred Künzel aus Lahm sammelt leidenschaftlich VW Käfer. Zehn davon hat er schon, darunter ein besonderes Modell: Das Baufahrzeug eines Maurers aus Staffelstein. Baujahr 1952 wie der Eigentümer. Der Käfer läuft und läuft und läuft.

Er ist nicht schön, aber durch und durch original - und 63 Jahre alt. Der Motor tuckert wie am Tag der Zulassung. Das war im Oktober 1952. Einen seltenen VW Käfer nennt Manfred Künzel, Augenoptiker aus Ebern, sein Eigen: Einen Zwitter, eine Mischung aus "Brezel"-Käfer (so benannt nach dem Brezelfenster mit geteilter Scheibe) und dem "Ovali", dem Nachfolgemodell. Diese Zwitter rollten zwischen Oktober 1952 und März 1953 in geringer Stückzahl vom Montageband in Wolfsburg.

Einen davon hatte sich der Staffelsteiner Maurermeister Peter Müller zugelegt, den Rücksitz ausgebaut und durch eine Holzbank ersetzt. Darauf passte alle, was ein "Mäurer" zu dieser Zeit benötigte: Ein paar Ziegelsteine, ein Eimer mit Lot und Kellen, ein Sack Zement, ein Kasten Bier, eine Packung Overstolz. Auf dem Dachständer eine Holzleiter gezurrt.

All diese Utensilien finden sich wieder am und im Bau-Käfer. Der aus Lahm im Itzgrund stammende Manfred Künzel hat ihn im Originalzustand belassen. "Es muss nicht immer ein auf Hochglanz poliertes Modell sein." Mit dieser Meinung steht er nicht allein: In einem Jahr hat er schon fünf Preise bzw. Pokale eingeheimst. Zuletzt in Forchheim, Stockheim und an der Effelter Mühle. Bei vielen Treffen hat er Stimmen gesammelt, die da reichen von "Ein liebenswertes Original" über "geiles Auto" bis zu "superscharfes Teil".

Etliche Bewunderer teilen mit Künzel das Unverständnis, dass ihm vom TÜV das Historie-Kennzeichen verweigert wird, weil der (Lack-)Zustand angeblich zu schlecht sei.

Da schüttelt der Oldtimer-Fan nur den Kopf. "Der Käfer war 54 Jahre abgemeldet herumgestanden und ist nirgendwo durchgerostet. Und mein Anliegen ist es, eben den Käfer so zu erhalten wie er ist", beschreibt der 63-Jährige ein Stück fahrender und intakter Industriegeschichte mit dem Namen "Erwin", wie sein Modell heißt.

Über einen Bekannten wurde Künzel vor drei Jahren auf das seltene Stück aufmerksam gemacht. Seit zwei Jahren gehört es ihm. Er hat es der Schwester von Peter Müller abgekauft und zwischenzeitlich auch schon vier Leute getroffen, die den Baumeister noch kannten.

52 200 Kilometer zeigt der Tacho, der letzte Ölwechsel erfolgte am 25. Mai 1961 beim Kilometerstand von 44 233 Kilometer, wie sich am "Plapperla" im Originalmotor noch ablesen lässt. "Im vergangenen Jahr bin damit 4500 Kilometer gefahren. Die weiteste Tour führte nach Obereisenheim zu einem Treffen", erzählt der Augenoptiker, der auch als Hobby-Archäologe interessiert durch die Gegend fährt (und auch marschiert).

Zehn Käfer-Modell hat er sich mittlerweile angeschafft, sieben davon sind fahrbereit. Daneben schraubt er an einem Karman Ghia und an einem R16 herum.