Ebern

Mahnung aus Zeit, da Menschen die Menschlichkeit vergaßen

Eine Schülerdokumentation Eberner Gymnasiasten befasst sich mit dem Schicksal jüdischer Altersgenossen während der Nazizeit.
Interessierte Ausstellungsbesucher kamen auch aus Mürsbach und Rentweinsdorf. Foto: Ralf Kestel
Interessierte Ausstellungsbesucher kamen auch aus Mürsbach und Rentweinsdorf. Foto: Ralf Kestel
Die Betroffenheit war greifbar unter den Besuchern der Ausstellungseröffnung. Das Studium der Wandtafeln, auf denen das Schicksal junger jüdischer Mitbürger aus den Haßbergen aufgezeigt wird, macht nachdenklich. "Es geht unter die Haut, lässt niemanden unberührt", meinte Info Hafenecker, der Vorsitzende des Bürgervereins am Sonntagnachmittag in der xaver-mayr-galerie. Ein Mahnmal, das an die Schrecklichkeit des Holocausts erinnert.

Die Ausstellung mit dem Titel "Vergissmeinnicht" ist das Ergebnis eines Praxis-Seminars Eberner Gymnasiasten und ein Vermächtnis aus dem Nachlass der kürzlich verstorbenen Heimatforscherin Cordula Kappner, die ihr ganzes Leben der Forschung über das Schicksal von Juden aus den ehemaligen Landkreisen Ebern, Hofheim und Haßfurt gewidmet hat.

"Die Ausstellung zeigt einen Teil unserer Geschichte, wie wir ihn uns nie mehr wünschen, weshalb wir daran in unserer Demokratie arbeiten müssen", sagte Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) mit Hinweis auf die Mitarbeit im Bündnis gegen Rechtsextremismus im Rahmen der Metropolregion Nürnberg. Hennemann: "Wenn man sich diese Einzelschicksal anschaut, weiß man, wofür man sich einsetzt - gegen solche Ausgrenzung bis hin zum Mord."

Über die vielen beeindruckenden Begegnungen mit Cordula Kappner berichtete Daniel Heß, der Geschichtslehrer unter dessen Regie das P-Seminar fast ein Jahr lang durchgeführt wurde. "Sie hat uns motiviert, aber auch unter Druck gesetzt. Das Projekt durfte nicht schief gehen. Frau Kappner war das Aufarbeiten der Schicksale der Kinder sehr wichtig."

Und so habe sie auch mitgeholfen, die notwendigen Finanzmittel aufzutreiben. "Sie gab mir einen Kontakt in Amerika mit den Worten: Schreiben Sie den an, der ist Millionär, der gibt Ihnen Geld." Was auch tatsächlich passierte, verbunden mit einigen Tipps, wie sich so eine Ausstellung auch vermarkten ließe.

"Mit diesem Startkapital ausgestattet, konnten wir das Projekt so angehen, wie wir uns das vorgestellt hatten und das hat uns mental und moralisch sehr gepuscht", bekannte Heß, auchim Namen einiger Schüler, die zur Ausstellungseröffnung gekommen waren. Ihnen allen zollte Heß ein dickes Lob. "Eine unglaubliche Leistung der Schüler, sich auf eine traurige Thematik so intensiv einzulassen. Die Ausstellung zeigt, was passiert, wenn Menschen das Menschliche vergessen und zu Tätern werden."

Die Ausstellung, die bis 13. August, während der Sonntagsöffnungszeiten der Galerie am Stadtberg besucht werden kann, ist für den Rest des Jahres bereits ausgebucht. Nach Ebern ist es das Staatsarchiv in der Würzburger Residenz. Im November wird eine englischsprachige Version auch in den USA gezeigt.
Auch für 2018 gibt es schon Terminvormerkungen. So auch in Israel, den USA und Kanada.